Das nackte, tote Mädchen wird auf den Rosen gefunden, die zur Feier am Grab des isländischen
Freiheitskämpfers Jón Sigurðsson niedergelegt wurden. Schon bald weiß man, dass die Tote heroinabhängig war, auch wenn Erlendur und seine Kollegen noch nicht wissen, wer sie war, konzentrieren sie ihre Ermittlungen zunächst auf die Drogenszene Reykjavíks. Erlendur bittet seine Tochter, die auch drogenabhängig ist, um Hilfe - was ihm einmal mehr seine eigene Hilflosigkeit vor Augen führt, was ihr Schicksal angeht.
Drogen, Prostitution, reiche Männer, die die Frauen ausnutzen und missbrauchen, das sind die offensichtlichen Themen von Indriðasons zweitem Islandkrimi von 1998. Noch intensiver als in Menschensöhne sind es aber auch typische isländische Probleme, die den Roman prägen. Die Thematisierung der Landflucht aus den westlichen Küstenregionen der Insel in die Hauptstadt und damit zusammenhängend der Bauboom erscheinen vor den politischen und wirtschaftlichen Ereignissen 2008 (Finanzkrise) in einem anderen Licht: Einige wenige Menschen reißen immer mehr Macht und Geld an sich und nutzen ihre Position skrupellos zum eigenen Vorteil aus... eine Entwicklung, welche sich begünstigend auf die katastrophalen Ereignisse auswirkte.
Die Protagonisten Erlendur und sein Kollege Sigurður Óli werden in diesem zweiten Band charakterlich ausgebaut. Die Lesung von Frank Glaubrecht ist wie gewohnt von hoher Qualität.
Arnaldur Indriðason, Todesrosen. Lübbe Audio 2011.
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