Gott, hilf dem Kind ist der elfte und letzte Roman von Toni Morrison.
Sehr blaue Augen und
Menschenkind konnten mich begeistern, bei diesem Roman bleibe ich etwas ratlos zurück. Ich habe lange an dem Audiobook herumgehört, lange Pausen gemacht und bin nicht so richtig warm geworden damit. Die wechselnden Erzählperspektiven gefielen mir nicht so recht, zumal mir bei einigen unklar blieb, was sie beizutragen hatten. Oft schien mir die Geschichte gespickt mit bedeutungsschweren Andeutungen und Querverbindungen, Metaphern, die ich nicht ganz zu entschlüsseln in der Lage war. Ich hatte am Ende das Gefühl, mir sei etwas Entscheidendes entgangen und das stimmt vermutlich. Das Leben der Protagonistin Bride (eigentlich Lula Ann Bridewell) ist eine krasse Achterbahnfahrt, ungeliebt in der Kindheit, weil sie für die farbige Mutter "zu schwarz" ist, aber dann erfolgreich in der Kosmetikbranche. Es folgt ein ebenso unglücklicher wie fragwürdiger Versöhnungsversuch mit einer Strafgefangenen, an deren Verurteilung Bride als Kind beteiligt war, und der so fehlschlägt, dass Bride wegen ihrer Verletzungen nicht arbeiten kann. Der undurchsichtige Freund hat sie unschön verlassen, aber sie macht sich dennoch auf den Weg, ihn zu finden. Auf dem Weg hat sie Unfälle und einige zufällige Begegnungen mit Menschen, die sie beeindrucken. Das alles wirkt nur lose aneinander gereiht, hat aber natürlich Verknüpfungen - für mich fehlte der rote Faden. Ein Thema, was immer wieder auftaucht, ist Kindesmissbrauch in verschiedenen Fällen mit unterschiedlichen Täter:innen. Dabei werden diese nicht offen gelegt, im oben bereits erwähnten Fall sogar Unschuldige verhaftet. Es gibt Zeug:innen und Mitwisser:innen, aber keine Strafen. Das ist bedrückend, um es vorsichtig auszudrücken.
Gott, hilf dem Kind würde ich definitiv nicht an Erstleser:innen von Toni Morrison empfehlen, für mich blieb es hinter den oben genannten Romanen deutlich zurück.
Toni Morrison, Gott, hilf dem Kind. Argon 2017.