Wenzels Pilz erschien erstmals 1993, als die Gentechnologie sehr langsam Formen annahm, die heute schon zu Realitäten geworden sind.
Es geht um die Freisetzung eines genmanipulierten Fliegenpilzes, der unerklärlicher-, aber für den Leser nicht wirklich überraschenderweise mutiert und damit Norwegens Wälder bedroht. Protagonisten des Buches sind Mitarbeiter einer Gentechnologiefirma, ein kritischer Journalist und ein aufgebrachter Biologe aus dem Berliner Naturkundemuseum, die schließlich gemeinsam.
Das Buch spielt in einer Zukunft, die einerseits heute bereits Realität und sich andererseits bereits überholt hat. Autor
Bernhard Kegel, von Haus aus selbst Chemiker und Biologe, liegt in seiner Einschätzung der Risiken und realen Gefahren der Gentechnologie leider richtig, einige seiner während des Lesen teils surreal anmutenden Fiktionen (Schafe, die sich selbst häuten, oder Ampeltulpen, die ihre Farbe wechseln), sind inzwischen nah an ihrer Verwirklichung (z.B. die Idee aus prähistorischer DNA die Mammuts wieder auferstehen zu lassen), - während einige seiner anderen Zukunftsvisionen (z.B. im Bereich Computer oder Gesellschaft) doch nun bereits veraltet anmuten. Aber es geht Kegel um die Risiken der Gentechnologie und die Naivität und Profitgier der Forscher und Industriellen, die damit auf Kosten der ganzen Welt Schindluder treiben.
Besonders beeindruckt hat mich Kegels Nachwort in meiner Ausgabe, in der er einige seiner Fiktionen in Relation zur Wirklichkeit von 1996 setzt, nur drei Jahre nach Erscheinen seines Buchs. Auch der heutige Umgang mit Gentechnologien 2009 ist geprägt von Verantwortungslosigkeit und Ignoranz den Gefahren gegenüber und Geldgier, unabhängig davon, ob ein Großteil der Bevölkerung dieses ablehnt oder nicht.
Wenzels Pilz ist sicherlich nicht das aktuellste Buch zu diesem Thema, aber es beleuchtet anschaulich und auch sarkastisch-unterhaltsam die Interessen der Beteiligten und verdeutlich die Gefahren des gedankenlosen Umgangs mit einer Technologie, deren Auswirkungen kaum abzuschätzen sind.
Bernhard Kegel: Wenzels Pilz, Heyne, München 1996.
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