Monday, February 23, 2009

Life's like an hourglass...



[...] There's a light at each end of this tunnel,
You shout 'cause you're just as far in as you'll ever be out
And these mistakes you've made, you'll just make them again
If you only try turning around.

2 AM and I'm still awake, writing a song
If I get it all down on paper, it's no longer inside of me,
Threatening the life it belongs to
And I feel like I'm naked in front of the crowd
Cause these words are my diary, screaming out loud
And I know that you'll use them, however you want to

But you can't jump the track, we're like cars on a cable,
And life's like an hourglass, glued to the table
No one can find the rewind button now
Sing it if you understand.

and breathe, just breathe...

Anna Nalick, "Breathe (2AM)", von Wreck of the day 2006.

Anna Nalick - auch so ein Fall von "Warten auf das zweite Album, das niemals kommt".
Die Hoffnung stirbt zuletzt. Auf der Website kann man zumindest schon den ersten Song "Shine" hören. Shine away, shine away...

Antonias Welt



Auch nach wiederholtem Sehen hat Antonias Welt nichts von seinem Zauber verloren. Es ist ein wunderbarer Film über Familie, Freundschaft, Frauen und Feminismus in seiner positivsten Form.
Antonia kehrt nach dem Ende des zweiten Weltkriegs mit ihrer Tochter in ihr Heimatdorf zurück und beginnt dort ein neues Leben. Stärkstes Sinnbild dieses Lebens ist die lange, im Garten stehende Tafel ist, an der alle Platz finden. Erzählt wird die Frauenfamiliensaga von der Urenkelin Antonias an dem Tag, als Antonia verkündet, dass dies der Tag sei, an dem sie sterben wird. Der Tod (wie auch andere Themen wie Homosexualität, Selbstmord, Mord, Sexualität im Alter, Vergewaltigung, Verlogenheit der Kirche,...) wird nicht tabuisiert, sondern als Teil des Lebens dargestellt: "Es muss gelebt werden!" sagt Antonia und krempelt die Ärmel hoch.
Die Charaktere sind verschroben, ungewöhnlich, schräg und dadurch liebenswert.
Natürlich schlägt sich der Film auf die Seite der Frauen, Männer kommen vor, stehen aber nicht im Mittelpunkt - weder im Mittelpunkt des Films noch im Mittelpunkt des Lebens von Antonia und ihren Nachkommen. Aber die Männer sind keine Feinde, sie können Verbündete, Wegbegleiter, Freunde und Geliebte sein, der Vergewaltiger bekommt aber seine gerechte Strafe.
1996 gewann der Film (Drehbuch und Regie Marleen Gorris) den Oskar als bester fremdsprachiger Film. Zu Recht.


Sunday, February 22, 2009

Der Augenblick



Hier oben im 12. Stock hoch über den Straßen der gefräßigen Stadt ist es plötzlich still. Würde man das Fenster öffnen, könnte man weit unten das Hupen, Quietschen, Brummen der Autos, Straßenbahnen und Busse hören, dazwischen die Polizeisirenen. Doch das Fenster bleibt geschlossen und der Raum schwebt über der Stadt. Sie ist sich nicht mehr sicher, ob hinter der geschlossenen Zimmertür der Flur ist, die Wohnungstür, das Treppenhaus? Wer weiß, ob der Fahrstuhl noch existiert?
Der Raum umschließt sie wie ein Kokon, sicher, warm. Sie schließt die Augen und auch der Raum verschwindet. Keine Wände mehr um sie herum, kein Fenster. Was bleibt, ist das Gefühl des Bettes unter ihr, der Arm um ihren Körper, sein Kopf an ihrer Schulter, seine Wärme. Das Ein- und Ausatmen ihrer beiden Körper.
Schließlich weiß sie nicht mehr, wo sie aufhört und er anfängt.
Nur Einatmen. Ausatmen.
Einatmen, ausatmen in die schwebende Stille hinein.

Bild: Quint Buchholz, Der Augenblick.

Eternal whisperings

It keeps eternal whisperings around
Desolate shores, and with its mighty swell
Gluts twice ten thousand Caverns, till the spell
Of Hecate leaves them their old shadowy sound.
John Keats, On the Sea (1817)

Tuesday, February 17, 2009

Kathy Reichs: Mit Haut und Haar



Zur Zeit ist mehr Hören als Lesen.
Hansi Jochmann hat auch Tempe Brennans 6. Fall wunderbar gelesen. Thematisch wandelt Krimiautorin Kathy Reichs diesmal im Bereich Artenschutz/Tierschutz. Bei einem Picknick findet Hund Boyd einige Knochen, die sich als hauptsächlich vom Bären stammend herausstellen - bis auf zwei kleine menschliche Handknochen.
Der Plot ist nicht unkompliziert, viele Personen, viele Ermittlungsstränge. Dabei taucht der unsympathische Detective Slidell auf, der wird aber zum Glück vom prinzenhaften Ryan und seinen kornblumenblauen Augen gründlich überdeckt. Tempe in Bestform, zynisch, selbstironisch, im passenden Maße emotional unsicher, aber kompetent und empathisch.

Kathy Reichs, Mit Haut und Haar, Random House 2004.

Buch Bein Flug Reim



Buch Bein Flug Reim

Warum ich mit dem Buch schon lange durch die Luft geflogen bin?
Wir fanden's kühl und still hier. Es kommen keine Leute hin:
Mit einem Buch am Bein
Fliegt man nie allein.

Bild: Quint Buchholz, Eines Morgens im November.
Text: Reinhard Lettau, aus: BuchBilderBuch. Geschichten zu Bildern. Sanssouci, München/Wien 2005.

Sunday, February 15, 2009

Das Apartment


Das Apartment - Musical-Aufführung vom 15.2.2009 am TAM in Bielefeld
Buch von Neil Simon, nach dem Film »The Apartment« von Billy Wilder und I.A.L. Diamond, Musik von Burt Bacharach.

Das Stück hat Freude bereitet, die Besetzung war gut bis sehr gut, Sandra Gerling (=Fran Kubelik) gefällt mir von Mal zu Mal besser und auch Sebastian Reck (=Baxter) war überzeugend depressiv, grau und überanstrengt. Glorreiche Nebenrollen (nämlich alle diese: Mrs. Liebermann/ Dr. Dreyfuss/ Mrs. Dreyfuss/ Andy Warhol (!)/ Sekretärin/ Weihnachtsmann/ Paradiesvogel/ Samba-Tänzer) spielte John Wesley Zielmann - sehr, sehr witzig und verantwortlich für das Gelingen der komödiantischen Teile des Musicals. Insgesamt hatte man den Eindruck, die Truppe hatte viel Spaß bei dieser Inszenierung.

Abschließendes Zitat der angetrunkenen Sekretärin: "Ich muss nachfärben gehen, die Bläue lässt nach."

Tuesday, February 10, 2009

Arnaldur Indridason: Gletschergrab



Arnaldur Indridason hat einige Kriminalromane ohne seinen beliebten Protagonisten Erlendur geschreiben. In "Gletschergrab" geht es um ein Flugzeug, dass gegen Ende des zweiten Weltkriegs mit brisanter Fracht über dem größten Gletscher Europas, dem Vatnajökull, abgestürzt ist und nun in den neunziger Jahren langsam von diesem wieder ausgespuckt wird.
Die Amerikaner, sowieso noch auf Island stationiert, wollen das Flugzeug um jeden Preis bergen, ohne dass jemand davon etwas mitbekommt.
So werden die isländischen Geschwister Elias und Kristin und deren amerikanischer Freund Steve plötzlich zur Zielscheibe des amerikanischen Geheimdienst und entkommen auf der Suche nach dem Geheimnis des Flugzeugs mehrfach nur knapp der Ermordung.
Die Auflösung ist überraschend: Kein Juden-Gold, keine Atombombe, keine geschmuggelten deutschen Wissenschaftler im "Gletschergrab". Nur einige Papiere, die von der Existenz einer 'Napoleon-Akte' zeugen...
Der Grabstein von Blondie auf einem südamerikanischen Archipel als Schlussbild des Romas lässt einen einmal mehr an Verschwörungen aller Art glauben und erinnert an die Subjektivität von Geschichtsschreibung.
Ulrich Pleitgen liest gut, "Gletschergrab" ist als Buch und als Audiobook empfehlenswert.

Arnaldur Indridason, Gletschergrab, Lübbe Audio, 2006.

Blond



Vorweg: Im Grunde ist mir die Haarfarbe meiner Mitmenschen fürchterlich egal.
Ich habe nichts gegen Menschen mit blonden Haaren, auch nichts speziell gegen Frauen mit blonden Haaren.
Aber heute war ich müde im Auto auf dem Weg nach Hause und schreckte hoch, als vor mir ein Heckscheibenaufkleber mit dem Schriftzug "Achtung - hier fährt eine Blondiene!" auftauchte. (Im Vorbeifahren sah ich auch noch das mit Kunstrasen ausgelegte Armaturenbrett und die Diddl-Maus am Mittelspiegel, aber das nur am Rande...)
Ich verstehe nicht, wieso man sich als blonde Frau mit dem Klischee der blonden Frau behängt - und dann liefert man auch noch die Bestätigung, dass man wirklich blöd ist, zumindest im Bereich der Rechtschreibung?
Soll man da "Zum Glück!" sagen, wenn man weiß, dass blond langsam ausstirbt?
Aber wenn mehr Frauen sich mit einem derart aussagestarken Aufkleber auf dem Auto schützen, vielleicht überlebt blond ja dann doch.

Tuesday, February 03, 2009

Lehrerblog

http://teacher.twoday.net

Patricia Cornwell: Staub



Franziska Pigullas Stimme ist für mich mehr mit Kay Scarpetta und Patricia Cornwell verbunden als mit den Schauspielerinnen, denen sie auch ihre Stimme leiht (z.B. Gillian Anderson oder Demi Moore). Inzwischen ist Cornwell bei Band 15 mit der Pathologin, die meisten davon hat Pigulla auch gelesen.
"Staub" kommt mit 6 CDs und 416 Minuten als gekürzte Fassung daher, vielleicht liegt es an der Kürzung, dass ich den Fall als ganz ordentlich wahrgenommen habe, wenngleich Cornwell insgesamt etwas nachgelassen hat. Vielleicht muss man das aber nachsehen bei derartig vielen Kriminalromanen mit den gleichen Hauptpersonen...
Pigullas Lesung schadet das jedenfalls nicht.

Patricia Cornwell, Staub, Hoffmann und Campe Hörbuch 2005.

Hakan Nesser: Das grobmaschige Netz



Eins meiner liebsten Hörbucher ist Hakan Nessers "Kim Novak badete nie im See von Genezareth", gelesen von Dietmar Bär, der wirklich ein großartiger Vorleser ist und auch als ordentlicher Tatort-Kommisar gelten muss.
Auch im TV liefen auch schon einige der Nesser-Krimis um Van Veeteren (gespielt von Sven Wollter), unter anderem auch "Das grobmaschige Netz". Ganz unbekannt war mir also die Story nicht, als ich das Hörbuch zur Hand nahm. Dieter Moor liest gut, in manchen Szenen intensiver, personenangepasster als in anderen, der ausgebrannte Van Veeteren wirkt durch seine Stimme durchaus glaubhaft.
Der Fall ist durch seine Dreigliedrigkeit sicherlich anders strukturiert als manch anderer Krimi: 1. Der angebliche Mord eines Lehrers an seiner Frau, der sich durch sein alkoholbedingtes Blackout aber an nichts erinnert und deswegen verurteilt wird - erzählt aus der Sichtweise eben dieses Lehrers, Van Veeteren ist zunächst nur Randfigur.
2. Der Mord an eben diesem Lehrer, der inzwischen in einer psychiatrischen Klinik behandelt wird, dazwischen erste Einblicke in die Gedankenwelt des tatsächlichen Täters.
3. Van Veeterens mühsame, aber erfolgreiche Aufklärung durch Suchen in der Vergangenheit des ersten Opfers.
Insgesamt guter Fall, ordentliches Hörbuch.

Hakan Nesser, Das grobmaschige Netz, Random House Audio 2006.

Sunday, February 01, 2009

Kathy Reichs: Der Tod kommt wie gerufen



Jeden Kathy Reichs Krimi schlage ich mit einer gewissen Erwartungshaltung auf, auch wenn es mit "Totgeglaubte leben länger" (2005) auch schon einen wirklich Flop gab. Der Vorgänger "Knochen zu Asche" (2007) war auch nicht unbedingt eine Glanzleistung. Kathy Reichs hat aber, ebenso wie Patricia Cornwell, den Bonus der Lieblingsautorin.
Heute morgen habe ich nun "Der Tod kommt wie gerufen" beendet und ich weiß nicht so recht. Er war nicht schlecht, hat an einigen Stellen Freude bereitet, vor allem in Bezug auf die Selbstironie der Protagonistin, wobei ich ihren Alkoholismusrückfall irgendwie überflüssig fand - für so etwas hatte ich Tempe Brennan eigentlich immer als zu stark eingeschätzt. Die Story aber, religiöse Kult-Morde in Charlotte, die irgendwie, aber doch nicht so richtig miteinander zu tun haben, wirft mich nicht gerade um. Richtig spannend wird es nicht, das Ganze plätschert nett vor sich hin und die Auflösung erscheint etwas plötzlich. Schlussendlich taucht auch der ersehnte Ryan wieder auf der Bildfläche auf, hat aber irgendwie unsympathische Konkurrenz - Charlie - bekommen - Tempe, was soll jetzt werden?
Aber was das angeht, warte ich wohl einfach bis zum nächsten Kathy Reichs, den ich ja sowieso lesen werde...

Kathy Reichs, Der Tod kommt wie gerufen, Karl Blessing Verlag, München 2008.