Paul erzählt von seiner einen Geschichte - der einen, die erzählenswert ist - in drei Teilen mit wechselnden Erzählperspektiven: Das rosarote Verliebtsein, die Krise und die Resignation - in ihrer Abfolge recht desillusionierende, traurige Schritte. Natürlich ist das ursprüngliche Setting, der unerfahrene junge Mann mit der viel älteren Frau, der in ihrem Leben selten Gutes widerfahren ist, schon auf das Scheitern angelegt und der Erzähler macht von Beginn an keinen Hehl daraus, dass diese Geschichte nicht gut ausgegangen ist. So nehmen einen die beiden Protagonisten zwar mit auf eine sehr intensive emotionale Reise, aber im Verlauf wird diese auch zur Anstrengung, vielleicht sogar zur Belastung. Man möchte, dass Paul mehr versteht, dass beide besser und mehr miteinander sprechen, offener sind, man möchte, dass Susan sich nicht aufgibt. Interessant ist noch der Aspekt, dass der Erzähler, der sich im Alter an diese Liebesgeschichte erinnert, sich darüber bewusst ist, wie subjektiv seine Erinnerungen an all dies sind. So relativiert sich alles - vielleicht bis auf die Bitterkeit, die in diesem Roman kontinuierlich mitschwingt.
Die einzige Geschichte ist stilistisch interessant und gut konstruiert - nicht ohne Grund gewann Julian Barnes den Booker Prize (2011). Dennoch habe ich es nicht mit besonderer Begeisterung gelesen.
Julian Barnes, Die einzige Geschichte. Argon 2019.
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