Mein ostwestfälisches Lieblingswort
weg und was Matthias E. Borner in seinem Buch (s.u.) dazu schreibt:
Bedeutung: her
Anwendungsbeispiel: "Haste schon gehöat - der Sohn von Jöstingmeyers heiratet. Ein gewisses Fräulein Lüchow." - "Na, das ist aber keine Gebüatige. Wo kommt die denn uasprünglich
weg?"
Die Verwendung des Partikels "weg" (bzw. genauer: "wech") anstelle des im Rest der Republik benutzten "her" ist eine der wenigen sprachlichen Eigenarten, die der Ostwestfale bewusst verwendet, ja, die er kultiviert hat und auf die er zurecht stolz ist. Während er in Gesprächen mit Auswärtigen durchaus diskussionsbereit ist, ob ein Wort wie "Bratskartoffeln" eventuell einen Buchstaben zuviel enthält, bleibt er stur, wenn es darum geht, "wegkommen" statt "herkommen" zu sagen.
Diese scheinbare Unbelehrbarkeit entspringt der Überzeugung, die einzig richtige Vokabel zu verwenden. Denn wenn jemand irgendwo herkommt, dann ist er ja nicht mehr dort, wo er ursprünglich war, sondern fehlt an jenem Ort - folglich ist er dort weg.
So weit, so logisch - das kann auch der erst kürzlich zugezogene Neu-Bielefelder nachvollziehen und schnell in seinen Sprachschatz übernehmen. Doch neben einfachen Anwendungen wie "Wo kricht man den in Sennestadt günstich Pölter wech?" gibt es auch schwierigere Satzkonstruktionen. So kann z.B. "wechkommen" auch eine Kombination aus "herkommen" und "weggehen" sein, z.B. wenn eine Mutter ihren Steppke beim Spielen in einer Mülltonne erwischt und ihn mit einem "Komm da sofort bei wech!" zu sich zitiert.
Matthias E. Borner, Pömpel, Patt und Pillepoppen. Grundwortschatz zum Überleben in Bielefeld. Ein Vokabeltrainer für Zugezogene in 55 Lektionen. Isselhorst 2008.
http://www.bielefelderisch.de