2003 schlug Yann Martels Roman Schiffbruch mit Tiger große Wellen und führte die Bestsellerlisten an. Einige Rezensionen sind bei perlentaucher.de zusammengefasst und verlinkt.
Die Geschichte ist verblüffend: Beim Umzug von Indien nach Kanada sinkt das Frachtschiff, auf dem sich Pi Patel, Sohn eines Zoodirektors, befindet. Als einziger Mensch rettet er sich auf ein Rettungsboot - einziger weiterer Passagier: Ein bengalischer Tiger namens Richard Parker. Die Geschichte ihrer gemeinsamen Odyssee ist unglaubwürdig und spannend zugleich.
Das Ende des Buches wirft die Frage auf, ob Pi mit der Tiger-Geschichte nur eine Parabel erzählt hat für eine ganz andere grausame Geschichte, die er, in Kurzform, den Japanern erzählt, die den Untergang des Frachtschiffs aufklären wollen. Was wahr, übertrieben, erträumt, halluziniert oder schlichtweg gelogen ist, bleibt im Ermessen des Lesers.
Die anfänglichen religiösen Wirrungen, Pi Patel ist Hindu, Christ und Moslem zugleich, haben schließlich keinen Einfluss mehr auf die Geschehnisse, was ein bisschen verwundert, denn die Einsamkeit und Verzweiflung des Schiffbrüchigen schreit geradezu nach religiöser Erlösung. Auch das Verwirrspiel der Erzählebenen (versagender Schriftsteller, Pi Patel, Tonbandaufnahmen, Protokolle,...) leuchtet am Ende nicht ein, es fehlt bei aller Spannung der große Bogen, der alles zusammenbringt und einen übergeordneten Sinn ergibt. Oder ich habe ihn nur nicht verstanden - möglich.
Angenehme Lektüre war es allemal, die Geschichte interessant und ungewöhnlich und damit eine gelungene Abwechslung vom literarischen Einerlei.
Yann Martel, Schiffbruch mit Tiger. Fischer, Frankfurt am Main 2005.
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