Nach den Romanen um mehr oder weniger verqueren Charakteren wie Ove, Britt-Marie oder Elsa und ihrer Oma schlägt Fredrik Backman in Kleine Stadt der großen Träume einen anderen Ton an. Zwar hatten auch die übrigen Romane stets ernste Töne, doch in dem kleinen Ort Björnstadt wittert man die Schwierigkeiten von der ersten Minute. Zumal auch der Autor von Anfang an nicht damit hinterm Berg hält, dass dramatische Ereignisse anstehen.
Eishockey soll Björnstadt retten: Die Junioren-Mannschaft ist erfolgreich und hat Chancen auf einen Sieg, die Sponsoren hoffen auf ein neues Leistungszentrum, neue Arbeitsplätze und Aufmerksamkeit für die Kleinstadt, die im Grunde seit Jahren im Sterben liegt. Beeindruckend facettenreich sind die Charaktere die Backmann in dem Eishockey-Team und in seiner Umgebung erschafft, sie sind glaubhaft, er gibt ihnen Tiefe und einen Background. Das bedeutet nicht, dass sie alle gut und ehrlich sind, vor allem wissen sie nicht immer, was das Richtige ist. Sie alle handeln in einem komplexen System und stehen unter großem Druck, denn diese Jugendlichen sollen die Zukunft aller in Björnstadt retten. Das kann nicht gutgehen.
Mit raschen Perspektivwechseln und Einschüben eines allwissenden (und leicht moralisierenden) Erzählers entwickelt Backman nach und nach eine hoch emotionale Geschichte, die allen Charakteren viel abverlangt. Viele von ihnen lässt er auf unterschiedlichste Weise daran wachsen und aus festgefahrenen Lebenssituationen entkommen, so dass aus der Katastrophe schließlich neue Chancen entstehen. Das ist sowohl vom Plot her als auch sprachlich beeindruckend.
Eine Begeisterung fürs Eishockey konnte der Roman nicht bei mir wecken, lässt mich aber mit einer noch höheren Meinung von diesem sympathischen schwedischen Autor zurück.
Fredrik Backman, Kleine Stadt der großen Träume. Fischer, Berlin 2017.
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