Kehlmanns Ich und Kaminski ist ein Roman mit gleich zwei Protagonisten, die mir unsympathisch sind. Der Ich-Erzähler, das Ich aus dem Titel, ist der arrogante Kunstkritiker und Journalist Sebastian Zöllner, der sich selbst schon auf den ersten Seiten als unsensibler, egozentrischer, auch gemeiner und oberflächlicher Versager entlarvt, der höchstens verdreht intelektuell ist. Der jagt nun dem zurückgezogen lebenden und von seiner Tochter entmündigten Maler Kaminski hinterher, um dessen Enthüllungsbiografie zu schreiben, wenn möglich, soll sie knapp nach dessen Tod veröffentlicht werden. Beim Urteil über den Maler schwankt man zwischen Mitgefühl für den verschusselten Alten und der Skepsis über seinen vielleicht doch nur rein manipulativen Charakter.
Nachdem sich Zöllner mit Bestechung und List Zugang zu Haus und freier Zeit mit dem Maler verschafft hat und ihn mit allen Mitteln zum Reden bringen will, bringt der Alte ihn dagegen dazu ihn mit auf eine Reise zu seiner verstorben geglaubten Geliebten zu nehmen, die der ohnehin verschuldete Journalist wider Willen bzahlt, nur um am Ende von der Tochter des Maler und dem Maler selbst ausgebotet zu werden, da dieser die Rechte für seine Lebensgeschichte bereits an einen Konkurrenten verkauft hat.
Das Ganze spielt sich auf knapp 170 Seiten ab, liest sich flüssig und ist sprachlich durchaus interessant. Die Story bzw. ihre Quintessenz erschließt sich mir jedoch nicht so recht. Wer manipuliert, wird am Ende selbst betrogen? Um das Leben/die Freiheit zu gewinnen, muss man zunächst alles (Geld, Frau, Beruf, Ruf,...) verlieren? Ich weiß ja nicht!
So ganz zufriedenstellend war die Lektüre daher nicht.
Daniel Kehlmann, Ich und Kaminski, Suhrkamp, Frankfurt a.M. 2005.
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