Merle Hilbk schreibt als freie Journalistin für Zeit und Spiegel und hat nun ein Buch mit dem Titel Tschernobyl Baby veröffentlicht. Ausgehend von eigenen Reisen ins belarussische Sperrgebiet und ihren Gesprächen mit Zeitzeugen in Belarus, der Ukraine und Deutschland schreibt sie (nicht nur) ihre Erlebnisse und Erinnerungen auf, eine Mischform aus Sachbuch und Roman.
Dabei wird deutlich, dass das belarussische und das deutsche Erleben der Katastrophe von Tschernobyl sich grundlegend unterscheidet und es bis heute schwer ist, diese unterschiedlichen Sichtweisen zu vereinen, da auch die Gesellschaftssysteme diese Unterschiede weiter forcieren.
Sie zeigt sowohl die Versuche (Initiativen "Kinder von Tschernobyl") zu helfen, sich die Hand zu reichen, als auch die Grenzen, die diese Hilfe hat.
Dabei wirft sie zudem einen kritischen Blick auf die Entwicklung der Anti-Atomkraft-Bewegung in Deutschland, beleuchtet den Werdegang einiger der Hauptakteure mit Interviews und persönlichen Eindrücken. Gerade vor dem aktuellen tagespolitischen Hintergrund, der Diskussion über den Atomausstieg Deutschlands nach Fukushima ist dies teilweise sehr lesenswert.
Interessant ist auf jeden Fall eine russische bzw. belarussische Perspektive einzunehmen, der Blick über den Zaun, der manchmal doch noch stabiler steht, als gehofft und gedacht.
Merle Hilbk: Tschernobyl Baby. Wie wir lernten, das Atom zu lieben. Eichborn, Frankfurt am Main 2011.
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