Wednesday, November 05, 2008

Die Welle

"Die Welle" von Morton Rhue (alias Todd Strasser) erschien bereits 1981 und ist damit bereits ein Jugendbuchklassiker.
Die Story ist simpel, aber schockierend:
Um seinen Schülern zu beweisen, dass es durchaus immer wieder zu einer Diktatur kommen kann, auch wenn man dieses in einer demokratischen Gesellschaft nach der NS-Zeit für unmöglich hält, startet der Geschichtslehrer Ben Ross an einer amerikanischen Highschool das Experiment "Die Welle", bei dem er nach und nach die Schüler durch geschickte Manipulation immer mehr in ein autokratisches Geflecht verstrickt ("Macht durch Disziplin! Macht durch Gemeinschaft! Macht durch Handeln!“), das er selbst am Ende nur schwer auflösen kann.
Im Frühjahr dieses Jahres erschien die deutsche Verfilmung des Buches von Dennis Gansel, die das Geschehen nach Deutschland verlegt. Dadurch bekommt die Story meines Empfindens nach eine noch dramatischere historische Komponente, gleichzeitig verliert sie aber auch etwas an Allgemeingültigkeit. Dikatatorische Strukturen - wieder in Deutschland, aber das Buch zeigt eigentlich gerade, dass so etwas überall und jederzeit möglich ist.
Sehr positiv in der Rolle des Lehrers finde ich Jürgen Vogel, ein etwas kantiger Schauspieler, eckig, aber charismatisch genug, um eine solche "Führerrolle" zu übernehmen.
Ich erinnere mich (erstaunlich genug, denn es ist lange her) an meine Eindrücke zum Buch: Es zeigt meinem Empfinden nach sehr gut, wie die unterschiedlichen Charaktere in unterschiedlicher Weise auf die Mechanismen der diktatorischen Strukturen reagieren und wie perfekt die Manipulation funktioniert, wie sozusagen nahezu jeder abgefangen, eingefügt und gleichgeschaltet wird, alle Zweifel und Auflehnung abgeschmettert werden.
Dies kommt im Film meiner Meinung nach weniger gut heraus.
Die Abänderung des Schlusses im Film ist in gewisser Weise Effekthascherei, das Erwachen der Schüler aus dem Trance der "Welle" müsste nicht durch einen Selbstmordkopfschuss auf die Spitze getrieben werden. Das Buch kommt mit einer Schlussversammlung und der Konfrontation der Schüler mit einem Bild von Adolf Hitler aus.
Dennoch ist der Film nicht schlecht gemacht und eine brauchbare Adaption der Geschichte ins heutige Deutschland.

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