Monday, April 26, 2010

James Krüss: Der Leuchtturm auf den Hummerklippen


"Alle Möwen heißen Emma. Bis auf eine. Die heißt Alexandra. Und die ist Freundin von Johann, dem Leuchtturmwärter auf den Hummerklippen."

Geschichten und Gedichte aus aller Welt, erzählt von Möwen, Menschen, Mäusen, Poltergeistern und Wassermännern für Möwen, Menschen, Mäuse, Poltergeister und Wassermänner. Und für Kinder, kleine und erwachsene.

Dabei kommt es nicht darauf an, dass die Geschichten wahr sind, sondern nur darauf, dass sie schön sind.

Hut ab, James Krüss!

James Krüss (1926-1997), Der Leuchtturm auf den Hummerklippen. Carlsen, Hamburg 2006.

Saturday, April 24, 2010

Hakan Nesser: Mensch ohne Hund


In Mensch ohne Hund schickt Hakan Nesser seinen neuen Inspektor Gunnar Barbarotti ins Rennen. Dieser taucht erst spät im Roman auf, nachdem wir bereits tief in die unheilvolle Familiengeschichte der Hermanssons eingetaucht sind. Zwei der Familienmitglieder verschwinden, als man sich anlässlich einer Familienfeier trifft, auf die sich aber niemand freut. Man weiß nicht, ob ein Zusammenhang besteht. Nesser deutet die möglichen Verbrechen an, lässt sie aber Barbarotti durch Beharrlichkeit aufdecken, so dass die vollständige Zerstörung der Familie erkennbar wird.
Barbarotti ist kein so düsterer Ermittler wie Van Veteren, er wettet mit Gott um dessen Existenz, er liebt und ist ein fürsorglicher Vater. Sympathisch.
Dietmar Bärs Stimme bringt Nessers Geschichte - wieder einmal - großartig zum Leben.
Mehr zum Roman bei krimi-couch.de
Hakan Nesser, Mensch ohne Hund. Random House Audio 2009.

Tuesday, April 20, 2010

Robert Gernhardt: Was ist Kunst?

Was ist Kunst?
Hab'n Sie was mit Kunst am Hut?
Gut.
Denn ich möchte Ihnen allen
etwas auf den Wecker fallen.
Kunst ist was?
Das:
Kunst, das meint vor allen Dingen
andren Menschen Freude bringen
und aus vollen Schöpferhänden
Spaß bereiten, Frohsinn spenden,
denn die Kunst ist eins und zwar
heiter. Und sonst gar nichts. Klar?
Ob das klar ist? Sie ist heiter!
Heiter und sonst gar nichts weiter!
Heiter ist sie! Wird es bald?
Heiter! Hab'n Sie das geschnallt?
Ja? Dann folgt das Resümee;
bitte sehr:
Obenstehendes ist zwar
alles Lüge, gar nicht wahr,
und ich meinte es auch bloß
irgendwie als Denkanstoß -
aber wenn es jemand glaubt:
ist erlaubt.
Mag ja sein, daß wer das mag.
Guten Tag.
"Was ist Kunst?" aus: Robert Gernhardt, Gedichte 1954-94, Haffmans Verlag, Zürich 1996.
Zur Heiterkeit bereit - Gastbeitrag für die F.A.Z., zehn Thesen zum komischen Gedicht

Sunday, April 18, 2010

Nothing Personal

Eine junge Frau steigt aus. Aus allem. Nur mit Zelt und Schlafsack wandert und trampt eine junge Holländerin Anne (Lotte Verbeek) durch Irland. Irritierend. Krank? Enttäuscht vom Leben, der Liebe, der Gesellschaft?
Dann stolpert sie in das Leben des Eigenbrötlers Martin (Stephen Rea), dessen Probleme ebenfalls schwer wiegen, auch wenn er mit seinem Haus und dem wohl organisierten Alltag ungleich angepasster wirkt. Er bietet ihr Essen für Arbeit und sie nimmt, verbunden mit der Abmachung, keine persönlichen Fragen zu stellen, an.
Man sieht ihnen bei ihrem Arrangement zu, sieht das rauhe und das schöne Irland, sieht das Elend und die Lebensfreude.
Doch Menschen sind nicht für die Einsamkeit gemacht, auch wenn Anne das gern so hätte. So nähern sie sich an. Das Ende ist verstörend und unklar, bietet viel Raum für eigene Interpretation. Genauso erfährt man nichts über die tatsächliche Geschichte der beiden - was ist ihnen eigentlich genau wiederfahren, was hat sie zu dem gemacht, was sie sind? Man spekuliert, man denkt, man vermutet.
Vielleicht liegt hier gerade der Reiz des Films - wir erfahren, dass es ein Leben ohne die eigene Geschichte, ein Leben ohne ein Miteinander nicht geben kann, so ist Leben nicht, auch wenn man es sich so wünscht. Aber das Vergangene muss nicht entscheidend das Leben im Jetzt bestimmen. Man kann immer weitergehen.
Urszula Antoniak, Nothing Personal, 2010.