Friday, July 01, 2011

Cody McFadyen: Das Böse in uns


Die Vox Crime Edition 2010 enthält Krimis von einigen namhaften Autoren wie Katzenbach oder Grangé, der Name McFadyen war mir noch unbekannt. Vielleicht nicht verblüffend, der Mann ist erst seit 2006 auf dem Krimiparkett. Vielleicht ist es ungeschickt mit einem dritten Band in die Reihe um Agentin Smoky Barett einzusteigen, andererseits kann man erahnen, dass der Grundtenor der Vorgänger auch nicht anders sein kann als bei Das Böse in uns. Und dieser Tenor ist - nunja - böse.
Gleich auf CD1 bekommt man die finstere Vorgeschichte der Protagonistin geschildert, Ehemann und Tochter auf schreckliche Weise ermordet, sie selbst entstellt. Und das ist erst der Anfang. Man wird hineingezwungen in die kranke Gedankenwelt eines religiösen Serienkillers, der per online-Videos die grausamen Details nicht der Morde, aber der sündhaften Geschichten der Opfer veröffentlicht. Im Namen der Wahrheit zwingt er sie zur Beichte, nur um sie im Anschluss daran zu töten. Über 140 Morde mit Hintergrundgeschichten, die an sich schon zu Albträumen reichen.
Ich bin nicht allzu empfindlich, was die Schilderung von brutalen und blutigen Details angeht, doch drängt sich mir bei McFadyen der Eindruck auf, diese seien zentrales erzählerisches Element. Übertriebene Gewalt, übertrieben dramatische Lebensgeschichten, überzogene persönliche Involviertheit von Smoky Barrett, die plötzlich auch noch eine Sündengeschichte (übertrieben!) zu beichten hat. Der Fall, die Kriminalistik, die Story, all dies bleibt zurück hinter all der Übertreibung und dem Ekel vor dem Geschilderten. Nein, so sieht kein guter Thriller aus.
Dem Audiobook muss man zugute halten, dass Franziska Pigulla eine gute Wahl für die Stimme von Smoky Barrett war, auch wenn dies bei mir Irritation hervorrief, weil ich ihre Stimme mit Kay Scarpetta (Patricia Cornwell) verbinde. Vielleicht haben die Kürzungen dem Roman auch nicht gut getan, aber gerade die Aufklärung des Falls geschieht brachial und ohne aufklärerisches Geschick, mehr per Zufall. Dagegen kommt der Killer viel zu lang und ausführlich und langweilig zu Wort, Dinge, die man nicht hören will.
Alles in allem sprachlich und moralisch leicht abstoßende, ansonsten mäßige Krimiunterhaltung. Keine Wiederholung nötig.
Cody McFadyen, Das Böse in uns. Audio Media Verlag 2010.

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