Monday, November 25, 2013

Huldar Breiðfjörð - Schafe im Schnee

Huldar Breiðfjörð ist Isländer und in seiner Heimat bereits mit zwei Reiseromanen erfolgreich gewesen, das bekanntere ist unter dem Titel Liebe Isländer in Deutschland erschienen. Schafe im Schnee wählte ich aus, weil Breiðfjörð darin über eine Reise zu den Färöer-Inseln berichtet.
Der Erzähler des Romans verbringt etwa einen Monat auf einigen der Färöer-Inseln, beschreibt seine Erfahrungen mit den Menschen dort und versucht Unterschiede und Gemeinsamkeiten mit den Isländern herauszufinden.
Leider wollte die Atmosphäre, der Funke oder der Charme der Inseln nicht so recht überspringen - zwar spricht der Erzähler durchaus mit viel Sympathie und Enthusiasmus von den Färingern und seinen Erfahrungen mit ihnen, seine Beschreibungen zeichneten für mich aber keine echten Bilder,  schon gar nicht von der Natur, der Schroff- und Schönheit derselben. 
Völlig verwirrend fand ich seinen Erzählstil, der von der zugrundeliegenden Ich-Perpektive mal dazu wechselte, den Leser (?) mit vertraulichen Du, mal mit Sie anzusprechen, dabei aber eigentlich zu sich selbst in der dritten Person sprechend... oder auch von sich selbst in der dritten Person sprechend. Erst vermutete ich Übersetzungspannen, dann aber gipfelte das Ganze im 31. Kapitel in einem seltsamen Finale. Es wird ein kirchenartiger Raum beschrieben, dann:
"Wir sitzen hinten mittig zu dritt zusammen - er, du und ich. Noch mit leichten Kopfschmerzen nach dem Wochenende, das wir im Mímir verbracht hatten, wo wir Föroya Bier tranken [...]"
Nach und nach tauchen in diesem Raum die wichtigsten im Buch vorkommenden Charaktere auf und es wird eine Art Bilanz oder Schlussfolgerung aus der bisherigen Reise gezogen, oder auch nicht, denn das wäre anmaßend, schreibt der Erzähler.
Im 32. Kapitel dann ein Tagebucheintrag mit einem Erzählstreich à la "Und dann wachte ich auf." Der Erzähler behauptet, in einem Hotel in Island zu sein und niemals zu den Färöer-Inseln gereist zu sein. 
Im letzten Kapitel beschreibt der Erzähler seine Abreise von den Inseln. 
Ohne diese letzten drei Kapitel hätte ich das Buch als mittelprächtigen Reisebericht betrachtet - nach diesem Schluss stehe ich ratlos da und weiß nicht, was ich Huldar Breiðfjörð nun glauben soll. Für einen Roman reicht das nicht, den Reisebericht streitet der Erzähler selbst ab. Das lässt mich, die Leserin, durchaus entnervt, unzufrieden und mit dem Wunsch nach einem "echten" und glaubwürdigen Reisebericht zurück. 

Huldar Breiðfjörð, Schafe im Schnee. Aufbau, Berlin 2013.

Saturday, November 23, 2013

Niagara


Today I received a postcard from Romania, sent by Andreea, who visited the Niagara Falls in 2005. Actually, that's the same year I went there. Here are some winter impressions from that trip with a lot of snow in December 2005




Friday, November 22, 2013

Terry Pratchett - Das Licht der Phantasie

Das Licht der Phantasie ist sicher einer von Pratchetts gelungensten Romanen. Rincewind und Zweiblum und ihre Abenteuer, der gealterte Barbar, die schrägen Zauberer und die kurzen Auftritte von TOD sind witzig und höchst unterhaltsam. Man lernt in diesem relativ frühen Werk viele der wesentlichen Aspekte der Scheibenwelt kennen.
Leider konnte Sebastian Krumbiegel (Sänger der Prinzen) die Charaktere nicht in allen Facetten darstellen. Zwar gibt er sich viel Mühe, den zahnlosen Barbar, den gestelzt sprechenden Zweiblum und TOD stimmlich entsprechend umzusetzen, insgesamt wirkt die Lesung aber etwas leblos-emotionslos. Einige Passagen wurden gekürzt, was dieser Hörbuchfassung sicherlich auch nicht gut getan hat. Gerade das Ende des Romans, die Auflösung, fällt nahezu komplett weg, was nicht nachvollziehbar ist. Hier ist es vermutlich empfehlenswert, auf die ungekürzte Lesung von Volker Niederfahrenhorst zurückzugreifen.

Terry Pratchett, Das Licht der Phantasie. Heyne Hörbuch 2002.

Sunday, November 17, 2013

Terrified


No one I'll rather be with than you
Never say the word, but our eyes always do
My head explodes and my mind's a mess
And I'm dying to move like young boys do

No one I'll rather be with than you
Away with the bothers and the saddest of news
Sober or not, high and down below, days you know
But nothing flows

You see me, like no one, saw me before

And this part terrifies me so

No one makes me free like you make me
I speak my mind, I'm honest and I'm cruel
I lay out my cards, I'm a joke, I'm a fool
But the beast in my sleeps oh so peacefully
Oh so peacefully

You see me, like no one, saw me before
Anna Ternheim, Terrified (from Leaving on a Mayday, 2008)

Khaled Hosseini - Traumsammler

Khaled Hosseinis Traumsammler umfasste als Audiobook über 13 Stunden und war damit eine lange Hörherausforderung. Das Buch begleitete mich viele Tage lang, was irgendwie gut dazu passte, dass der Roman so viele Erzählstufen/-ebenen hat.
Abdullah und seine kleine Schwester Pari wandern mit ihrem Vater durch die afghanische Wüste nach Kabul, er erzählt ihnen ein Märchen: Ein Djinn entführt den kleinen Jungen einer armen Familie. Dem Vater raubt dies schier den Verstand, er bricht zu einer beschwerlichen Reise auf, um den Jungen wiederzubekommen. In dem Palast des Djinn angekommen, sieht er, dass sein Junge dort ein besseres Leben und eine hoffnungsvolle Zukunft hat, trotz seiner Trauer lässt er ihn dort und wird dafür von dem Djinn belohnt.
Erst hinterher wird klar, dass dieses Märchen als Parabel für die bevorstehenden Geschehnisse des Romans steht: Der Vater lässt Pari bei einer reichen, aber kinderlosen Familie in Kabul, Abdullah, der mit seiner Schwester extrem verbunden ist, zerbricht beinahe daran.
Hosseini entspannt auf diesem Anfangskonflikt die Lebensgeschichten von zahlreichen Personen, die teils direkt, teils indirekt, teils nur sehr entfernt mit dem Leben von Abdullah und Pari verbunden sind. Die Details ihrer Erzählungen und die unterschiedlichen Perpektiven verbinden sich nach und nach kaleidoskopartig zu einem vielschichtigen Gesamtbild. Nichts ist schwarz oder weiß, alle Beteiligten hatten ihre eigenen Beweggründe, ihren eigenen Handlungsantrieb, der die Geschichte über die Jahre beeinflusst hat.
Lange vor dem tatsächlichen Schluss des Romans ahnt man schon, dass es wohl kein Happy End geben wird, Pari und Abdullah finden sich nicht im eigentlichen Sinne wieder. Dennoch gibt es die Möglichkeit zu Glück und Erkenntnis.
Der Erzählstil Hosseinis ist unbestritten wunderbar, er zeichnet die Charaktere und Orte lebendig und glaubhaft. Man taucht ein in seine Welt, am besten vor allem in die Realität Afghanistans damals und heute, der Armen und der Reichen, die er am detailliertesten schildert. Die anderen Orte in Frankreich, Griechenland oder den USA bleiben dahinter zurück, wirken blasser im Vergleich.
Trotzdem ging es mir beim Traumsammler auch wieder ähnlich wie beim Drachenläufer: Trotz der guten Erzählung ist da ein Unbehagen, ein Nicht-warm-werden mit den Protagonisten, eine Fremdheit. Vielleicht sind sie zu glaubhaft, spiegeln zu sehr, dass kein Mensch wirklich gut ist, jeder vielmehr seine eigenen Ziele egoistisch verfolgt und dafür eben auch bereit ist, das Unglück anderer in Kauf zu nehmen. Das will man vielleicht nicht so deutlich vor Augen geführt bekommen.
So ist da Hochachtung vor dem erzählerischen Talent, aber es bleibt auch ein zutiefst subjektives Nicht-so-sehr-mögen.

Khaled Hosseini, Traumsammler. Argon 2013.

Sunday, November 10, 2013

Jonathan Stroud - The Screaming Staircase


Ever since reading the first book of the Bartimaeus series I'm a fan of Jonathan Stroud's writing. Even if some of his other, earlier novels (e.g. The Heroes of the Valley) have proven not to be as good as Bartimaeus. It was no question that I'd read his new series Lockwood & Co.
As in Bartimaeus Stroud constructs a new reality based on the real thing. The story is set in London but since some decades now the city and the whole country is haunted. There are ghosts everywhere and apart from being scary they are also quite dangerous, you can die from being "ghost-touched". Stroud does a great job in describing the atmosphere and the rules of this alternative society.
There are bigger and smaller agencies that can be hired to get rid of the unwanted visitors, with iron, silver and rapiers the youn agents (only the young can really see, hear and feel properly) fight the ghosts and destroy their sources - usually an object connected to their untimely death.
The smallest agency is Lockwood & Co. with only three members, all young, no adult supervisors. One night something goes wrong and in defending their lives they burn down their costumer's house. To pay their debt they only have one chance - to conquer one of Britain's most haunted houses and solve the mystery of The Screaming Staircase.
Stroud tells the story through the eyes of the talented young agent Lucy who just joined Lockwood & Co. She isn't fully aware of all her skills, there's more to explore for sure in the books to come.
All three main characters are likable but not perfect, they're young, they make mistakes - which leaves plenty of room for younger readers to identify with them.

The story takes some unexpected turns, Stroud speeds things up, slows them down again, including some cliffhangers when doing a flashback to explain the background story - it's hard to put the book down because you desperately want to know how the story turns out.
I thoroughly enjoyed reading it, I liked the idea of this haunted society, I liked the characters and the plot was mostly well-designed. I'm looking forward to the next book of the series.

Jonathan Stroud, Lockwood & Co. - The Screaming Staircase. RHCP Digital, London 2013.

Unni Wilhelmsen - Things on their way out

things on their way out
just things on their way out
things are coming
and things are going
but these are on their way out

a fork is rusty
an old can of corn
a friend doesn't call anymore
and that blanket is torn
a dried out plant
that record I hate
underwear, too small
and the pieces of a plate
a bag full of garbage
the ebb of a flu
one glove that I've lost
and the feeling of you...
an empty mascara
last years christmas cards
a t-shirt that bores me
used tickets won't get me far
a pet that died
and a thought that just occurred
that lightbulb is broken, I think
and the things that you were...

things on their way out
just things on their way out
things are coming
and things are going
but these are on their way out

Unni Wilhelmsen, Things on their way out, 
on To whom it may concern, 1998.

Friday, November 08, 2013

Gotthold Ephraim Lessing - Nathan der Weise


Nathan der Weise von Lessing gilt als ein wegweisendes Werk der Deutschen Aufklärung, besonders bekannt ist die Ringparabel. Ich meine, ich müsse es bereits vor langer Zeit einmal gelesen haben, erinnerte mich aber nur noch bruchstückhaft. Auf der Bühne habe ich es noch nicht gesehen, aber besitze seit Jahren eine szenische Lesung der Deutschen Grammphon. Unter den Sprechern ist auch Ernst Deutsch, der mit der Rolle des Nathans große Erfolge feierte und die Rolle ab den 50er Jahren an vielen deutschen Theatern verkörperte.
Der Zugang zum Werk ist durch die Theaterlesung natürlich deutlich erleichtert, gelesen sind Dramen schwerere Kost. Die Figuren sind mir dennoch leicht fremd geblieben, nicht zuletzt vielleicht auch wegen des ungewohnten Sprachgestus. Faszinierend ist aber der aufklärerische Grundgedanke von Toleranz und Vernunft und die Deutlichkeit und Zielstrebigkeit, mit welcher Lessing diesen in der Figur des Nathan präsentiert. Zu Recht wird das Stück immer noch aufgeführt - wir alle täten nicht schlecht daran, uns mehr in Toleranz zu üben.

Gotthold Ephraim Lessing, Nathan der Weise. Deutsche Grammophon 2004.

Siegfried Lenz - Der Anfang von etwas

Siegfried Lenz ist einer der großen deutschen Erzähler und die Romane, die ich von ihm bisher gelesen habe, gefallen mir sehr gut. Es sind meistens langsame und leise, aber sehr tiefgründige Geschichten. So auch diese Sammlung von Kurzgeschichten: Der Anfang von etwas. Meistererzählungen.
Sie beginnen alle sehr unauffällig, eine Alltagssituation oder zumindest eine scheinbar alltägliche Situation, in die der Leser - typisch Kurzgeschichte - hineingeworfen wird. Erst nach und nach wird das Dramatische, das Tragische der Situation deutlich - der todkranke Junge, dessen Geburtstag vorgezogen wird (Der sechste Geburtstag, 1964), oder der Seemann, der sein Schiff verpasst, das kurz darauf untergeht und er - für tot gehalten - die Chance auf einen Neubeginn wahrnimmt (Der Anfang von etwas, 1958).
Ich bin kein großer Freund von Kurzgeschichten, mir erscheint die Textlänge oft zu kurz, um mich ganz ins Geschehen hineinziehen zu lassen und Freundschaft mit den Protagonisten zu schließen. Lenz' Erzählungen haben mir trotzdem viel Freude bereitet.

Siegfried Lenz, Der Anfang von etwas. Meistererzählungen. Hoffmann und Campe, Hamburg 2009.

Sunday, November 03, 2013

Yesterday's card collection

Sometimes it is just amazing what you can find in your mailbox if you are a postcrosser. Check out this collection of cards I got yesterday:



This is a Gibson ES-350T, the model that - according to the card - Chuck Berry wrote and played his songs with. It is on display at a restaurant called Blueberry Hill in St. Louis, Missouri, USA. The card was sent by Mary in St. Louis.



The artist of this Art Nouveau card is Eugène Samuel Grasset, the title is Encre L. Marquet and it's from 1892. It was sent by Manja, a new postcrosser from the Netherlands.



This postcard sent by Emily shows the traditional farming techniques in rural Taiwan.



This amazing picture shows a waterspout in Sochi, Black Sea. Wow... The postcard was sent by Yuliya from Russia.



Here's a black & white Australian maxi card showing astronaut Buzz Aldrin on the moon and the headline that went with it on the stamp. In Germany, maxi cards aren't sold by post offices, Australia sells them as sets. This one came from Ally in Hobart, Australia.