Huldar Breiðfjörð ist Isländer und in seiner Heimat bereits mit zwei Reiseromanen erfolgreich gewesen, das bekanntere ist unter dem Titel Liebe Isländer in Deutschland erschienen. Schafe im Schnee wählte ich aus, weil Breiðfjörð darin über eine Reise zu den Färöer-Inseln berichtet.
Der Erzähler des Romans verbringt etwa einen Monat auf einigen der Färöer-Inseln, beschreibt seine Erfahrungen mit den Menschen dort und versucht Unterschiede und Gemeinsamkeiten mit den Isländern herauszufinden.
Leider wollte die Atmosphäre, der Funke oder der Charme der Inseln nicht so recht überspringen - zwar spricht der Erzähler durchaus mit viel Sympathie und Enthusiasmus von den Färingern und seinen Erfahrungen mit ihnen, seine Beschreibungen zeichneten für mich aber keine echten Bilder, schon gar nicht von der Natur, der Schroff- und Schönheit derselben.
Völlig verwirrend fand ich seinen Erzählstil, der von der zugrundeliegenden Ich-Perpektive mal dazu wechselte, den Leser (?) mit vertraulichen Du, mal mit Sie anzusprechen, dabei aber eigentlich zu sich selbst in der dritten Person sprechend... oder auch von sich selbst in der dritten Person sprechend. Erst vermutete ich Übersetzungspannen, dann aber gipfelte das Ganze im 31. Kapitel in einem seltsamen Finale. Es wird ein kirchenartiger Raum beschrieben, dann:
"Wir sitzen hinten mittig zu dritt zusammen - er, du und ich. Noch mit leichten Kopfschmerzen nach dem Wochenende, das wir im Mímir verbracht hatten, wo wir Föroya Bier tranken [...]"
Nach und nach tauchen in diesem Raum die wichtigsten im Buch vorkommenden Charaktere auf und es wird eine Art Bilanz oder Schlussfolgerung aus der bisherigen Reise gezogen, oder auch nicht, denn das wäre anmaßend, schreibt der Erzähler.
Im 32. Kapitel dann ein Tagebucheintrag mit einem Erzählstreich à la "Und dann wachte ich auf." Der Erzähler behauptet, in einem Hotel in Island zu sein und niemals zu den Färöer-Inseln gereist zu sein.
Im letzten Kapitel beschreibt der Erzähler seine Abreise von den Inseln.
Ohne diese letzten drei Kapitel hätte ich das Buch als mittelprächtigen Reisebericht betrachtet - nach diesem Schluss stehe ich ratlos da und weiß nicht, was ich Huldar Breiðfjörð nun glauben soll. Für einen Roman reicht das nicht, den Reisebericht streitet der Erzähler selbst ab. Das lässt mich, die Leserin, durchaus entnervt, unzufrieden und mit dem Wunsch nach einem "echten" und glaubwürdigen Reisebericht zurück.
Huldar Breiðfjörð, Schafe im Schnee. Aufbau, Berlin 2013.
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