Sunday, December 08, 2013

Daniel Kehlmann - F


Auf "Spiegel online" rezensierte Sebastian Hammelehle Daniel Kehlmanns Roman F und endete mit der harschen Kritik im Sinne von F = Firlefanz.
Obwohl ich diesem Urteil nicht zustimme, ist die inhaltliche Zusammenfassung Hammelehles sehr gut gelungen. Denn durchaus komplex sind die die vielen Erzählebenen des Romans, die sich verwirrend überschneiden, ergänzen und teils widersprechen. Die Protagonisten entstammen einer Familie, hängen aneinander und wirken dennoch seltsam wenig verbunden. Gleichzeitig stehen sie symbolhaft für verschiedene Bereiche einer kaputten Gesellschaft, die unaufhaltsam ins Verderben trudelt. In dem man den Charakteren dabei zusieht, wird einem zunehmend unwohler. Gleichzeitig versucht Kehlmann auch sprachlich-erzählerische Verwirrspiele, Wiederholungen, Verzerrungen...
Im ersten Drittel empfand ich noch Spannung und Neugier auf die nächsten Wendungen, doch blieben größere Erkenntnisse oder Auflösungen aus. Tatsächlich wirken die Konstruktionen am Ende hohl und nichtssagend, sie werden nicht mit Bedeutung gefüllt, was wiederum vielleicht der Spiegel einer leeren, bedeutungslosen Gesellschaft ist. Hoffnung gibt es keine, denn selbst die jüngste des Familienclans tritt in die verlogenen Fußstapfen von Vater und Großvater, spielt ihr Leben, anstatt wahrhaftig nach Bedeutung zu suchen oder Dinge zu verändern.
So bleibt man nach der Lektüre von F mit einem Unwohlsein zurück, ob gewollt oder nicht. Sprachlich hat Kehlmann einen wohlgeschliffenen Roman abgeliefert, er enttarnt Verlogenheiten und Betrug auf vielen Ebenen der Gesellschaft, mehr aber - leider - auch nicht.

Daniel Kehlmann, F. HörbuchHamburg 2013.


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