J.K. Rowling hat ihren ersten Kriminalroman Der Ruf des Kuckucks unter dem Pseudonym Robert Galbraith verfasst, da dies aber innerhalb kürzester Zeit bekannt war, hätte sie sich das vermutlich sparen können. Im Oktober soll nach Band zwei, Der Seidenspinner, nun bereits der dritte Band erscheinen (englischer Titel: Career of Evil).
Der Ermittler der Reihe ist Cormoran Strike, ein Afghanistan-Veteran mit einer Beinprothese, der gerade seine Verlobte verlassen hat, in seinem Büro wohnen muss und finanziell am Abgrund steht. Da ist ihm die von der Zeitarbeitsfirma ins Haus geschickte Robin eigentlich gar nicht recht, sie erweist sich aber als äußerst hilfreich für den unerwarteten spektakulären Fall, in dem er recherchieren soll.
Der Bruder des Topmodels Luna Landry beauftragt ihn, ihren von der Polizei als Selbstmord deklarierten Sturz vom Balkon ihres Apartments noch einmal zu überprüfen. Strike begibt sich in die Welt der Londoner Reichen und Schönen und stößt schon bald auf erste Dinge, die ihn stutzig machen. Mit Beharrlichkeit und Kombinationsgabe findet er schließlich heraus, was geschehen ist.
Rowling hat mit Cormoran Strike und der findigen Assistentin Robin ein klassisches Ermittlerduo geschaffen. Sie erfindet das Genre keineswegs neu, verzichtet auf die in vielen (Psycho-) Thrillern inzwischen üblichen Gruseleffekte durch die detaillierte Darstellung von pyschischer oder physischer Gewalt, sondern entwickelt langsam, aber kontinuierlich das Netz der Geschichte. Sie benötigt kein Deus ex Machina, um den Fall zu einem Ende zu bringen, sondern setzt die Lösung aus vielen kleinen Puzzlestücken am Ende zusammen. Um den Spannungsbogen zu halten, lässt sie den Leser nicht an allen Gedanken Strikes teilhaben, ein "Mitraten" ist möglich. Sprachlich-stilistisch ist Der Ruf des Kuckucks in der Schilderung detailreich, aber dabei klar und nicht überbordend. Die Charaktere werden in ähnlicher Weise gezeichnet, die beiden Protagonisten haben sicherlich noch deutlich Raum zur Entwicklung, vor allem Robin als weiblicher Counterpart sollte definitv selbstbewusster werden, diesbezüglich hoffe ich auf Band zwei. Nach all den schwermütigen und vom Leben hart gezeichneten, nahezu depressiven Ermittlern ist Strike trotz seiner Lebensgeschichte erstaunlich aufgeräumt und fokussiert. Das passt zum klassischen Setting dieser Detektivgeschichte und ist geradezu erholsam.
Robert Galbraith, Der Ruf des Kuckucks. Blanvalet Verlag, München 2013.
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