Friday, April 08, 2016

Virginia Woolf - Ein eigenes Zimmer


Porträt Virginia Woolf, 1902. Fotografie von George Charles Beresford
Eine Leseliste, wie die der Bücherkultur Challenge, führt zu einer Beschäftigung mit literarischen Werken, die man bislang vielleicht links liegengelassen hat.
Virginia Woolf (1882-1941, britische Schriftstellerin und Verlegerin) gehört zu den unerwarteten Entdeckungen auf dieser Klassiker-Reise. Das Essay Ein eigenes Zimmer (A Room of One’s Own) von 1929 gehört zum Lesekanon der modernen Frauenbewegung. Woolf hatte den Auftrag einen Vortrag zum Thema Frauen und Literatur zu schreiben, setzte dies aber in besonderer und besonders eindrücklicher Form um. Sie selbst wuchs noch unter dem Einfluss der viktorianischen Zeit auf, weswegen sie als Mädchen eine andere Bildung erfuhr als die Jungen zu der Zeit. Nach dem ersten Weltkrieg und durch die Veränderungen im englischen Recht (wie zum Beispiel dem Wahlrecht, freie Berufswahl und dem Recht auf Besitz) war es ihr möglich, eine Karriere als Schriftstellerin zu verfolgen.
Ihr Essay greift die Problematik der in der Bildung benachteiligten Frauen auf und reflektiert, was diese Benachteiligung und vor allem auch materielle Abhängigkeit von Männern für die schriftstellerische Arbeit der Frauen bedeutet. Sie haben nicht nur mit den allgemeinen Hürden des Schreibens an sich zu kämpfen, sondern können auch auf weniger Vorbilder und Traditionen zurückblicken. Zudem sieht Woolf in dem "eigenen Zimmer" eine Grundvoraussetzung, um das Schreiben überhaupt zu ermöglichen. Das "eigene Zimmer" steht als Metapher für Privatsphäre und Unabhängigkeit, im geistigen wie im materiellen Sinne. Erst dann kann es Frauen möglich sein zu schreiben. Sie thematisiert auch, dass die Verantwortung für Familie und Haushalt zu haben, dieser Unabhängigkeit konträr gegenübersteht und das Schreiben verhindert.
Der gesamte Text des Essays steckt voll interessanter Thesen und Ideen, ist für seine Entstehungszeit 1929 höchst visionär und (leider) auch immer noch aktuell. Es ist sicher ein Text, der auch eine wiederholte Beschäftigung verdient hat und sein hoher Rang in Bezug auf die Frauenbewegung und die Frauenliteratur ist absolut nachvollziehbar.

2 comments:

Fragmentage said...

Oh fein, den habe ich auch für "ganz bald .. irgendwann" auf der Liste. Mir macht die Klassiker-Challenge auch richtig viel Freude :)

Fragmentage said...

Oh fein, den habe ich auch für "ganz bald .. irgendwann" auf der Liste. Mir macht die Klassiker-Challenge auch richtig viel Freude :)