Sunday, March 04, 2018

Jonathan Stroud - Die Eisfestung

Die Eisfestung ist eine mittelalterliche Burg in England. Es ist Winter und die drei Jugendlichen Emily, Simon und Marcus wissen nicht so recht, was sie mit sich anfangen wollen. Der Zufall treibt sie alle zu der Burg, in deren Burggraben man immerhin Schlittenfahren kann. Sie kennen sich bis zu diesem Tag nicht: Emily ist Einzelkind und ihre Eltern lassen ihr viele Freiheiten, Simon leidet unter seinen groben Brüdern, die ihn schikanieren, und Marcus kommt aus einem weiter entfernten Ort. Letzterer ist völlig begeistert von der Burg und den Geschichten, die sich dort ereignet haben. Obwohl die Burg von einem (nicht allzu zuverlässigen) Wachmann überprüft wird, gelingt es den dreien einzusteigen. Sie erforschen das Gemäuer, doch die Zeit reicht nicht aus, um alles zu erkunden, daher beschließen sie, noch einmal wiederzukommen und dort zu übernachten - ein Abenteuer mit vielen spannenden Momenten und einer guten Portion Gespenstergeschichten.
Doch als Marcus am nächsten Morgen verschläft, nimmt die Geschichte eine andere Wendung. Er bekommt Ärger mit seinem Vater zuhause und flieht zurück in die Burg, wo ihn Emily und Simon wieder aufspüren. Plötzlich wird aus dem Burgspiel Ernst, denn natürlich sucht Marcus' Vater und kurz darauf auch die Polizei nach ihm... Eine handfeste Belagerung, wie aus einer von Marcus' Geschichten, beginnt.

Jonathan Strouds Schreibstil macht Die Eisfestung zu einem leicht zu lesenden Abenteuer. Auch die Idee einer Belagerung in der Jetztzeit ist interessant (Originaltitel: The Last Siege). In der Grundanlage sind auch die Charaktere der Protagonisten in Ordnung, Emily emotional, aber vernünftig, Simon begeisterungsfähig und tatkräftig, wobei Marcus manipulativ und fantasievoll zugleich ist. Dennoch bleiben die drei seltsam flach und entwickeln sich nicht in vollem Potenzial. Allein Emily, aus deren Sicht wir die Geschichte miterleben, zeigt Züge von Reflexion und Weiterentwicklung in ihrem Charakter. Was ich am meisten vermisst habe in Die Eisfestung ist der Humor und Sarkasmus, der Jonathan Strouds andere Bücher durchdringt, sei es die Bartimäus-Reihe oder die Geisterserie um Lockhart & Co. Es ist, als hätte der Autor hier bewusst ernsthaft mit seinem Thema umgehen wollen. Aber untertitelt als Thriller bleibt die Geschichte dann doch ziemlich bodenständig und vorhersehbar, die Spannung gerade im Showdown springt nicht so recht über.

Jonathan Stroud, Die Eisfestung. cbt, München 2009.





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