Sunday, February 28, 2021

Lämmerweg - Etappe 1 - Ubbedissen-Eisgrund

Den Bielefelder Lämmerweg gibt es seit 2007. Es ist ein ca. 20 km Wanderweg, der seinen Namen nach einer Wanderschafherde erhalten hat. Die Schafherde gehört der Stiftung Bethel und beweidet Flächen im Teutoburger Wald und in der Senne.
Seinen Startpunkt hat der Lämmerweg in Ubbedissen, er endet am Landschaftspflegehof Ramsbrock. Letzterer erhält auch die drei Euro Schutzgebühr als Spende, wenn man den Naturerlebnisführer zum Lämmerweg erwirbt. Ich habe in diesen Corona-Zeiten eine E-Mail an das Bezirksamt Senne geschrieben und innerhalb von wenigen Tagen ein Exemplar zugesandt bekommen - toller Service!
Um den Lämmerweg noch attraktiver zu machen werden in dem Naturerlebnisführer fünf Rundwanderwege dargestellt. Alle enthalten eine Teilstrecke des Lämmerwegs plus einen Rundweg, der aber vor Ort auch als Schleife des Lämmerweg ausgeschildert wird. 

Etappe 1 startet in Ubbedissen am Naturfreundehaus Teutoburger Wald. Ich habe sie nicht ganz dem Wanderführer entsprechend gemacht, sondern bin die Rundwegschleife andersherum gegangen.
Angegeben sind folgende Längen für diese Etappe: Hinweg 4,4 km, Rundwanderung 10,7 km und der Rückweg dann mit 6,6 km.
Diese Angaben erscheinen mir etwas hochgegriffen.

Vom Startpunkt aus geht es durch Buchenwald hinab nach Lämershagen und in meiner Variante die gleichnamigen Treppen wieder hinauf. Dort geht man auch ein kurzes Stück des Hermannswegs, bis man zum Parkplatz Eisgrund abbiegt, um auf den Rundweg einzubiegen.
Das Teilstück bei Lämershagen führt für ein Stück an der Autobahn entlang, deswegen bin ich bei meiner Tour den Rundweg nicht bis zu Ende gegangen, sondern habe eine Querverbindung eingeschlagen und bin erst kurz vor dem Parkplatz beim Naturfreundehaus wieder auf den Lämmerweg gestoßen. Dies kürzte den Weg natürlich auch ein wenig ab, so dass ich laut Komoot 10,5 km gewandert bin.  Hier die getrackte Tour:


Hier ein paar Fotoeindrücke, beim Start war es noch trüb und neblig, aber es klarte noch auf.  



Lämershagener Treppen

Das Lämmerwegschild: Schaf mit Laufschuhen...

Autobahnunterführung



Diese Etappe hat schönen Buchenwald zu bieten!

Saturday, February 27, 2021

Rolf Lappert - Nach Hause schwimmen

Rolf Lapperts Nach Hause schwimmen stand 2008 auf der Shortlist des Deutschen Buchpreises. Deswegen, und auch weil mir Lapperts Jugendroman Pampa Blues gut gefallen hatte, waren meine Erwartungen an den Roman hoch. 

Es beginnt auch vielversprechend - ein kleiner Knirps namens Wilbur, dessen tragischer Start ins Leben von skurillen Schicksalsschlägen nur so wimmelt. Die ihn umgebenden Menschen sind allesamt auch schräg oder gar versehrt, haben ihre eigene schwere Vergangenheit und kämpfen mit ihren Dämonen. Keine gesunde Umgebung für einen Heranwachsenden, der aus den USA nach Irland zu den Großeltern kommt. Stabilität und Zuneigung erfährt er immer nur für kurze Phasen seines Lebens, bis ihn der nächste Schlag, der nächste Todesfall in die nächste schwere und einsame Zeit versetzt. Selten wird er aktiv, um an seiner Situation etwas zu ändern, ausgenommen die Suche nach seinem Vater, die ihn aber lange nur in weitere Sackgassen führt. Stoisch erträgt er seine Lebenssituationen und die Menschen um ihn herum, baut dabei kaum Beziehungen auf. Der Leser hingegen erfährt alles über die Hintergründe und emotionalen Zustand dieser Nebencharaktere, denen Wilbur begegnet. Einige dieser Charaktere hätten vermutlich ihren eigenen Roman füllen können - die Zusammenhänge zur Hauptperson bleiben aber lose. 

Um Wilburs Geschichte zu erzählen, legt der Autor zwei parallele Erzählstränge an: Die Kapitel des einen sind schlicht nummeriert, Wilbur erzählt als Ich-Erzähler beginnend mit dem Moment, als er in der größten Krisensituation seines kurzen Lebens beinahe ertrinkt. Die Kapitel des anderen sind betitelt mit den Jahreszahlen und Titeln von Bruce Willis Filmen (1980 The First Deadly Sin bis 2000 Unbreakable), in denen ein auktorialer Erzähler Wilburs Lebensgeschichte von seiner Geburt an berichtet. Das Ende dieses Erzählstranges liegt zeitlich da, wo der andere anfängt. Man würde also eine Chronologie erreichen, wenn man erst alle mit Filmtiteln überschriebenen Kapitel liest und danach die durchnummerierten... Das ist erzählerisch sicherlich ein Clou, im Lesefluss zunächst etwas unbequem, ebenso wie die unterschiedlichen Erzählperspektiven. In der Konstruktion und in den Querverweisen verschiedener Lebenssituationen liegt sicherlich eine Stärke des Romans.

Nach Hause schwimmen ist mit über 500 Seiten kein kurzes Werk. Die Hauptfigur erlebt in diesem Rahmen eine Unmenge an Schicksalsschlägen und begegnet einer Reihe von bemerkenswerten Charakteren. Viele davon sind ihm zugetan, wollen ihn unterstützen und fördern. Er selbst tut kaum etwas, um diese Zuneigung zu rechtfertigen. Nur zu wenigen baut er eine wirkliche emotionale Bindung auf und selbst bei diesen bleiben die Gefühle unklar, undefiniert und unausgesprochen. Er bleibt in gewisser Weise ein kleiner verlassener Junge ohne einen Platz in der Welt - aber nur, weil er sich nicht bewegt, sich nicht erkennbar entwickelt - und das ist etwas, dass ich auf über 500 Seiten von einem Protagonisten durchaus erwarten würde und was den Nebencharakteren stärker zuteil wird als Wilbur selbst.
Vor diesem Hintergrund ist das Ende des Roman, das nur wenige Seiten umfassende Kapitel 14, kaum nachvollziehbar. Alles ist eitel Sonnenschein, die Charaktere alle fröhlich und glücklich vereint in einem Haus in Irland, das bis dato für Wilbur ein Symbol des Unglücks war. Man wünscht es den Figuren, wünscht es vielleicht sogar Wilbur, der mich aber vergleichsweise wenig berührt hat, aber dennoch weiß man nicht, wie dieses Glück so plötzlich vom Himmel fallen konnte. Ähnlich wie ich es bei Kriminalromanen nicht leiden kann, wenn Kommissar Zufall / Deus Ex Machina die Lösung des Falles herbeiführt, scheint mir dieses Romanende an den Haaren herbeigezogen und zu einfach. 

Rolf Lappert, Nach Hause schwimmen. Hanser, München 2008.




Friday, February 19, 2021

Frank Schätzing - Breaking News

Frank Schätzings Roman Breaking News ist ein seitenstarker, polithistorischer Thriller aus dem Jahr 2014, in aus der Perpektive einer israelischen Familie und aus der des Krisenreporters Tom Hagen erzählt wird. 

Letzterer ist ziemlich erfolglos nach einigen fehlgeschlagenen Recherche und Berichterstattungen im Nahen Osten und sieht seine letzte Chance im Ankauf einiger zweifelhafter CDs mit Informationen über den israelischen Geheimdienst. Doch seine Redaktion will die Kosten dafür nicht tragen und mit einer Notlüge versucht Hagen die Informationen attraktiver zu machen: Er behauptet, dass Ariel Sharon (Premierminister Israels) wegen eines Attentats im Koma liege - und wird fortan von einer Gruppierung innerhalb des Geheimdienstes verfolgt, weil er mit seiner Behauptung zufällig die Wahrheit aufgedeckt hat. 

Sharon wuchs in Kfar Malal auf, wo der zweite Erzählstrang des Romans seinen Anfang nimmt. Mit der Familie Kahn durchlebt der Leser die Geschichte des Staates Israel und der konfliktreichen Siedlungsgeschichte im Nahen Osten. Auch die zahlreichen kriegerischen Auseinandersetzungen wirken sich auf diesen Teil des Romans aus, während zugleich die unterschiedlichen Emtwicklungen der Familienmitglieder auch die verschiedenen Sichtweisen auf das Geschehen aufzeigen.

Die Durchmischung von der Geschichte des Nahost-Konflikt mit einem jornalistischen Thriller ist ein Wagnis, das Schätzing zwar passagenweise langatmig, aber doch (soweit ich es beurteilen kann) gut recherchiert meistert. Ich habe mich sowohl gut unterhalten gefühlt, als auch ein bisschen mehr über Israels Geschichte erfahren. Über die Form des Audiobooks war ich einmal mehr froh, denn die verschiedenen Stimmen von Hansi Jochmann und Oliver Stritzel erleichterten die Orientierung in den Erzählsträngen und setzen die unterschiedlichen Charaktere gut um. Sprachlich empfand ich besonders die Perspektive Tom Hagens manchmal als anstrengend mit seinen abgehackten Sätzen, auch da half die Lesung, dabei bleiben zu können. Die über 900 Seiten hätte ich sonst vielleicht nicht durchgehalten, bin aber abschließend zufrieden mit dem Roman.

Frank Schätzing, Breaking News. Hörverlag 2014.