Elatsoe von Darcie Little Badger ist einer jener Zufallsfunde, die ich ohne die Popsugar Reading Challenge nie gemacht hätte: „A book with a character from the ACE spectrum". Ohne die Listen, die von der Popsugar Gruppe bei Goodreads zusammengestellt werden, wäre ich dabei total ratlos sitzen geblieben. Vielleicht auch, weil hierzulande wenig(er) auf diese Dinge geachtet wird?
In der besagten Liste stand Elatsoe relativ weit oben und obwohl es keine deutsche Übersetzung gibt, war zumindest das amerikanische e-book problemlos zu erwerben. Dass das asexuelle Wesen der Protogonistin jetzt von so großer Relevanz für den Plot des Romans ist, wage ich anzuzweifeln.
Viel spannender finde ich den Native American Background von Ellie alias Elatsoe. In diesen fiktiven USA sind die Natives ebenso enteignet, ermordet und unterdrückt worden wie in unserer realen Welt. Doch das Glaubenssystem der Lipan Apaches im Roman wurzelt in der realen Existenz von Magie, Geisterwelt, Flüchen und Monstern. So wird das Wissen um diese Dinge in den Familien weitergegeben. Ellie trägt den gleichen Namen wie ihre sechsfache Urgroßmutter und wie sie hat sie ein Talent dafür Geister heraufzubeschwören. Allerdings ist es eine Art Gesetz, dass keine menschlichen Geister beschworen werden, weil diese unberechenbar und unbeherrschbar sind. Aber Ellie hat beispielsweise immer ihren (toten) Hund Kirby in seiner Geisterform dabei.
In den ersten Kapiteln schafft es die Autorin mühelos sowohl die sympathischen Protagonisten als auch in diese anderen USA einzuführen. Nach und nach wird das Ausmaß der magischen Welt deutlich, während gleichzeitig der Plot um Ellies ermordeten Cousin an Fahrt aufnimmt.
Besonders gefallen hat mir, dass Ellie zwar an ihre Fähigkeiten glaubt und ehrgeizig an ihnen arbeitet, aber dabei niemals ihre Familie und ihr kulturelles Erbe aus dem Blick verliert. Auch Freundschaft ist ihr wichtig und eben aus diesen Gründen wird Elatsoe nicht zu einem Superheldenepos, sondern bleibt eine emotional ansprechende und spannende Geschichte. Klar, das Vorkommen des großartigen Geisterhundes und eines Geistermammuts (!) machen schon Spaß und der Gegner, mit dem Elatsoe und ihre Familie es aufnehmen, erscheint übermächtig - weswegen man bis zum Ende mitfiebert.
Insgesamt kreiert Darcie Little Badger hier eine ganz eigenständige Welt mit guten Charakteren, witzigen Dialogen und einem spannenden Plot, während sie auch noch Raum schafft für den Natives Background hinsichtlich Kultureller Bedeutung, Ignoranz der geschichtlichen Hintergründe und heutiger Diskriminierung. Das alles in einem Debütroman so abzuliefern, finde ich bemerkenswert.
Darcie Little Badger, Elatsoe. Levine Querido 2020.
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