Lässt man sich einmal auf die häufigen Perspektivwechsel und ständigen Zeitsprünge ein, so erzeugen diese ihre ganz eigene Spannung. Wie hängen die ganzen angedeuteten und nur nach und nach aufgedeckten Geheimnisse zusammen? Wer ist die Leiche, deren Existenz schon in einem der ersten Kapitel aufgedeckt wird? Und wer der Täter, die Täterin? Welches der zahlreichen Motive gab den Ausschlag für die Gewalttat? Am Ende fallen die Puzzlestücke an die richtige Stelle und das ganze fügt sich zusammen.
Sommernacht hat sein ganz eigenes Spannungsmoment durch diese nicht ganz übliche Erzählweise, mir fehlen allerdings die sympathischen Charaktere (oder wenigstens ein Sympathieträger). Alle Erzähler haben charakterliche Schwächen, sind auf ihre Weise feige, skrupellos, egoistisch... Das Ende löst diese inneren Konflikte nicht auf, verstärkt das Elend eher noch. Es bleibt ein bedrückendes und düsteres Gefühl zurück.
Lucy Foley, Sommernacht. Penguin, München 2021.
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