Saturday, November 18, 2023

Elizabeth Hayes - Wohin du auch fliehst

Wohin du auch fliehst von Elizabeth Hayes stellt das Leben der Protagonistin Cathy in zwei Zeitebenen dar. In der Vergangenheit lernt sie als spaßorientierte junge Frau den gutaussehenden Lee kennen, als dieser als Türsteher in einem Club arbeitet. Ihr rotes Kleid hat große Wirkung auf ihn und kurz darauf trifft sie ihn in ihrem Fitnessstudio wieder und ihre Beziehungsgeschichte nimmt ihren Lauf.
In der Gegenwart ist Cathy nach London umgezogen und ihr Leben wird bestimmt von ihrer Zwangsstörung. Das Kontrollieren von Wohnungstüren und Fenstern nimmt weite Teile ihrer Zeit und ihrer Gedanken ein, sie fürchtet sich davor, dass Lee sie wiederfindet.
Von diesen zwei Perspektiven wird eine Geschichte von Missbrauch und Gewalt beleuchtet, wie sie brutaler kaum sein könnte. Parallel in stets abwechselnden Kapiteln erfahren wir von Lees schleichender Veränderung vom attraktiven Traummann in einen brutalen Kontrollfreak einerseits und Cathys zögerlichem Kampf gegen die Angst und die Zwänge andererseits.

Die steten Wechsel der Perpektive machen das Buch zu einem Pageturner, man möchte wissen, wie es weitergeht. Leider überzeugen die Charaktere nicht gleichermaßen. Cathys Veränderung von der lebenslustigen Frau zum verängstigten, mausgrauen Opfer mag angesichts des manipulativen Missbrauchs und den physischen und psychischen Verletzungen vielleicht noch nachvollziehbar sein. Doch der verständnisvollen Psychologenfreund, der sie auf den Weg der Heilung bringt, aber gleichzeitig auch noch der neue Geliebte wird, kommt doch allzu offensichtlich daher. Auch ihre übrigen Beziehungen zu Freundinnen sind wenig glaubhaft, da sie Cathy alle im Stich lassen ohne irgend etwas zu hinterfragen. Dass es bei dieser Form von starken Zwangshandlungen nur ein paar Atemübungen braucht, um den Heilungsprozess in Gang zu bringen, bzw. eine Skalierung ihrer Ängste innerhalb weniger Wochen dazu führt, dass sie ihrem Peiniger selbstbewusst gegenübertreten kann, fand ich fast befremdlich, zumal die Schilderung ihrer Entwicklung nicht immer nachvollziehbar, sondern eher sprunghaft war. Auch das Ende, als Abschluss eines Lebensabschnittes konzipiert, war für mich nicht schlüssig.
Mich hat Wohin du auch fliehst insgesamt zwar durch den durchgehend hohen Spannungslevel unterhalten, aber in letzter Konsequenz stilistisch und vor allem von den Charakteren her nicht überzeugen können.

Elizabeth Hayes, Wohin du auch fliehst. Diana Verlag, München 2011.

 

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