In der Gegenwart ist Cathy nach London umgezogen und ihr Leben wird bestimmt von ihrer Zwangsstörung. Das Kontrollieren von Wohnungstüren und Fenstern nimmt weite Teile ihrer Zeit und ihrer Gedanken ein, sie fürchtet sich davor, dass Lee sie wiederfindet.
Von diesen zwei Perspektiven wird eine Geschichte von Missbrauch und Gewalt beleuchtet, wie sie brutaler kaum sein könnte. Parallel in stets abwechselnden Kapiteln erfahren wir von Lees schleichender Veränderung vom attraktiven Traummann in einen brutalen Kontrollfreak einerseits und Cathys zögerlichem Kampf gegen die Angst und die Zwänge andererseits.
Die steten Wechsel der Perpektive machen das Buch zu einem Pageturner,
man möchte wissen, wie es weitergeht. Leider überzeugen die Charaktere nicht
gleichermaßen. Cathys Veränderung von der lebenslustigen Frau zum
verängstigten, mausgrauen Opfer mag angesichts des manipulativen Missbrauchs
und den physischen und psychischen Verletzungen vielleicht noch nachvollziehbar
sein. Doch der verständnisvollen Psychologenfreund, der sie auf den Weg der
Heilung bringt, aber gleichzeitig auch noch der neue Geliebte wird, kommt doch
allzu offensichtlich daher. Auch ihre übrigen Beziehungen zu Freundinnen sind
wenig glaubhaft, da sie Cathy alle im Stich lassen ohne irgend etwas zu
hinterfragen. Dass es bei dieser Form von starken Zwangshandlungen nur ein paar
Atemübungen braucht, um den Heilungsprozess in Gang zu bringen, bzw. eine
Skalierung ihrer Ängste innerhalb weniger Wochen dazu führt, dass sie ihrem Peiniger
selbstbewusst gegenübertreten kann, fand ich fast befremdlich, zumal die
Schilderung ihrer Entwicklung nicht immer nachvollziehbar, sondern eher
sprunghaft war. Auch das Ende, als Abschluss eines Lebensabschnittes
konzipiert, war für mich nicht schlüssig.
Mich hat Wohin du auch fliehst insgesamt zwar durch den
durchgehend hohen Spannungslevel unterhalten, aber in letzter Konsequenz stilistisch
und vor allem von den Charakteren her nicht überzeugen können.
Elizabeth Hayes, Wohin du auch fliehst. Diana Verlag, München 2011.
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