Monday, May 07, 2012

Sebastian Fitzek: Der Augensammler

Er spielt das älteste Spiel der Welt: Verstecken.  Er spielt es mit deinen Kindern. Er gibt dir 45 Stunden, sie zu finden. Doch deine Suche wird ewig dauern. 
(Klappentext)

Der Augensammler ist der siebte Roman, den Sebastian Fitzek veröffentlicht hat. Es ist wieder eine Psychothriller und nach Das Kind und Der Seelenbrecher das dritte Buch, das ich von ihm gelesen habe.
Der Journalist Alex Zorbach begibt sich auf die Suche nach den entführten Kindern des "Augensammlers", die dieser nach der Ermordung ihrer Mütter versteckt und nach dem Ablauf eines Ultimatums ertrinken lässt. Hilfe erhält Zorbach durch eine blinde, aber hellsehende Physiotherapeutin, die ihm Hinweise gibt, die ihm dem Versteck der Kinder immer näher bringen.
Verwirrend ist von Anfang an die absteigende Nummerierung der Kapitelzahlen und Seitenzahlen. Es wird einem suggeriert, die Geschichte würde rückwärts erzählt und beim Epilog, mit dem das Buch beginnt, mag dies noch irgendwie passen, aber spätestens in dem dritten Kapitel wundert man sich, das nun irgendwie doch chronologisch erzählt wird, die Kapitelzahlen aber rückwärts laufen. Um es vorweg zu nehmen: So richtig klärt sich das auch nicht auf. Die bei Fitzek übliche dramatische Wende auf den letzten Seiten tritt ein (wenngleich ohne so richtig dollen Überraschungseffekt, sondern etwas erzwungen) und die schreckliche Geschichte des Versteckspielens geht am Ende in eine weitere Runde. Das ist gruselig, schrecklich... - aber auch nicht so schlimm, wenn einem der Protagonist sowieso nicht ans Herz gewachsen ist. Zorbach ist kein Sympathieträger und auch die anderen Charaktere haben mir wenig Spaß bereitet. Man könnte auch von Leserfrustration sprechen, wenn der Täter am Ende zwar bekannt ist, aber nicht gefasst wird. Aber dafür gibt es vielleicht den Folgeband: Der Augenjäger. Billiger Leserfang?
Ehrlich gesagt finde ich Fitzeks Qualitäten als Schriftsteller zweifelhaft. Er rühmt sich sehr der gründlichen Recherche (ausufernde Danksagungen), dennoch fühlt sich selbst die amazon-Redaktion bemüßigt, anzumerken, man habe "ihm von Anfang an vorwerfen können, dass seine Plots nicht immer ganz stringent und im Besonderen allzu konstruiert wirken." (Rezension zu Der Augensammler). Vor allem die erzwungenen Wendungen und Überraschungsmomente haben immer etwas Gewolltes und  man wartet förmlich schon die ganze Zeit darauf, wann er diesmal das weiße Kaninchen aus dem Hut zaubert. Mit gekonnter spannender Erzählung hat das nicht so viel gemein, zumal gerade in diesem Roman ganze Passagen langatmig und zäh wirken. 
So verstehe ich die hohen Verkaufszahlen und das Verweilen der Fitzek-Romane auf den Bestsellerlisten eigentlich nicht. Muss ich aber auch nicht. 

Sebastian Fitzek, Der Augensammler. Knaur, München 2011.


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