Die Geschichte von Alessandra, die mit 17 ihre Mutter an den Krebs verliert und mit der trauernden Großmutter hilflos zurückbleibt, ist sehr anrührend. Abwechselnd spricht sie einerseits im persönlichen Du mit der Mutter über die Dinge, die sie vermisst oder an die sie sich erinnert oder erinnern will, andererseits berichtet sie mit genauen Datumsangaben über ihren Alltag und was sie nach dem Tod der Mutter gegenüber ihren Mitschülern empfindet. Die alten Freundschaften mit den Mädchen ihrer Klasse ist sie emotional entwachsen, diese können ihr nichts bieten und sie wendet sich instinktiv und ohne nachzudenken ab. Sie setzt sich einfach an den Tisch des einzigen Menschen in der Klasse, mit dem niemand Kontakt hat. Dass sich daraus tatsächlich Freundschaft oder Liebe entwickeln könnte, damit rechnet Alessandra nicht, zu sehr entfernt fühlt sie sich vom Leben, und auch Gabriele scheint bereits (zu) viele Verletzungen erlitten zu haben.
Der Regen in deinem Zimmer ist ein sehr leises Buch, das schlichte, aber beeindruckende Bilder in den Kopf zaubert und die Trauer, den Verlust und das Trotzdem-Weiterleben-Müssen, ein schweres Thema, aus der Sicht eines noch sehr jungen Menschen beleuchtet und dennoch neue Perpektiven aufzeigt, wie es weitergehen kann, ohne dabei den Weg wirklich zu kennen.
"Hin und wieder spürte ich die Sonne auf der Haut, die sich aus den zerzausten Wolken befreite. Dazu den Wind und deine Worte. Was hast du zu mir gesagt? Was hast du mir erzählt? Wenn ich mich nur an alles erinnern könnte.
In jener Zeit waren wir unsterblich. Das Leben erschien uns so lang.
Ich spürte die Sonne und den Wind und deine Worte auf der Haut, und nichts anderes zählte."
Paola Predicatori, Der Regen in deinem Zimmer. Aufbau-Verlag, Berlin, 2013.
No comments:
Post a Comment