Wie bereits in dem Post zur letzten Challenge-Lesenacht zu sehen war, ist Matt Haigs Roman Ich und die Menschen eine meiner letzten Aufgaben für die book challenge 20/14.
Der mathematisch-rationale Außerirdische, der die Position von Andrew Martin einnimmt und dessen Leben lebt, ist zunächst angeekelt von den Menschen, ihrem Aussehen, ihren Idealen und Sehnsüchten. Doch nach und nach entdeckt er die emotionale und künstlerischen Aspekte des menschlichen Daseins und wird selbst immer menschlicher. Seine Rationalität verliert er schließlich soweit, dass er sich zu einem Leben auf der Erde entschließt und die ihm liebgewonnene Familie, Frau und Sohn, vor allen Gefahren verteidigt.
Während dieses Prozesses reflektiert er ständig über das Menschsein, die positiven und negativen Aspekte des menschlichen Daseins, ihre Unzulänglichkeiten und ihre Nichtigkeit vor dem Hintergrund des Universums.
Im Grunde ist Ich und die Menschen eher ein philophischer als ein Science Fiction Roman. Über die Heimatwelt des Außerirdischen erfahren wir wenig, außer dass sie sehr anders ist als die Erde und sehr, sehr weit weg. Aber Matt Haig setzt diese Andersartigkeit und die Distanziertheit geschickt ein für seine Reflexion über das Menschsein und legt dabei den Finger auf viele wunde Stellen. Vieles, was wir Menschen wertschätzen und nach dem wir streben, ist wertlos und lächerlich. Menschliche Qualitäten wie Mitgefühl und die Fähigkeit, sich künstlerisch auszudrücken, entdeckt man erst auf den zweiten Blick und sie verschwinden oft vor dem Hintergrund der Banalitäten.
Was ist uns wirklich wichtig? Was zeichnet uns aus? Das alltägliche belanglose Streben der Menschen vor Augen geführt zu bekommen und die Unfähigkeit, wirklich Wichtiges in den Fokus zu nehmen, sind nahezu beschämend. Aber anstatt diesen pessimistischen Blickwinkel beizubehalten, lässt Matt Haig seinen Erzähler die Seiten wechseln. Er nähert sich dem Menschsein immer mehr an und entdeckt die positiven Seiten und lässt damit auch den Leser wieder einen optimistischeren Blick auf die Menschen werfen.
Dabei behält der britische Autor stets einen unterhaltsamen, leichten und humorvollen Ton bei, keine erhobenen Zeigefinger, keine deprimierenden Moralitäten. Und dadurch wird es zu einem interessanten und gleichzeitig unterhaltsamen Buch, das jedem Menschen Raum und Zeit zur Selbstreflexion gibt. Sofern man das denn möchte.
Matt Haig, Ich und die Menschen. dtv, München 2014.
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