Monday, April 27, 2015

Hjorth & Rosenfeldt - Band zwei und drei...

Im zweiten Band der Reihe des Autorenduos Hjorth und Rosenfeldt, Die Frauen die er kannte, wird Sebastian Bergmann gleich in mehrfacher Hinsicht von seiner Vergangenheit eingeholt: In Stockholm werden mehrere Frauen ermordet, der Modus Oparandi weist eindeutig auf Edward Hinde, einem grausamen und gestörten Serientäter, den Bergmann vor Jahren dingfest machen konnte. Doch Hinde kann nicht der Täter sein, denn er sitzt im Hochsicherheitsgefängnis. Unwillig nimmt Kommissar Höglung Kontakt zu Bergmann auf, um ihn ins Ermittlungsteam zu holen, obwohl niemand mit ihm arbeiten will. Bergmann kommt das gerade recht, denn so kann er in der Nähe von Vanja sein, seiner neu gefundenen Tochter, die allerdings nicht ahnt, dass er ihr Vater ist. Als Bergmann jedoch klar wird, dass die Opfer des Hinde-Nachahmers als einzige Gemeinsamkeit haben, dass er mit diesen Frauen Sex hatte, bekommt er es mit der Angst zu tun. Aus dem Gefängnis heraus scheint Hinde die Fäden zu ziehen - alles nur, um sich an Bergmann zu rächen.
Obwohl der Band stellenweise unglaubhaft wirkt und sich klischeehafter Charaktere bedient (der geltungssüchtige Gefängnisdirektor, der abgewrackte Privatermittler, der leicht zu steuernde Serienmörderlehrling, usw.) und man bezüglich des Protagonisten Sebastian Bergmann zwischen Mitleid und Abscheu schwankt, baut der Roman nach einer eher zäheren Anfangsphase doch Spannung auf und bietet auch einen ordentlichen Showdown (und Cliffhanger, anscheinend ein Markenzeichen des Autorenteams).


Auch im dritten Band Die Toten, die niemand vermisst geht es intensiv weiter mit den privaten Verwicklungen im Leben des Sebastian Bergmann. Seine aus so etwas wie bequemer Gedankenlosigkeit begonnene Beziehung zu einer psychisch angeschlagenen Frau führt dazu, dass diese im Halbwissen Dinge in Bewegung bringt, nachdem Bergmann mit ihr Schluss gemacht hat, die seine Beziehung zu seiner Tochter Vanja in Gefahr bringt. Parallel dazu mischt er sich verdeckt immer mehr in Vanjas Leben ein, was ebenfalls zu keinen guten Entwicklungen führt - kurz, er verhält sich weiterhin höchst egozentrisch und wenig empathisch.
Wer sich jetzt fragt, wo denn der Kriminalfall bei all dem bleibt, der stellt die gleiche Frage wie ich. Denn in all dem Beziehungsdrama fällt kaum auf, dass die Ermittlergruppe versucht herauszufinden, wer die sechs Leichen sind, die in den Bergen von Jämtland (Provinz in Nordschweden) gefunden wurden. Zwei der Opfer sind Kinder - dennoch scheint niemand diese Menschen zu vermissen (siehe Titel) und ihre Identität ist ein Rätsel. Als sich endlich eine Spur findet, schaltet sich der schwedische Geheimdienst ein und die Sache zieht deutlich weitere Kreise, als sich zunächst erahnen ließ.
Kantige oder schräge Ermittler mag ich gern, und ihre charakterliche Entwicklung im Zuge einer Serie mitzuverfolgen, finde ich spannend. Hier kehrte sich für mich phasenweise das Verhältnis etwas um, der Fall wurde nebensächlich und nahm erst sehr spät Fahrt auf. Selten habe ich allerdings eine Reihe gelesen, in der ich den Protagonisten gern loswäre und nur mit dem übrigen Team "weitermachen" möchte. Bergmann ist als Charakter nicht leicht zu ertragen und nur schwer zu mögen - alle anderen sind sympathischer. Ein seltsames Konzept der Autoren, aber es scheint aufzugehen - der Erfolg gibt ihnen recht. Man merkt ihnen außerdem ihre filmische Denkweise an (beide sind auch Drehbuchautoren) - auch dieser Band hat einen unglaublichen Cliffhanger.

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