Der Mann, der kein Mörder war ist der erste Band des schwedischen Autorenduos Hjorth und Rosenfeldt, um den Psychologen Sebastian Bergmann.
Letzterer ist eher ein Antiprotagonist, mit dem man sich als Leser (und schon gar nicht als Leserin) nicht identifizieren möchte. Menschlich ist er trotz seines großes psychologischen Wissens eine Katastrophe, er entscheidet sich stets gegen Empathie und Verständnis und nutzt alle ihn umgebenden Menschen beständig aus. Das kann man auch nicht durch die große familiäre Katastrophe und eine anscheinend lieblose Kindheit entschuldigen - Bergmann zeigt fast durchgängig ein inakzeptables Verhalten. Dabei ist er in seinem Verständnis von Trieb- und Serientätern ein absoluter Profi - wegen seiner eigenen Wesenszüge hat er scheinbar bessere Einblicke in deren Denkmuster - hat seine Arbeit bei der Reichskriminalbehörde aber aufgegeben. Per Zufall gerät er in seiner Heimatstadt, wo er das Haus seiner verstorbenen Eltern verkaufen muss, wieder in einem Fall hinein, an dem seine alten Kollegen arbeiten. Schließlich ziehen diese ihn als exterenen Berater hinzu, nicht ohne dies tief zu bereuen, weil er nur schlechte Atmosphäre verbreitet. Dennoch ist es schließlich Bergmann, der den wahren Mörder des 16jährigen Jungen findet.
Trotz der beinahe abstoßend anmutenden Charakterzeichnung des Protagonisten ist Der Mann, der kein Mörder war ein wirklich spannender Thriller, der viele Aspekte der Ermittlungstätigkeit anschaulich darstellt und den Leser daran teilhaben lässt, wie selbst in einer scheinbar ausweglosen Lage der Täter ermittelt werden kann, wenn alle Instanzen zusammenarbeiten. Auch kommt man nicht umhin, für Bergmann auf Besserung zu hoffen, manchmal zeigt er leise Anklänge von Erkenntnis, die auf eine charakterliche Umkehr zum Guten hoffen lassen.
Michael Hjorth und Hans Rosenfeldt, Der Mann, der kein Mörder war. Audiobuch 2012.
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