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Winterhoff schildert eindringlich, dass es diesen Kindern/Jugendlichen/jungen Erwachsenen schier unmöglich ist, ein erfülltes Leben zu führen, weil sie auf allen Ebenen durch ihre unterentwickelte Psyche gehemmt werden. Sie können schlecht lernen, sind nicht anstrengungsbereit, haben verzerrte Wahrnehmungen von sich und der Welt und können wegen ihrer mangelnden Empathie kaum tragende Bindungen/Freundschaften aufbauen. Oft sind sie freudlos, obwohl sie oft in Familiensituationen leben, in denen ihnen alles prompt geboten wird, was sie möchten.
Auch die Erziehenden leiden in der Symbiose, sie fühlen sich getrieben, rastlos, und verzweifeln oft darüber, dass das Kind, das doch alles bekommt, was es braucht, zum Beispiel im schulischen Rahmen versagt. Sie empfinden dies als einen Körperteil, der nicht funktioniert.
Außerdem stellt er einen Bezug her zu der massiven Digitalisierung der Gesellschaft und damit der Familien. Einen ersten Anstieg der beziehungsgestörten Eltern sieht er Mitte/Ende der 90er Jahre (Einzug des Internets), einen weiteren ab 2007, als das Smartphone seinen Siegeszug antrat. Eindringlich beschreibt er geradezu absurde Familiensituationen, in denen digital aneinander vorbeigelebt wird - für die aber jeder von uns eigene Beispiele finden kann, sei es durch Beobachtung oder in der eigenen Unzulänglichkeit "abzuschalten".
Besonders interessant war sein Exkurs in die Schulwelt, in aller Kürze: Kompetenzorientierung und offene Unterrichtsformen unterstützen das lustgesteuerte Verhalten der psychisch unterentwickelten Kinder weiter und festigen ihr Weltbild, dass auch Lehrer sich steuern lassen und für sie persönlich keine Grenzen und Strukturen gelten.
Winterhoffs Buch ist ein höchst beunruhigender Überblick über die bestehende Situation, jede Lehrkraft kennt die von ihm beschriebenen Kinder Luis und Luisa und kann unzählige Beispiele nennen. Die vom Autor genannten Zahlen schockieren, sind aber vielleicht nicht unrealistisch.
Einmal mehr ist es aber schwer auszuhalten, dass Winterhoff nicht klarer formuliert, wie der Ausweg aus der Misere aussehen kann. Wie kann man als Lehrkraft auflösen, wenn Eltern sich in einer Beziehungsstörung, im falschen Denkmuster, in der Symbiose,... befinden, und damit die Entwicklung des Kindes verhindern? "Die klare Kante bieten" allein wird schwerlich alles richten...
So erkennt man das Problem zwar erschreckend deutlich, bleibt aber dennoch gewissermaßen hilflos zurück.
Michael Winterhoff, Die Wiederentdeckung der Kindheit. Gütersloher Verlagshaus, Gütersloh 2017.
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