Saturday, May 12, 2018

Michael Robotham - Amnesie


Amnesie ist der zweite Band der Reihe über den Psychologen Joseph O'Loughlin und Captain Vincent Ruiz von Michael Robotham. Diesmal wird erzählt aus der Sicht von Ruiz, der inzwischen freundschaftlich mit O'Loughlin umgeht, nachdem er ihn in Adrenalin noch als Täter verdächtigte. Zusammen mit Ruiz fällt der Leser schockartig ins Geschehen: Ruiz schwebt in Lebensgefahr, man hat ihn angeschossen und mit hohem Blutverlust aus der Themse gefischt. Am schlimmsten daran ist, dass er sich an nichts erinnern kann. Retrograde Amnesie. Er ist psychisch und physisch massiv angeschlagen. Wie kam er auf das Boot, auf dem er angeschossen wurde und von dem er ins Wasser stürzte? Was wollte er dort? Hat er selbst jemanden erschossen? Seine Vorgesetzten glauben, er habe eigenmächtig gehandelt, und entziehen ihm jede Unterstützung. Ihm bleibt nichts anderes übrig, als selbst herauszubekommen, was dahinter steckt. So folgt er seinen eigenen Spuren und ermittelt sich selbst - eine ungewöhnliche Perspektive.
Schnell ist klar, dass es mit einem lange zurückliegenden Fall um die verschwundene Mickey Carlyle zu tun haben muss. Zwar wurde damals ein Verdächtiger verurteilt, aber Ruiz kann sich nicht mehr sicher sein, ob er den Richtigen erwischt hat. Ohne seine Erinnerung fällt es ihm schwer, die Ereignisse zu rekonstruieren, und er benötigt Hilfe von O'Loughlin, einer jungen Kollegin namens Ali und auch einiger zwielichtiger Kontakte. Bis zur Wiederentdeckung seiner Erinnerungen unternimmt er buchstäblich abenteuerliche Ausflüge in die Londoner Unterwelt...
In diesem zweiten Band entwickelt Robotham seinen zweiten Protagonisten weiter, gibt dem rüpelhaften Captain deutlich mehr Tiefe und Charakter. Ermittlungsarbeit und schließliche Erleuchtung (durch die plötzlich wieder eintretende Erinnerung) halten sich zum Glück die Waage und trotz der teils skurrilen Settings der Geschehnisse wird die Story nicht vollkommen absurd, wenngleich sie durchaus konstruiert wirkt, zwar gut konstruiert, aber konstruiert.
Gleich beide ersten Fälle sind sehr persönlich auf die Protagonisten zugeschnitten, geben viel preis von deren Innerem, man darf gespannt sein, wie diese Intensität im dritten Band gehandhabt wird.

Michael Robotham, Amnesie. Goldmann, München 2011.

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