Zu Beginn von Detective Chief Inspector Karen Piries drittem Fall wird ein Skelett mit einem Einschussloch im Schädel in einem alten verlassenen Gebäude in Edinburgh gefunden. Eine alte Magnetkarte gibt erste Hinweise auf die Identität des Toten... und führt sie zu der Oxforder Universitätsprofessorin Maggie Blake. Ihr kroatischer Lebensgefährte verschwand vor vielen Jahren - ist er vielleicht doch nicht in seine Heimat zurückgekehrt, wie sie immer angenommen hatte?
Parallel zu Piries Ermittlung beschäftigt sich ein Team vom Internationalen Kriegsverbrechertribunal mit den Hintergründen zu einer Reihe von Morden an Kriegsverbrechern aus dem Jugoslawienkrieg, die wegen ihrer Ermordung nie vor Gericht gestellt werden können. Sie interessieren sich für den gleichen Mann. So überschneiden sich die beiden Ermittlungen an einigen Stellen und für den Leser wird die Geschichte aus beiden Erzählsträngen heraus erklärt.
Es überlagern sich persönliche und geschichtlich-politische Aspekte der Geschichte, es ist nicht nur ein Thriller, den Val McDermid hier entwirft, sondern auch ein Rückblick auf die schrecklichen Geschehnisse dieses Balkankrieges, dessen Auswirkungen immer noch das Handeln und Empfinden von Menschen beeinflusst. Die Schilderung des Horrors von damals mag mancher Krimifan als störend empfinden - oder als Aspekt, der dem Roman mehr Tiefe und Glaubwürdigkeit verleiht.
Die Protagonistin gibt ihr Bestes, um in dem Labyrinth von Vergangenheit, Täuschung und Selbstbetrug die Zusammenhänge zu ergründen - auch wenn am Ende die Schuldfrage offen bleibt.
Val McDermid, Der lange Atem der Vergangenheit. Argon 2015.
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