Sunday, December 01, 2019

Isabel Allende - Amandas Suche

Was in Romanen mit politischen und familiären Themen funktioniert, muss nicht zwangsläufig in anderen Genres funktionieren...

Amandas Suche von Isabel Allende wird vom Verlag als Kriminalroman betitelt, irritiert jedoch in weiten Teilen durch handlungsferne Schilderungen der Hintergrundgeschichten aller Charaktere. Diese durchbrechen kontinuierlich den Spannungsbogen und machen den Roman selbst als Audiobook zu einem sehr zähen Buch.
Amanda, dem Titel und dem Klappentext nach die Protagonistin, ist eine Jugendliche von hoher Intelligenz und vielen Eigenarten. Ihre Mutter Indiana arbeitet als Heilerin, der Vater ist Chef des Polizeidezernats und ermittelt in einer grausamen Mordserie. In Ermangelung von normalen Freundschaften, betreibt Amanda eine Art Rollenspiel mit anderen "besonderen Jugendlichen" und ihrem Großvater. Sie kommen auf die Idee, in diesem Rollenspiel auch Ermittlungen in der Mordserie anzustellen. Dann verschwindet Indiana und droht ebenfalls Opfer des Mörders zu werden und die Ermittlungen bekommen eine andere Dimension. Dieser Denkertruppe steht der ehemalige Navy Seal Ryan mit seinem ebenfalls kriegsversehrten Hund Attila gegenüber, die für die wenigen Actionszenen des Romans sorgen. Der Hund hat meine tiefsten Sympathien, zumal dessen Hintergrundsgeschichte (ja, selbst der hat eine) noch am interessantesten war.
Ansonsten konnte ich dem Roman aufgrund des Plots nichts abgewinnen und die Charaktere waren zwar fundiert angelegt und durchdacht, hatten aber kaum Handlungsspielraum, konnten sich nicht weiterentwickeln und blieben dadurch reißbrettartig und konstruiert. Das funktioniert in keinem Roman gut, umso weniger aber in einem Kriminalroman, dessen Ausgang mich kaum interessierte, zumal er halbherzig in einem Epilog präsentiert wurde. Enttäuschendes Buch einer großen Autorin.

Isabel Allende, Amandas Suche. Hörverlag 2014.




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