Ich sollte es besser wissen. Ich weiß es besser. Romance Novels und ich sind kein "Match". Die Aufgabe 10 der Popsugar Reading Challenge lautete aber nun einmal "A romance with a fat lead" - also einer dieser Aufgaben, die Diversität im Lesehorizont vorwärts bringen sollen. Über die Listopia-Liste landete ich also bei Talia Hibberts Kissing Chloe Brown. Fett ist sie nicht unbedingt, aber eben auch nicht schlank, und sie leidet an Fibromyalgie, also unter chronischen Schmerzen, die auch anfallartig nach besonderen Anstrengungen und Belastungen auftreten können. Chloes Kampf mit der Krankheit und um ein selbstbestimmtes erfülltes Leben ist prinzipiell ein guter Ausgangspunkt für die Geschichte, sie ist kein einfacher Charakter, aber humorvoll und sensibel. Die Krankheit hat sie ihre Freundschaften gekostet, sie ist einsam, redet sich aber ein, das sei aufgrund ihres Zustandes auch besser so. Mit Hilfe von etwas willkürlichen Listen will sie sich auf den Weg machen zu einem freudvolleren Leben. Nach ihrem Umzug in eine eigene Wohnung lernt sie den dortigen Hausmeister Red kennen, der eigentlich ein begabter Maler in einer Schaffens- und Identitätskrise ist. Und hier nahm für mich das Elend seinen Lauf. Die beiden verlieben sich, finden sich gegenseitig über alle Maßen attraktiv - aber können den anderen jeweils so mies einschätzen, dass es das ganze Buch braucht, bis sie sich vertrauen und zueinander stehen? Das ist für meinen Geschmack keine sinnvolle Handlung für ein Buch, sondern ein zwischenmenschlicher Totalausfall. Auch die obskuren Hindernisse die aufgebaut werden, um das Happy End herauszuzögern, erschienen mir einfach nur unglaubwürdig. Die plötzlich auftauchenden Sexszenen habe mich zugegeben eher irritiert als angesprochen, aber darauf will ich nicht weiter eingehen, ist auch nicht wirklich wichtig.
Wer das Genre mag, kann sich sicher sein, in Kissing Chloe Brown auf ordentlich ausgearbeitete Charaktere mit irrationalen Entscheidungen zu treffen, die sich zwischenzeitlich unterhaltsame verbale Schlagabtausche liefern. Mir geriet die Prämisse Chloes mit dem dringlichen Wunsch nach einem besseren Leben mit ihrer Krankheit viel zu sehr ins Hintertreffen, dieser grundlegende Konflikt wurde dann nur noch beleuchtet um zu zeigen, wie sensibel Red damit umgeht, was mir zu rosarot war. Und ja, ihr Leben ist am Ende besser, aber nur, weil sie die Liebe ihres Lebens finden - weniger aber sich selbst. Genug davon... Sagte ich schon, dass ich es hätte besser wissen sollen?
Talia Hibbert, Kissing Chloe Brown. Forever, Berlin 2020.
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