Titanic in space.
S.A. Barnes schickt in Dead Silence eine fünfköpfige Reparaturcrew unter der Leitung der Protagonistin Claire Kovalik in die unendlichen Weiten, das heißt an die Grenze der Kommunikationsreichweite des allgegenwärtigen, allmächtigen Space-Unternehmens. Es ist ihre letzte Tour, denn durch den Einsatz neuer Technologien werden sie nicht mehr gebraucht. Speziell für Claire ist der Verlust ihres Jobs eine Katastrophe, ist sie doch am liebsten weit draußen im All mit möglichst wenigen Menschen um sich herum. Bei diesem letzten Einsatz fangen sie ein Notsignal auf, und hey - warum dem nicht nachgehen? Sie entdecken die Aurora, das als verschollen deklarierte größte Luxus-Raumschiff aller Zeiten. Die Crew beschließt das Wrack zu bergen, doch an Bord der Aurora beginnt der Alptraum. Verstümmelte Leichen, in Blut geschriebene Botschaften, ein Flüstern im Dunkel. Auch Claire und ihr Team beginnen schon bald durchzudrehen, sie halluzinieren...
In einem parallelen Erzählstrang beobachten wir Claire - zurück auf der Erde - wie sie verhört wird, man ihr ihre Erzählungen nicht glaubt und sogar vorwirft eine Mörderin zu sein. Dazwischen gestreut sind auch noch Claires Erinnerungen an ihre traumatische Kindheit als einzige Überlebende eines Virusepidemie auf einer Marskolonie. Und doch kehrt sie zurück zur Aurora mit einer übermäßig bewaffneten Sicherheitstruppe, die allerdings eine ganz andere Agenda haben als sie selbst.
Dead Silence besticht durch das deutlich gruselige Setting (als Horror würde ich es nur bedingt betiteln) und eine interessante Idee des Space-Luxusliners im Grundsatz. Als Erzählerin ist Claire eher unzuverlässig, die Perspektivwechsel nehmen an verschiedenen Stellen aber wieder Dinge vorweg, sodass die Spannung eher wieder zurückgefahren wird. Dies fand ich nicht überall gut gelöst. Der Showdown und die Ursachen für das Unglück haben mich nicht besonders überzeugt, die Liebesgeschichte hätte es auch nicht unbedingt gebraucht, auch wenn sie Triebmotor für Claires Entwicklung ist. Insgesamt hat mir Dead Silence durchaus gefallen, trotz der angedeuteten erzählerischen Schwächen.
S.A. Barnes, Dead Silence. Heyne 2024.

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