Tuesday, April 02, 2013
Noam Shpancer - Der gute Psychologe
Noam Shpancer ist selbst Psychologe und weiß vermutlich, wovon er in seinem Buch Der gute Psychologe schreibt. Der gute Psychologe lebt allein, hat ein Kind mit seiner Geliebten gezeugt, therapiert tagsüber in seiner Praxis vornehmlich Angstpatienten und gibt abends Kurse an der Universität.
Der Roman handelt einerseits davon, wie der vermeintlich stabile und in seinem Leben fest etablierte Psychologe zeitweise den Halt und die Kontrolle verliert, andererseits gibt er vielfältige Einblicke in therapeutische und psychologische Denkweisen und Strukturen.
Dabei erfährt man einiges: Die Vielfältigkeit von Angststörungen (mit denen vielleicht jeder schon direkt, indirekt oder sogar unwissentlich in Berührung gekommen ist), die Möglichkeiten, aber auch die Grenzen einer Therapie und die Innensicht des Therapeuten, der in der Ausübung seines Berufes auch immer wieder an persönliche Grenzen stößt.
Dies alles lässt einen therapeutische Prozesse besser verstehen.
Shpancers erzählt geradlinig und bedient sich beim Erklären der komplexeren psychologischen Zusammenhänge (vor allem in den Vorlesungen für seine Studenten, aber auch in den Therapiesitzungen) passender Metaphern, um sie anschaulicher zu machen. Obwohl sein theoretisches Wissen fundiert und seine Therapieansätze kreativ und umsetzbar scheinen, ist er gleichzeitig aber phasenweise hilflos, seine eigenen Ängste in den Griff zu bekommen. Er handelt irrational in seinen eigenen Beziehungen und kann die Beziehung zu einer seiner Klientinnen nur oberflächlich professionell halten, während er unter der Oberfläche emotional betroffen ist.
Dies wirkt aber nicht als Scheitern, sondern ist - wie alles in der Therapie - prozessorientiert, denn er kann die Krise durchstehen und geht daraus gestärkt hervor.
Insgesamt ein guter Roman, wenn man sich für dessen Themen interessiert, der auch neues Wissen schafft. Wer Therapie und Psychologie ablehnt, wird vermutlich keine Freude daran haben, da die Handlung allein den Roman nicht tragen kann.
Gelesen wird das Hörbuch von Matthias Brand, dessen Stimme meines Empfindes nach hervorragend zur Stimme des Psychologen passte.
Noam Shpancer, Der gute Psychologe. DAV 2011.
...und Dank an Kay Niebank, dessen Rezension mich auf das Buch aufmerksam machte.
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3 comments:
gefällt mir, Deine Rezension :-)
Warum hat die barfüßige Dame für das Hörbuch eigentlich ein anderes Kleid angezogen?
Es sieht für mich eher so aus, als hätten sie das Bild anders eingefärbt. Das ist doch identisch bis auf die Farbe, oder?
Gleich brauche ich auch einen guten Psychologen, dabei wollte ich nur antworten, dass das Bild wohl tatsächlich nur anders eingefärbt wurde.... doch dann muss ich proven, dass ich kein robot bin, meine Identität wählen und statt anschließend den Kommentar zu zeigen, macht Blogger mir den Vorschlag, selbst einen Blog bei google einzurichten. Danke... nein!... ich hab schon :-/
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