Der sechste Fall in Nele Neuhaus' Reihe um Kirchhoff und Bodenstein trägt den Titel Böser Wolf. Ein junges Mädchen wird tot im Fluss gefunden, eine Journalistin wird verschleppt und vergewaltigt, eine Psychotherapeutin ermordet. Zunächst bleibt unklar, welches das verbindende Motiv dieser Gewalttaten ist. (Zumindest bleibt es den Ermittlern unklar, der Leser reimt sich die Dinge vermutlich deutlich schneller zusammen.)
Wie schon in den vorangegangenen Bänden, sind auch in Böser Wolf eine Menge Personen direkt und indirekt in das Geschehen verstrickt. Von einigen erhält der Leser ein detaillierteres Bild durch personale Erzählpassagen, in denen wir das Geschehen aus der jeweiligen Perspektive miterleben, ohne jedoch das Wissen der Personen zu übernehmen. Das wäre auch sicherlich hinderlich für den Spannungsaufbau. Konsequent zuende führt Nele Neuhaus dies nicht, die Personen verschwinden dann wieder in der Versenkung. Die Hauptperspektive bleibt die von Pia Kirchhoff, deren Privatleben zwar wieder Thema ist, glücklicherweise aber mit Bezug zur Handlung.
Der Showdown der Ermittlung findet einmal mehr in einem gruseligen Keller statt, Kirchhoff wirft sich ins Geschehen, sie wird "zur Löwin" (Zitat), um den bösen Wolf zu stellen. Wie schon in Tiefe Wunden fand ich dies eher überzogen.
Kindesmissbrauch ist immer ein schweres Thema und Neuhaus gibt sich Mühe, dem gerecht zu werden. Sie zeigt Mittäterschaft, Gleichgültigkeit, traumatische Spätfolgen, Reuelosigkeit und vor allem die professionelle Maschinerie auf, mit der Kinder ausgebeutet werden. Auch, dass am Ende nicht alle Täter zur Rechenschaft gezogen werden können, dass das Verbrechen an den Kindern kein Ende findet, ist wohl leider realistisch.
Ich hatte diesmal den Eindruck, der Plot war besser gestrickt als bei einigen der Vorgänger, der Fokus lag dort, wo er sein sollte, nämlich bei der Story, nicht bei den Hintergrundgeschichten der Ermittler.
Innovativ ist der Krimi sicher nicht, aber solide unterhaltend.
Nele Neuhaus, Böser Wolf. HörbuchHamburg 2012.
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