Nachdem ich nach Im Tal des Fuchses eigentlich schon beschlossen hatte, nichts anderes von Charlotte Link zu lesen, stolperte ich bei der lokalen Leihbücherei über das Audiobook Sturmzeit (der Roman erschien erstmals 1989). Es ist der erste Band einer Trilogie, die für das deutsche Fernsehen verfilmt wurde.
Es ist eine Familiensaga rund um die junge Felicia, die alle Wirrungen der bewegten deutschen Geschichten ab 1914 miterlebt. Dabei ist sie keine besonders sympathische Protagonistin, sie sucht oft nur ihren eigenen Vorteil und lebt schlichtweg nach ihren Bedürfnissen und Vorlieben. Dabei bleiben Männer, Familienmitglieder und Kinder auf der Strecke.
Dennoch entwickelt die Geschichte Spannung, denn durch das geschichtliche Hintergrundwissen ahnt man, dass die nächste Katastrophe bereits auf sie lauert, doch Felicia fällt immer wieder auf die Füße und ist in sich als Frauengestalt ihrer Zeit bewundernswert.
Man erhält einige Einblicke in die Zeitgeschichte und vor allem in gesellschaftliche Strukturen der Zeit. Das glamoröse Berlin beispielsweise wird in seiner Dekadenz und Sorglosigkeit gut gezeichnet.
Was das politische Geschehen angeht, so kann Sturmzeit nicht mit beispielsweise Ken Folletts Sturz der Titanen mithalten. Der Vergleich mag ungerecht sein, denn Sturmzeit ist von Charlotte Link als deutlich enger gefasste Familien- oder Frauensaga konzipiert, Follett umfasst mit mehreren Einzelschicksalen das Weltgeschehen der Zeit, ist dabei aber dennoch detailgetreuer und politisch umfassender und facettenreicher. Vielleicht ist Folletts Sturz der Titanen eher als historischer Roman, Sturmzeit eher als Drama zu bezeichen. Als Drama ist es ordentliche Unterhaltung.
Charlotte Link, Sturmzeit. Random House Audio 2007.
1 comment:
Ich habe von beiden Autoren, Follett und Link, viel und gerne gelesen. Link schreibt vielleicht eher für Frauen, wenn man das so sagen kann, und Follett nehmen eher die Männer zur Hand. Aber beide sind auf ihre Art gut.
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