Sunday, July 07, 2013

Arnaldur Indriðason - Eiseskälte

In den vorangegangenen Bänden von Arnaldur Indriðason war sein früherer Ermittler Erlendur abwesend, es wurde davon gesprochen, er sei in den Ostfjorden, seiner früheren Heimat.
Eiseskälte erzählt die Geschichte dazu. Der eifrige Leser der Reihe weiß bereits, dass Erlendur - selbst noch ein Kind - seinen kleinen Bruder bei einem Schneesturm in den Bergen aus den Augen verloren hat. Er wurde nie gefunden und diese Tatsache lässt Erlendur keine Ruhe. Er kampiert in dem halbverfallenen Elternhaus und trifft auf unterschiedliche Menschen. Er wird dabei an die Geschichte der ebenfalls verschwundenen Matthildur erinnert und sein Ermittlerinstinkt treibt ihn zu weiteren Recherchen an. So verweben sich die Geschichten der zwei Verschwundenen, in Rückblenden wird sowohl die Geschichte von Erlendurs Familie und ihrem Umgang mit dem Verlust des Bruders als auch die Geschehnisse um das Verschwinden Matthildurs erzählt, während Erlendur mit Augen- und Zeitzeugen spricht. Parallel dazuerzeugt Indriðason eine mystische Komponente, Erlendur wird von Träumen heimgesucht, in denen er einem Wanderer begegnet und auch die Stimme seines Bruders hört. Doch erst nach der Aufklärung des - wie sich herausstellt - Mordes an Matthildur, seine letzten Fall, kann er endgültige Ruhe finden.

Der Roman stellt anrührend dar, wie sehr die Ungewissheit über den Verbleib eines Menschen, ein Leben beeinflussen kann, trotz vieler Jahre können weder Erlendur noch Matthildurs Geliebter vergessen noch Ruhe finden. Die Ermittlungen Erlendurs sind wie auch schon bei früheren Bänden konsequent und logisch, seine Hartnäckigkeit bringt ihn zum Ziel, wenngleich das Tempo in Eiseskälte auch eher gemächlich ist. Indriðason scheint vor allem die Atmosphäre wichtig gewesen zu sein, Spannung steht nicht im Mittelpunkt. So findet sein Charakter Erlendur ein eher ruhiges und nachdenkliches Ende. Passend. 

Arnaldur Indriðason, Eiseskälte. Lübbe, Köln 2012.

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I wrote an English version of this review for goodreads, here it is:

In the previous novels of Arnaldur Indriðason his famous detective Erlendur was away, it was mentioned that he is visiting in his former homecountry, the East Fjords.
"Strange Shores" tells the story tells of this visit. The reader of the complete series already knows that Erlendur lost his little brother in a snowstorm as a child. The brother was never found and Erlunder never fully got over this loss.
He camps in the half-collapsed childhood home and meets some people of the area. He is reminded of the story of another missing person, Matthildur. His instincts drive him to investigate her case.
Indriðason interweaves the stories of the two missing persons, in flashbacks you get to know on the one hand the story of Erlendur family and how they cope with their loss and on the other hand Matthildur's story. Erlunder speaks to eye and contemporary witnesses.
Parallel to this Indriðason creates a mystique atmosphere when Erlendur is hanuted by dreams in which he meets a stranger and hears the voice of his dead brother. But it's only after he discovers Matthildur's fate and finds out she was murdered and solves this last case taht he can find peace.
The novel shows touchingly how not knowing about a missing person's fate can influence a whole life. Although so many years have passed neither Erlunder nor Matthildur's lover can find peace. As in the other novels Erlendur's investigations are consequent and logical, his persistency helps him to solve the case although the tempo of "Strange Shores" is rather slow.
Indriðason focuses on the atmosphere, suspense isn't his main goal.
This way Erlendur's character finds a calm and contemplative end.
Quite suitable.

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