A wacht jeden Morgen in einem anderen Körper auf. Dabei hat sein (nehmen wir mal an, A ist männlich) Wirt zwar immer das gleiche Alter wie A, alles andere aber variiert: Geschlecht, sexuelle Orientierung, soziale Schicht, Schulbildung, ... A hat sich daran gewöhnt und passt sich an, durchlebt die Tage in seinen Wirten möglichst angepasst und versucht, nicht aufzufallen. Doch eines Tages verliebt er sich in die Freundin des Jungen, in dem er gerade steckt. Und von da an wird alles anders. Er versucht sie wiederzusehen, geht dabei Risiken ein und schließlich erzählt er ihr sogar von sich und seiner ungewöhnlichen Existenz.
Aber natürlich ist es schwierig, die Beziehung unter diesen Umständen aufrecht zu erhalten, so dass A eine andere Lösung finden muss.
David Levithans Roman hat seine Stärken im Bereich der Reflexion über die Lebensweise von Jugendlichen, ihre Interaktion miteinander und mit den Erwachsenen in ihrem Leben. Er schneidet Themen an wie Liebe, Homosexualität (dies scheint dem Autor wichtig zu sein, siehe auch
Will & Will), Familie und Verantwortung den Mitmenschen gegenüber. A ordnet die Körper, in denen er erwacht, stereotypenartig in Kategorien ein, analysiert sie innerhalb weniger Augenblicke und behauptet sogar, in 90% seien alle Menschen gleich - widerlegt dies aber im Grunde täglich, indem er sensibel die Besonderheiten seiner Wirte aufspürt und in jedem einzelnen etwas Wertvolles entdeckt. Gleichzeitig ist A selbst den emotionalen Turbulenzen eines Teenagers ebenso ausgeliefert wie seine Wirte und ist in seinen zwischen psychologischer Reflexion und impulsiver Spontanität schwankenden Handlungen glaubhaft und auch sympathisch.
Aber.
Die reizvolle Konstruktion Levithans, die diese vielfältigen Einblicke in das Innere der amerikanischen Teenager ermöglicht und den Plot der Liebenden, die trotz großer Gefühle nicht zueinander finden können, weil As Leben ihnen dieses nicht erlaubt, hängt in der Luft. Warum wandelt A zwischen den Wirten? Gibt es andere wie ihn, wie dies angedeutet wird? Was ist mit der Dämonen-/Teufelstheorie, die einer seiner Wirte, der sich scheinbar als einziger an seine "Besessenheit" erinnert, aufwirft? Der Roman lebt von der faszinierenden Idee dieser wandelnden Seele und beantwortet dennoch keine einzige Frage nach dem Warum. Es bleibt also nur das Konstrukt, mit dem die (Liebes-)Geschichte ermöglicht wird. Das birgt eine gewisse Frustration für den Leser, der gern eine Antwort, eine Lösung, gehabt hätte.
Es besteht allerdings die Möglichkeit, dass Levithan dies in der Absicht offen lässt, um den Leser zu zwingen, den geplanten zweiten Band zu lesen (er soll 2015 erscheinen). Dabei hätte
Letztendlich sind wir dem Universum egal sehr gut für sich stehen können, ohne auf den Serienzug aufzuspringen, der zur Zeit im Young Adult Bereich so sehr daherrast.
Der Originaltitel
Every Day ist übrigens deutlich treffender als der deutsche, fokussiert ersterer doch bestens den Plot und die Problematik, während die Nichtigkeit des einzelnen Lebens, die der deutsche Titel impliziert, doch gerade nicht Thema ist.
David Levithan, Letztendlich sind wir dem Universum egal. Argon 2014.