Der Insektensammler ist ein Jugendlicher namens Garrett aus einem kleinen Ort in North Carolina, der verdächtigt wird einen jungen Mann ermordet und zwei Mädchen verschleppt zu haben. Lincoln Rhyme und Amelia Sachs sind in der Gegend, weil Lincoln Rhyme sich eine experimentellen Operation unterziehen möchte, um vielleicht einen Teil seiner motorischen Fähigkeiten zurückzugewinnen, natürlich birgt dies auch gesundheitliche Risiken und Amelia ist gegen die Operation. Sie ist daher sofort dafür, die lokale Polizei in den Ermittlungen zu unterstützen, als diese mit der Bitte nach Analyse der Tatortspuren an sie herantreten. Doch die Spurenlage ist dürftig und Rhyme fühlt sich unwohl, weil er sich mit den geologischen, infrastrukturellen Gegebenheiten nicht so gut auskennt wie daheim in New York. Amelia hingegen muss feststellen, dass nicht alle der hiesigen Polizeibeamten sie unterstützen und auch andere Einwohner des Ortes scheinen eigene Interessen zu verfolgen und den Jungen um jeden Preis selbst finden und töten zu wollen. Polizeiliche Gerechtigkeit und Rechtmäßigkeit stehen in diesem Fall von Anfang an in Frage. Als der Junge schließlich doch festgenommen wird, beteuert er seine Unschuld, will aber das Versteck von einem der verschleppten Mädchen nicht verraten. Irrationalerweise schlägt sich Amelia plötzlich auf seine Seite und flieht mit Garrett, um ihn dazu zu bringen, sie zu dem Versteck zu bringen. Daraufhin sind Polizei und die Gruppe von aggressiven und bewaffneten Männern hinter ihnen her. Rhyme bleibt nichts übrig, als zu versuchen, den Spuren doch noch mehr Informationen abzupressen. Es kommt zu einem actionreichen Showdown, Garretts Handlungsweisen erklären sich, aber Amelia hat auf der Flucht einen Polizisten erschossen und sieht nun ihre Karriere und Zukunft zerstört. Aber Lincoln Rhyme gibt sie nicht auf und weitere Spuren und Ermittlungen bringen Rettung.
Der Plot von Der Insektensammler hat Stärken und Schwächen. Das Erzähltempo ist hoch, man hat das Gefühl von mehreren Akten, in denen sich die Dramatik noch steigert. Viele der Charaktere sind nicht, für wen man sie zunächst hält, und es ist ein ungutes Gefühl, nicht zu wissen, wem man trauen soll. Vielleicht ist dies auch einer der Kritikpunkte - es bleiben nur wenige "Gute" übrig. Das schadet der Glaubhaftigkeit des Buches. Auch waren mir einige der Charaktere zu emotional und handelten dadurch irrational - was man beispielsweise von Amelia Sachs nicht in der Form erwartet hätte. Größter Kritikpunkt ist, dass Rhyme die Bedeutung einer Spur nicht erfasst (natürlich damit die Erkenntnis die Aufklärung erst gegen Ende ermöglicht) - das ist bei seiner Genialität eigentlich nicht denkbar. Der Insektensammler selbst war ein interessanter Charakter, aber auch er ist an einigen Stellen inkongruent, mal ist er der verletzliche Junge, dann wieder handelt er logisch-berechnend in einer Weise, die nicht dazu passen will.
Spannend bleibt der Roman dennoch bis zum Ende und das Setting in North Carolina ist interessant umgesetzt.
Jeffery Deaver, Der Insektensammler. Blanvalet, München 2003.
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