Das Buch der Spiegel
von E.O. Chirovici gliedert sich in drei
Teile mit jeweils unterschiedlichen Erzählern. Aus der Sicht eines
Verlagsagenten, eines Journalisten und eines ehemaligen Polizisten wird ein
alter Mord wieder aufgerollt.
Professor Wieder ist im Jahr 1988 ermordet worden und man
hat den Täter nie ermittelt. Einer der Verdächtigen, Richard Flynn, schreibt
kurz vor seinem Tod ein Manuskript, das angeblich die Wahrheit enthüllen soll
und dessen erste Kapitel er an den Verlagsagenten Peter Katz sendet – der liest
das Fragment, entwickelt großes Interesse, aber als er sich an Flynn wenden
will, ist dieser schon an Krebs verstorben, der Rest des Manuskripts fehlt.
Also setzt Katz einen Journalisten, John Keller, auf die Story an (Teil 2), der
mit vielen Beteiligten spricht, aber schließlich auch nicht weiterkommt. Durch
die Fragen des Journalisten angeregt, beschließt der ehemals in dem Mord
ermittelnde und inzwischen pensionierte Polizist Roy Freeman sich ebenfalls
noch einmal mit dem Fall zu beschäftigen. Erst ihm gelingt es, in dem Labyrinth
der möglichen, subjektiven Wahrheiten den Täter zu ermitteln.
Der Autor spielt damit, wie unterschiedlich Menschen ein
Geschehen wahrnehmen, wie die Erinnerung Dinge verändern, verzerren und sogar
neu erzeugen kann. Der Begriff der Wahrheit verschwimmt dabei, wird relativ und
sogar letzten Endes unwichtig. Dieses
Spiel, das zu Beginn und im mittleren Teil des Romans noch reizvoll und
interessant erscheint, relativiert leider auch das Interesse am Ausgang des
Falles (wenn man denn von einem Fall sprechen mag), zumal im Verlauf klar wird,
dass die Frage von Schuld und Gerechtigkeit ungeklärt bleiben wird. Bei all den
subjektiven Sichtweisen bleibt man letztlich auch verunsichert zurück, ob dies
denn das wahre Ende der Geschichte sein soll oder ob sich vielleicht nicht doch
noch eine weitere verschobene Perspektive auftun könnte. Dies war vermutlich
auch die Intention des Romans, lässt aber den Leser etwas unbefriedigt zurück…
E.O. Chirovici , Das
Buch der Spiegel. Goldmann, München 2017.
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