Monday, October 15, 2018

E.O. Chirovici - Das Buch der Spiegel


Das Buch der Spiegel  von E.O. Chirovici gliedert sich in drei Teile mit jeweils unterschiedlichen Erzählern. Aus der Sicht eines Verlagsagenten, eines Journalisten und eines ehemaligen Polizisten wird ein alter Mord wieder aufgerollt.

Professor Wieder ist im Jahr 1988 ermordet worden und man hat den Täter nie ermittelt. Einer der Verdächtigen, Richard Flynn, schreibt kurz vor seinem Tod ein Manuskript, das angeblich die Wahrheit enthüllen soll und dessen erste Kapitel er an den Verlagsagenten Peter Katz sendet – der liest das Fragment, entwickelt großes Interesse, aber als er sich an Flynn wenden will, ist dieser schon an Krebs verstorben, der Rest des Manuskripts fehlt. Also setzt Katz einen Journalisten, John Keller, auf die Story an (Teil 2), der mit vielen Beteiligten spricht, aber schließlich auch nicht weiterkommt. Durch die Fragen des Journalisten angeregt, beschließt der ehemals in dem Mord ermittelnde und inzwischen pensionierte Polizist Roy Freeman sich ebenfalls noch einmal mit dem Fall zu beschäftigen. Erst ihm gelingt es, in dem Labyrinth der möglichen, subjektiven Wahrheiten den Täter zu ermitteln.

Der Autor spielt damit, wie unterschiedlich Menschen ein Geschehen wahrnehmen, wie die Erinnerung Dinge verändern, verzerren und sogar neu erzeugen kann. Der Begriff der Wahrheit verschwimmt dabei, wird relativ und sogar letzten Endes unwichtig.  Dieses Spiel, das zu Beginn und im mittleren Teil des Romans noch reizvoll und interessant erscheint, relativiert leider auch das Interesse am Ausgang des Falles (wenn man denn von einem Fall sprechen mag), zumal im Verlauf klar wird, dass die Frage von Schuld und Gerechtigkeit ungeklärt bleiben wird. Bei all den subjektiven Sichtweisen bleibt man letztlich auch verunsichert zurück, ob dies denn das wahre Ende der Geschichte sein soll oder ob sich vielleicht nicht doch noch eine weitere verschobene Perspektive auftun könnte. Dies war vermutlich auch die Intention des Romans, lässt aber den Leser etwas unbefriedigt zurück…

E.O. Chirovici , Das Buch der Spiegel. Goldmann, München 2017.

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