Julie Maroh erzählt die Geschichte einer lesbischen Liebe im Frankreich der 90er Jahre. Eine Zufallsbegegnung mit einer jungen Frau mit blauen Haaren trifft die 15jährige Clementine tief: Als Tochter sehr konservativer Eltern und aufgewachsen auf einem Dorf kann sie mit den Gefühlen, die sie plötzlich für eine Frau empfindet nur sehr schlecht umgehen. Doch auch Emma, die Frau mit den blauen Haaren, kämpft mit dem, was sie für Clementine empfindet, und nur langsam kommen die beiden zusammen. Immerhin noch rechtzeitig, um zu sehen, welche Tiefe ihre Liebe füreinander hat, bevor eine Katastrophe sie wieder trennt...
Es ist eine wunderbare Liebesgeschichte, die Maroh gezeichnet hat. Durch die Problematik der Diskriminierung Homosexueller im Frankreich der Gegenwart erhält der Roman zusätzliche Tiefe und Bedeutung. Die sensiblen, wunderschönen Bilder tragen einen wesentlichen Teil zur Wirkung bei - man möchte, dass die beiden Frauen glücklich miteinander sind, man möchte das symbolische Blau dauerhaft leuchten sehen.
Die Graphic Novel (in Deutschland im Splitter Verlag erschienen) hat zu Recht zahlreiche Preise gewonnen. Die Verfilmung von Abdellatif Kechiche gewann 2013 in Cannes die goldene Palme und stieß eine intensive Diskussion an - vor allem auch wegen der gleichzeitigen Diskussion um gleichgeschichtliche Ehe in Frankreich. Die Autorin Julie Maroh sieht ihre Comicvorlage nicht angemessen berücksichtigt in der Verfilmung, vor allem der Fokus auf intensive Sexszenen der Protagonistinnen (und deren Unglaubwürdigkeit, die auf diesbezügliche heterosexuelle Fantasien basiere) stört sie. Im Buch gibt sie diesen Szenen nur vier von 160 Seiten.
Julie Maroh, Blau ist eine warme Farbe. Splitter, Bielefeld 2013.
Nachtrag nach Anschauen der oben genannten Verfilmung: Der Film wirkte auf mich verstörend, nicht besonders wegen der Sexszenen, wenngleich diese in der Tat surreal intensiv umgesetzt und in der Fokus gerückt wurden, sondern vor allem, weil die Charaktere in einem ganz anderen Licht gezeigt wurden, die Story eine andere war... außer Titel und einem groben Bezug zur Liebesgeschichte hat der Film nicht viel mit Marohs sensibler Geschichte zu tun. Schade eigentlich.
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