Als Anna geboren wird, ist Kate bereits schwerkrank. Anna wird geboren, weil Kate schwerkrank ist. Die Familie Fitzgerald wird erschüttert von der schweren Leukämie der Tochter, doch kann sie durch die Blut- und Knochenspenden der Schwester weiterleben. Anna liebt ihre Schwester, aber als sie 13 Jahre alt ist und es um die Spende einer Niere geht, wehrt sie sich und wendet sich an einen Anwalt, um ihr Recht auf medizinische Selbstbestimmung zu erstreiten. Diese Entscheidung stellt das fragile Familienkonstrukt auf den Kopf und alle Beteiligten müssen sich neu positionieren.
Entsprechend lässt Jodi Picoult in wechselnden Erzählperspektiven die Familienmitglieder berichten, aus der Vergangenheit und der Gegenwart. Hinzu kommen die Stimmen des Anwalts und von Julia, die vom Gericht bestellt wird, um die Familiensituation zu evaluieren.
Gut gelöst hat die Autorin, dass es keine richtige Antwort auf die Frage gibt, wie sich Anna entscheiden soll. Sie beleuchtet die schwankende emotionale Haltung, reißt auch an, dass eine 13jährige nicht alle Aspekte ihres Handelns überblicken kann, aber dennoch nicht ignoriert werden darf in ihren Wünschen.
Obwohl das Buch durchaus eine gewisse Faszination und einen Lesesog auslöste, habe ich auch Schwierigkeiten damit. Allem voran natürlich das Ende, mit dem es sich die Autorin m.E. zu leicht macht, weil es sie einer Entscheidung enthebt - schwach. Desweiteren sollen die verschiedenen Charaktere verschiedene Perspektiven auf das Problem eröffnen, bleiben dabei aber klischeehaft und hölzern. Hier fällt besonders der Bruder mit seinem selbstzerstörerischen Verhalten, der dennoch weiter ignoriert wird, auf. Die Liebesgeschichte von Anwalt Campbell und Julia ist unglaubhaft und trägt nichts zur Geschichte bei, noch nicht einmal im weitesten Sinne hinsichtlich Selbstbestimmung. Kate, in all ihrer Krankheit, bringt ebenfalls kaum charakterliche Stärke mit, was angesichts des Kampfes, den sie austrägt, ebenfalls unwahrscheinlich wirkt. Wieso tritt sie nicht stärker hervor mit ihren Wünschen? Entsprechend werden Gespräche zwischen den Schwestern seltsam ausgeklammert, obwohl in ihrer Beziehung doch der Dreh- und Angelpunkt der Geschichte liegt.
Einige dieser Punkte scheinen, so liest man bei Wikipedia, in der Verfilmung abgeändert worden zu sein, vielleicht sollte ich diesen zum Vergleich bei Gelegenheit auch anschauen. Der Roman lässt einen trotz emotionaler Angegriffenheit etwas unbefriedigt zurück.
Jodi Picoult, Beim Leben meiner Schwester. Piper, München 2006.
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