Monday, February 19, 2024

Simone van der Vlugt - Nachtblau

Nachtblau heißt die Farbe, mit der Delfter Keramiken seit dem 17. Jahrhundert dekoriert werden. Die junge Catrijn ist seit Kurzem verwitwet und verlässt ihr heimatliches Dorf, um als Haushälterin zu arbeiten. Es verschlägt sie zunächst nach Amsterdam, wo sie mit ihrer malenden Dienstherrin den großen Rembrandt besuchen darf. Sie selbst malt auch, ist auch begabt, aber darf ihre Kunst nicht öffentlich ausleben. Aber ihr Talent bleibt nicht verborgen und so landet sie als Keramikmalerin in einer Delfter Manufaktur. Seitdem chinesisches Porzellan importiert wird, geht es den Keramikhändlern schlechter, aber Catrijn hat die Idee, die Bilder und Dekorationen der Chinesen auf die hiesige Keramik zu malen...

So schildert uns Simone van der Vlugt die Entstehungsgeschichte der typischen Delfter Keramiken. Parallel zu dieser Kunsthistorie erzählt sie uns auch von wichtigen geschichtlichen Ereignissen wie dem Delfter Donnerschlag (einer gewaltigen Explosion eines Pulverlagers 1654) oder der Pestepidemie. Während Catrijn eine eher nüchtern berichtende Erzählerin ist, ist es doch ihre persönliche Geschichte, die Nachtblau zu einem spannenden historischen Roman zusammenbindet. Stets droht der Mord an ihrem ersten, sie prügelnden Ehemann sie einzuholen, mehrmals entkommt sie nur knapp der Entdeckung. Weitere Schicksalsschläge folgen, aber Catrijn ergibt sich nicht in ihr Schicksal, sondern handelt (meistens) klug und überlegt.
Am Ende des Romans erklärt die Autorin noch, dass sie einige real existierende Orte und Personen in ihre Geschichte gewebt habe, Catrijn aber eine rein fiktionale Protagonistin sei - fiktional, aber überzeugend.
Die Lesung von 
Anja Taborsky überzeugt ebenso.

Simone van der Vlugt, Nachtblau. Harper Audio 2021.

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