Saturday, December 26, 2009

Das vierte Glas


"Der Wein ist eines der wenigen Gnadenmittel einer unbekannten Macht. Durch ihn kann der armselige Mensch kleinere Höhen erreichen, die ihm sonst nicht erreichbar sind, nur muss er nach dem dritten Glas aufhören. Daran scheitert er aber mit Sicherheit, weil er nicht aufhört, weil er zuviel säuft. Es ist ein Schicksal des Menschen, dass er mit den wenigen guten Gaben dieser Erde nicht zurechtkommt."
Janosch, Wörterbuch der Lebenskunst-Griffe, Goldmann, München 2000, S. 87.

Catherine Fried: Über kurz oder lang

Über kurz oder lang von Catherine Fried ist untertitelt mit Erinnerungen an Erich Fried und genau das sind die kurzen Erzählungen aus dem gemeinsamen Leben der Eheleute auch.
So schreibt Catherine Fried in der Vorbemerkung zu ihrem Buch, dass sie im Prozess des Schreibens auf viele Freunde und Bekannte gestoßen sei, die, nachdem sie hörten, dass sie ein Buch schriebe, alle ihre persönlichen Lieblings-anekdoten über Erich zum Besten gegeben hätten – sie aber kein Buch der gesammelten Anekdoten hätte machen wollen, sondern eben ihre persönlichen Erinnerungen.
So tragen die einzelnen Geschichten Titel wie „Die Werbung“, „Umzug“, „Meine Flitterwochen“ oder „Nellie“, die Catherines ganz persönliche Wahrnehmung des Lebens mit Erich Fried spiegeln. Die Erinnerungen sind nicht romantisch verklärt oder für den Erich Fried verehrenden Leser schön geschrieben, sondern zeigen durchaus auch die Schwierigkeiten mit einem von seiner Arbeit, der Politik, Lesereisen und vielen Bekannten und Freunden stark beanspruchten Mann, der zudem später auch noch krank wurde und vor allem auch zum Zeitpunkt ihrer Heirat, schon Kinder und andere Altlasten aus zwei vorangegangenen Ehen hatte. Dennoch ist die Liebe zu ihrem Ehemann auf jeder Seite des Buches zu spüren, nicht verklärend, sondern realistisch, real und überraschenderweise ihn auch 20 Jahre nach seinem Tod immer noch vermissend.
Das Buch hat mich sehr gefesselt und mich eine durchlesene Nacht gekostet, nebenbei ist es auch noch ein wunderschönes, leinengebundenes Wagenbach Quartbuch aus der Salto Reihe. Es enthält auch einige sehr persönliche Fotos als Zeugnisse aus dem Familienleben der Frieds.

Catherine Fried, Über kurz oder lang. Erinnerungen an Erich Fried. Wagenbach, Berlin 2008.

Friday, December 25, 2009

Cinnamon & Chocolate



My favourite christmas song this year!
Visit Butterfly Boucher!

Hush, little baby bird,
nest in my arms,
I'll keep you warm.
In the night the stars will watch
and guide your spirit.
Oh, your dreams will help you fly...

Jonathan Barnes: Edward Moon


Jonathas Barnes' Buch Das Albtraumreich des Edward Moon ist eine Genre-Mischung sondergleichen. Es ist nicht zu entscheiden, ob es nun Fantasy, Krimi oder Gothic Novel sein will.
Edward Moon ist Zauberkünstler und Detektiv in einem, allerdings hat er den Zenit des Erfolgs bereits überschritten, soll nun aber in einem sehr sonderbaren Fall ermitteln, bei dem die Polizei nicht weiterkommt. Begleitet wird er von dem Schlafwandler (englischer Titel des Buches The Somnambulist), einem stummen Hünen, der von Messern, Schwertern und anderem nicht zu verletzen ist, er blutet nicht. Die Geschichte spielt in einem London der nicht näher definierten Vergangenheit, es gibt noch Kutschen, aber dennoch ist die Stadt verdorben und soll mit einer Verschwörung einer sehr merkwürdigen Organisation zerstört und neu aufgebaut werden. Interessant ist noch der Erzähler, der selbst keine unwichtige Rolle in der Geschichte spielt, und sich als Erzähler häufig selbst kommentiert. Zum Beispiel sagt er, man solle keine literarische Glanzleistung erwarten, ja, man soll keiner Zeile Glauben schenken oder das Buch gleich weglegen.
Einige der erzählerischen Ideen und auch der Charaktere sind interessant und vor allem skurril/ungewöhnlich, die Story vermag aber insgesamt nicht so sehr zu überzeugen und die Auflösung ließ mich auch etwas müde zurück. Fazit: Zwar in gewisserweise unterhaltsam, aber kein Knüller.
Jonathan Barnes, Das Albtraumreich des Edward Moon. Piper, München 2008.

Thursday, December 24, 2009

Merry Christmas


It's coming on Christmas
They're cutting down trees
They're putting up reindeer
And singing songs of joy and peace
Oh I wish I had a river I could skate away on
I wish I had a river so long
I would teach my feet to fly
I wish I had a river
I could skate away on ...

taken from the lyrics of River by Joni Mitchell, 1971.

Monday, December 21, 2009

Erich Fried: Haus des Brotes

Haus des Brotes

Der Stern steht über dem Haus
aber das Dach ist zerfallen

zerfressen
von den Strahlen des Sternes

oder zerbrochen
als man den Stern hinaufschoss

oder spröde geworden
von der Kälte der Nacht

und zersprungen
mit dem Knacken von Knochen

Beth-lehem: hebr. Haus des Brotes.

Aus: Erich Fried: Warngedichte. Hanser-Verlag, München 1964.

Thursday, December 10, 2009

Playing by Heart

The wonderful thing about falling in love is you learn everything about that person and so quickly.
And if it's true love, then you start to see yourself through their eyes.
And it brings out the best in you.
It's almost as if you're falling in love with yourself.

Playing by Heart (1998)

Tuesday, December 01, 2009

Vienna Teng


Musik, Texte, Instrumente und Stimme fügen sich glücklich zusammen. "Dreaming Through The Noise" (2006) and "Waking Hour" (2002) gefallen mir beide sehr gut und ich entdecke ständig wieder einen anderen Song, den ich großartig finde und an dem ich mich nicht satt hören kann. Das ist schon ungewöhnlich.

Blue, blue caravan, winding down to the valley of lights, my true love is a man who would hold me for 10,000 nights. In the wild, wild wailing wind he's a house in the soft yellow moon. So blue, blue caravan won't you carry me down to him, soon?

Blue, blue caravan, won't you drive away all of these tears? My true love is a man that I haven't seen in years. He said: "Go where you have to, for I belong to you until my dying day," so like a fool, blue caravan, I believed him and I walked away.

Oh, my blue, blue caravan
Oh, the highway is my great wall. My true love is man who never existed at all.
Oh, he was a beautiful fiction I invented to keep out the cold.
And now my blue, blue caravan I can feel my heart growing old.

Vienna_Teng bei wikipedia
http://viennateng.com


Girls just...


...wanna have fun. Recht platter Tanzfilm von 1985, an den ich vage Erinnerungen hatte. Ich habe ihn wieder angesehen und musste laut lachen, als ich realisierte, dass Sarah Jessica "Carrie Bradshaw" Parker die süße Hauptrolle hatte.
Ob die natürlich heute noch daran Spaß hat?!

Thursday, November 19, 2009

Män som hatar kvinnor


Anders als gelungen kann man die Verfilmung des ersten Stieg Larsson Krimis,
(deutscher Titel Verblendung) nicht nennen. Mit Noomi Rapace und Michael Nyqvist sind die Hauptrollen sehr gut besetzt. Die Handlung ist nur geringfügig geändert, wenngleich natürlich gekürzt, obwohl der Film dennoch über 150 Minuten lang ist. Gut herausgearbeitet sind die Querbezüge zwischen der Rechercheinhalten des Mikael Blomkvist um Harriet Vanger und Lisbeth Salanders Lebensgeschichte. Niels Arden Oplev schreckt nicht vor einer direkten und nichts beschönigenden Darstellung der Gewalt gegen Frauen zurück, auch die Spuren dieser Gewalt u.a. auf der Seele Lisbeths gehen beim Zuschauen nahe.
Ich bin beeindruckt von dieser schwedisch-dänisch-deutschen Co-Produktion und bin gespannt auf die folgenden Filme der Trilogie.

Sunday, November 08, 2009

Wo bisse wech?

Mein ostwestfälisches Lieblingswort weg und was Matthias E. Borner in seinem Buch (s.u.) dazu schreibt:

Bedeutung: her

Anwendungsbeispiel: "Haste schon gehöat - der Sohn von Jöstingmeyers heiratet. Ein gewisses Fräulein Lüchow." - "Na, das ist aber keine Gebüatige. Wo kommt die denn uasprünglich weg?"

Die Verwendung des Partikels "weg" (bzw. genauer: "wech") anstelle des im Rest der Republik benutzten "her" ist eine der wenigen sprachlichen Eigenarten, die der Ostwestfale bewusst verwendet, ja, die er kultiviert hat und auf die er zurecht stolz ist. Während er in Gesprächen mit Auswärtigen durchaus diskussionsbereit ist, ob ein Wort wie "Bratskartoffeln" eventuell einen Buchstaben zuviel enthält, bleibt er stur, wenn es darum geht, "wegkommen" statt "herkommen" zu sagen.

Diese scheinbare Unbelehrbarkeit entspringt der Überzeugung, die einzig richtige Vokabel zu verwenden. Denn wenn jemand irgendwo herkommt, dann ist er ja nicht mehr dort, wo er ursprünglich war, sondern fehlt an jenem Ort - folglich ist er dort weg.

So weit, so logisch - das kann auch der erst kürzlich zugezogene Neu-Bielefelder nachvollziehen und schnell in seinen Sprachschatz übernehmen. Doch neben einfachen Anwendungen wie "Wo kricht man den in Sennestadt günstich Pölter wech?" gibt es auch schwierigere Satzkonstruktionen. So kann z.B. "wechkommen" auch eine Kombination aus "herkommen" und "weggehen" sein, z.B. wenn eine Mutter ihren Steppke beim Spielen in einer Mülltonne erwischt und ihn mit einem "Komm da sofort bei wech!" zu sich zitiert.

Matthias E. Borner, Pömpel, Patt und Pillepoppen. Grundwortschatz zum Überleben in Bielefeld. Ein Vokabeltrainer für Zugezogene in 55 Lektionen. Isselhorst 2008.
http://www.bielefelderisch.de

Hercule and Agatha


Im Moment habe ich eine kleine Schwäche für Hercule Poirot Krimis, verfilmt mit David Suchet.
So wunderbar britisch und so wunderbar spleenig.

...mehr auf der gut gemachten Agatha Christie Website.

Hilke Rosenboom: Hund Müller


Hund Müller ist ein kurzweiliger, etwas anderer Kinderkrimi von der im letzten Jahr verstorbenen Autorin Hilke Rosenboom.
Außenseiter Helmut (ohne Handy und daher ohne Freunde) soll als Ferienjob den überaus hässlichen Hund der Nachbarin ausführen, der Müller heißt und gesiezt werden muss.
Müller verwickelt Helmut in ein Abenteuer, in dem gefundene Geldscheine, eine Schokoladensorten namens Schohohokoladä und Drogenhändler eine Rolle spielen. Natürlich werden auch die anderen Jungs seines Viertels mit hineingezogen, die Aufregung bringt alle näher zusammen und die Geschichte hat ein überaus glückliches Ende.
Ich habe das Buch auf der Suche nach Vorlesestoff für den Vorlesetag am 13. November 2009 für eine 6. Klasse gelesen. Es ist sehr einfach und lustig geschrieben, vielleicht eher etwas für Viert- und Fünftklässler.

Hilke Rosenboom, Hund Müller. Carlsen, Hamburg 2007.
Interview mit Hilke Rosenboom bei kinderbuch-couch.de

Saturday, October 31, 2009

Erich Fried: Klage um Picasso



Pablo Picasso ist tot und hat Spanien nicht wieder betreten.
Hippies aus USA machen dort billigen Urlaub und sagen:
"Mit Politik haben wir nichts zu schaffen.
Freiheit ist dort, wo wir unsere Füße hinsetzen können."

Picasso hat gesagt: "Solang der Faschismus im Land ist,
setze ich keinen Fuß mehr in meine Heimat."
Er ist tot, der lebendigste Proteus der tausend Gestalten!
Und Francos Mumie lebt noch und hebt noch den Arm.

Der Leitartikel im "Guardian" in London erwähnt,
Picasso sei Kommunist und für die klassenlose Gesellschaft gewesen,
und er erklärt das im rühmenden Nachruf
nachsichtig mit den Worten: "Er war zweifelsohne naiv."

Zweifelsohne naiv wie sein Guernica-Bild. -
Und zweifelsohne naiv halten Mütter noch immer
ihre ermordeten Kinder im Arm, in Kambodscha
und in den Flüchtlingslagern der vertriebenen Palästinenser.

Zweifelsohne naiv brüllen noch immer die Ochsen
und krepieren noch immer Pferde, wo Bomben fallen und Napalm,
und zweifelsohne naiv verstand Picasso das Leben,
das er aufstehen ließ in tausend Spiegelfacetten,

In zerweinten Gesichtern und in verrenkten Leibern,
in Mensch und Tier und lebendigen Fabelwesen,
in Krampf und Erstarren, in Fülle und Kampf und Zeugung.
Proteus ist tot, und Guernica stirbt noch und lebt noch immer.

Gedicht aus: Erich Fried, Einbruch der Wirklichkeit, 1991. In: Gesammelte Werke. Gedichte 3. Wagenbach, Berlin 1998.
Bild: Pablo Picasso, Guernica. 1937.

Owly

Cute.

Friday, October 30, 2009

Flix: Da war mal was

"Da war mal was" ist eine Sammelausgabe der kleinen Comic-Geschichten, die Flix (alias Felix Görmann) seit einiger Zeit im Berliner Tagespiegel veröffentlicht. Das Thema sind Erinnerungen veschiedener Personen an die Zeit vor und nach der Mauer, BRD- und DDR-Erfahrungen. Dabei wird klar wie subjektiv, aber auch wie erinnernswert diese Erfahrungen sind.
Die Serie hat eine eigene Website und einen guten Eindruck gewinnt man bei diesem kleinen Trailer.

Thursday, October 29, 2009

A.J.Jacobs: Britannica und ich


Der Untertitel von A.J.Jacobs' Buch lautet: Von einem der auszog, der klügste Mensch der Welt zu werden.
Um dieses überaus hoch gesteckte Ziel zu erreichen, wäre mir alles mögliche eingefallen, vermutlich aber nicht, ein Lexikon zu lesen! Wo bitte ist der Zusammenhang von Klugheit und der schieren Anhäufung von größtenteils unnützem Wissen?
Der Autor erzählt von seinen Erlebnissen während des Lesens der Britannica und den Effekt, den es auf ihn, seine Weltsicht, die Sicht der Welt (bzw. seiner Mitmenschen) auf ihn und seine Selbstreflexion hat. Nicht uninteressant, zumal gespickt mit einigen obskuren Referenzen zu seltsamen Britannica-Artikeln, aber davon wird wohl - wie er selbst einsieht - nicht viel hängenbleiben. Zum Gewinn von "Wer wird Millionär?" reicht es nicht und am Ende des Buches scheint die nahende Geburt seines ersten Kindes auch wichtiger als all sein Bestreben, klug zu werden. Kurzweilig, aber keine notwendige Lektüre.
PS.: Einige von A.J.Jacobs' anderen Projekten scheinen allerdings noch skuriller zu sein...

A.J.Jacobs: Britannica und ich. List, Berlin 2008.

Paul Auster - Reisen im Skriptorium

Auf einer Website über den Autor fand ich folgendes Zitat:
"Writing is no longer an act of free will for me, it's a matter of survival."
Ob darunter manchmal die Qualität des Geschriebenen zu leiden beginnt?

Reisen im Skriptorium
ist ein durch und durch verwirrendes Buch, der Inhalt schwer wiederzugeben: Ein alter Mann sitzt in einem abgeschlossenen Zimmer und er kann sich an kaum etwas erinnern. Weder wer er ist, was er getan hat, wo er ist und noch nicht einmal genau, wie die Dinge heißen, die ihn umgeben, weswegen sie Zettel wie "Lampe" oder "Bett" tragen. Und dann ist da noch ein Manuskript, in dem er zu lesen beginnt, und einige merkwürdige Besucher, aus deren Äußerungen er versucht Schlussfolgerungen über sich selbst zu ziehen. Themen des Buches: Der Autor, das Schreiben, das Geschriebene.

Wie alles zusammenhängt, bekommt man beim normalen Lesen nicht so recht auf die Reihe, komplexe Zusammenhänge und Fantastisches verhindern das.
Das Buch war interessant, gedanklich herausfordernd wie auch Stadt aus Glas, aber vielleicht nicht unbedingt Austers Glanzleistung. 
 
Paul Auster, Reisen im Skriptorium. Rowohlt, Reinbek 2008.

Thomas Hürlimann: Fräulein Stark

Die Geschichte wird erzählt von einem Zwölfjährigen, der den Sommer vor seinem Eintritt in die Klosterschule, bei seinem Onkel, dem Stiftsbibliothekar, verbringt. Seine Aufgabe ist es, den Besuchern der Bibliothek, Filzpantoffeln zu reichen, um den kostbaren Boden zu schonen.
Der Junge interessiert sich sehr bald nicht nur für die Bücher, sondern auch für die Besucherinnen, besonders für ihre Füße, Beine und...
Gleichzeitig erfährt er mehr über die (jüdische) Geschichte seiner Familie und über das Leben an sich von der fest im Leben stehenden Haushälterin der Onkels - Fräulein Stark.
Die Geschichte wird locker und prägnant erzählt, wenngleich sprachlich sicher nicht dem Zwölfjährigen entsprechend, aber das ist auch nicht gewollt. Thematisch gefiel mir die entstehende Liebe des Jungen zur Literatur, der Bibliothek und den Büchern, die Schilderung seines sexuellen Erwachens und die damit verbundenen Auseinandersetzungen mit Fräulein Stark wirkten für mich manchmal aufgesetzt, was aber wiederum wohl auch zur Erzählung gehört, da es sich teils um Scheingefechte handelte.
Ein unaufgeregtes, aber lesenswertes Buch.
Thomas Hürlimann, Fräulein Stark. Fischer, Frankfurt 2007.

Sue Townsend: Adrian Mole

Es ist schon schlimm, wenn man 13 3/4 Jahre alt ist und sich weitgehend allein durch ein durch und durch ungerechtes Leben schlagen muss!
Sue Townsend schrieb ihren ersten Adrian Mole-Roman bereits 1982, ein Bestseller in den 80er Jahren, ein weiteres der Reihe (ich glaube, das achte) soll Ende dieses Jahres erscheinen.
Es war die perfekte Urlaubslektüre: Unterhaltung vom leichten Schmunzeln über die pubertären Qualen bis hin zum lauten Auflachen über die schiere Absurdität des Geschehens.
Ebenso gibt es eine interessante, nett gemachte Website - AdrianMole.com.
Sue Townsend, The Secret Diary of Adrian Mole, aged 13 3/4. Harper Tempest, New York 2003.

McKinley - Gracie And The Atom

McKinley (mit Vornamen Christine) ist eine dieser Sängerinnen, die trotz brillianter Musikalität vermutlich nie wirklichen kommerziellen Erfolg haben werden. Zur Zeit hat sie noch nicht einmal einen wikipedia-Artikel (aber eine eigene Site), falls das in irgendeiner Hinsicht ein Kriterium für irgend etwas ist. Ich kannte schon ein früheres Album: Big Top Shop Talk ist bereits von 1999 und war durch die außergewöhnliche Stimmfarbe McKinleys und die leisen Balladen schon ein Album, das nicht langweilig wurde.
Gracie and the Atom (2008) ist die Vorabveröffentlichung von Stücken, die 2010 in einem gleichnamigen Musical enthalten sein werden (Thema: Mädchen in katholischem Internat...) Interessante und abwechslungsreiche Instrumentierung, schöne Melodien, eine immer noch faszinierende Stimme, musikalisch gut durchdacht - eine wunderbare Abwechslung im Popbrei - im Moment höre ich dieses Album täglich.
I don't get you
You won't get me
We're done here
So let me
Get away, away, away...

Skirt


...love this, too!

Tuesday, September 15, 2009

Ende eines Tanzes


Nach all der Hysterie um einen toten Michael Jackson erscheint die Medienwelle um Patrick Swayze eher moderat, natürlich Interviews und trending topic bei twitter, wobei dort vielleicht auch noch leise Scham mitschwingt, da man ihn dort bereits vor Monaten für tot erklärte.

Ich habe nicht oft für Stars geschwärmt, früher nicht, heute nicht. Nach Dirty Dancing war es dennoch um mich geschehen. Meine ganze Generation liebt diesen Film, ich kenne viele, die wie ich die meisten Dialoge des Films fließend mitsprechen und jede Muskelbewegung des Jonny Castle beim Tanzen vor ihrem inneren Auge abspielen lassen können. Ich mochte auch seine anderen Filme, von Outsiders über Fackeln im Sturm und Ghost, sogar den abstrusen (und schlechten) Eishockeyfilm Youngblood. Dabei geht es nicht darum, ob er ein ordentlicher Schauspieler oder ein großartiger Mensch war (auch wenn es fast den Anschein hat), ihm gehört ein Stück meines Teenagerherzens - darum ziehe ich heute den Hut vor ihm - rest in peace, Patrick Swayze!


Saturday, August 15, 2009

Erin McCarley



I've never been so deep inside a shadow
I've never been so insecure of what I know
I've gotta figure it out,
I need a story to tell
Where's the feeling I long for?
I've gotta figure it out
before I lose you, love

Tuesday, August 04, 2009

Erich Fried: Ablösung


Ablösung

Der Wald kommt!
(Schenk mir ein leeres Baumbuch!)
Auf das erste Blatt schreibe ich
ein Wort nur:
GRÜN

Auf das zweite Blatt
schreibe ich:
DUNKELGRÜN
auf das dritte Blatt:
DUNKEL

Jetzt kommt die Nacht:
Auf das vierte
und fünfte
und zehnte Blatt
schreibt schon der Wald

aus: Erich Fried: Gesammelte Werke. Gedichte 3, Berlin, Verlag Klaus Wagenbach 1998. S. 236.
Foto: Kanada, Juli 2008.

Sunday, August 02, 2009

Roman Holiday


Oh, beautiful Audrey Hepburn!
Roman Holiday, 1953, ist ein wunderschöner Film von William Wyler (auch Regisseur von Ben Hur, 1959) mit Audrey Hepburn und Gregory Peck in den Hauptrollen. Prinzessin Ann ist auf einer fürchterlichen repräsentativen Reise durch Europa, als sie die Steifheit und die Zwänge nicht mehr erträgt und eines Nachts in Rome dem allen entflieht. Benommen von einer Beruhigungsspritze schläft sie an einem Brunnen ein, wo Journalist Joe Bradley sie per Zufall findet und mangels anderer Möglichkeit mit zu sich nach Hause nimmt. Erst am nächsten Morgen realisiert er, wen er da gefunden hat. Einen ganzen Tag lang spielen sich beide gegenseitig vor, jemand zu sein, der sie nicht sind - und verbringen einen wundervollen Tag in Rom.
Schauspieler, Ort, die Story... alles passt rührend und perfekt zueinander.
Ein sehenswerter Klassiker.

Bernhard Kegel: Wenzels Pilz


Wenzels Pilz erschien erstmals 1993, als die Gentechnologie sehr langsam Formen annahm, die heute schon zu Realitäten geworden sind.
Es geht um die Freisetzung eines genmanipulierten Fliegenpilzes, der unerklärlicher-, aber für den Leser nicht wirklich überraschenderweise mutiert und damit Norwegens Wälder bedroht. Protagonisten des Buches sind Mitarbeiter einer Gentechnologiefirma, ein kritischer Journalist und ein aufgebrachter Biologe aus dem Berliner Naturkundemuseum, die schließlich gemeinsam.
Das Buch spielt in einer Zukunft, die einerseits heute bereits Realität und sich andererseits bereits überholt hat. Autor Bernhard Kegel, von Haus aus selbst Chemiker und Biologe, liegt in seiner Einschätzung der Risiken und realen Gefahren der Gentechnologie leider richtig, einige seiner während des Lesen teils surreal anmutenden Fiktionen (Schafe, die sich selbst häuten, oder Ampeltulpen, die ihre Farbe wechseln), sind inzwischen nah an ihrer Verwirklichung (z.B. die Idee aus prähistorischer DNA die Mammuts wieder auferstehen zu lassen), - während einige seiner anderen Zukunftsvisionen (z.B. im Bereich Computer oder Gesellschaft) doch nun bereits veraltet anmuten. Aber es geht Kegel um die Risiken der Gentechnologie und die Naivität und Profitgier der Forscher und Industriellen, die damit auf Kosten der ganzen Welt Schindluder treiben.
Besonders beeindruckt hat mich Kegels Nachwort in meiner Ausgabe, in der er einige seiner Fiktionen in Relation zur Wirklichkeit von 1996 setzt, nur drei Jahre nach Erscheinen seines Buchs. Auch der heutige Umgang mit Gentechnologien 2009 ist geprägt von Verantwortungslosigkeit und Ignoranz den Gefahren gegenüber und Geldgier, unabhängig davon, ob ein Großteil der Bevölkerung dieses ablehnt oder nicht.
Wenzels Pilz ist sicherlich nicht das aktuellste Buch zu diesem Thema, aber es beleuchtet anschaulich und auch sarkastisch-unterhaltsam die Interessen der Beteiligten und verdeutlich die Gefahren des gedankenlosen Umgangs mit einer Technologie, deren Auswirkungen kaum abzuschätzen sind.
Bernhard Kegel: Wenzels Pilz, Heyne, München 1996.
Leseprobe und Rezensionen auf der Site von Bernhard Kegel

Friday, July 31, 2009

Paladin Of Souls


Lois McMaster Bujold's Paladin of Souls ist der zweite von drei Romanen, der in der Welt Chalion spielt. Die Autorin hat eine komplette mittelalterlich anmutende Welt mit einer eigenen Religion erschaffen, deren Basis fünf Götter sind, einer für jede Jahreszeit und ein fünfter (durchaus doppeldeutiger) Gott namens Bastard. (Wikipedia führt sogar einen Artikel über dieses Glaubenssystem... - wobei dabei die Frage ist, ob das mehr über den Wert von McMaster Bujold oder wikipedia aussagt.)
Auf Englisch war das Buch aufgrund seiner Wortwahl durchaus anspruchsvoll zu lesen und wegen der mir unbekannten Begrifflichkeiten und Namen zunächst auch schwer zugänglich. Von Chalion und der Protagonistin des Romans, der Royina Ista, geht dann aber doch Faszination aus, so dass ich eine Nacht durchlesen musste.
Ista ist die Mutter der herrschenden Königin des Landes und ist das Leben an einem abseits gelegenen Hof gründlich satt. Sie fühlt sich eingesperrt, von ihren Göttern verlassen und will nur noch fort. Der einzige Ausweg ist das Vortäuschen einer Pilgerreise, auf der das Abenteuer anfängt, das sie auf neue und einzigartige Weise wieder zurück zu ihren Göttern bringt und sie nebenbei ihr Land und ihr eigenes Leben retten lässt.
Paladin of Souls hat viele typische Fantasy-Elemente, vor allem auch das mittelalterliche Szenario, allerdings ist es religiöser als vieles andere, was ich in diesem Genre bislang gelesen habe und dadurch durchaus interessant.

Lois McMaster Bujold, Paladin of Souls, Harper Torch, New York 2003.

Sunday, July 26, 2009

Louise Erdrich: Der Club der singenden Metzger

Der Titel des Buches versetzt erst einmal in etwas skeptisches Erstaunen. Eine Freundin bemerkte treffend, nachdem sie die auf dem Klappentext der Taschenbuchausgabe abgedruckten Empfehlungen gelesen hatte, dass sie einem Buch, das von so vielen Frauenzeitschriften schwärmerisch kommentiert wird, nicht über den Weg trauen würde. Ich habe es dennoch gelesen und es erzählt auf seinen 500 Seiten tatsächlich eine anrührende Geschichte. 

Es ist die Geschichte der deutschstämmigen Familie Waldvogel, die in einem Dorf in North Dakota eine Metzgerei betreiben, und der rastlosen Delphine, deren Leben sich unwiderruflich mit dem Leben der Waldvogel verwebt. Erzählt wird von den Folgen der zwei Weltkriege (im ersten kämpfte der Vater auf der Seite der Deutschen, im zweiten die Söhne für die Amerikaner), den schrägen, liebenswerten Charakteren der amerikanischen Provinz und von den neuen Problemen, die die zwangsläufigen Umbrüche in einer multikulturellen Gesellschaft für die Menschen mit sich bringen. Dabei sind die Dinge unter der Oberfläche oft anders als sie scheinen, aber die Grenzen dessen, was man zu tun bereit ist, um den Schein zu wahren, verschieben sich beständig. Von der Erzählweise und von der Darstellung des Familienepos mit all seinen Nebenschauplätzen hat mich das Buch an Jeffrey Eugenides’ Middlesex erinnert, auch wenn die singenden Metzger vielleicht wiederum dann doch nicht ganz so bizarr anmuten, wie es der Eugenides’ Protagonist ist. 

Louise Erdrich: Der Club der singenden Metzger, Suhrkamp, Frankfurt am Main 2005.

Tuesday, July 21, 2009

Scary Fragile


Finally...
Butterfly Boucher hat es endlich geschafft, bzw. man hat sie endlich gelassen! Nach schwierigem Hin und Her und der Trennung von ihrem bisherigen Plattenlabel ist Scary Fragile, ihr zweites Album nun endlich veröffentlicht.
Die Details darüber kann man nachlesen in einem Interview auf wearsthetrousers.com.
Das Album - soviel konnte man schon vorher erahnen und jetzt bestätigt sehen - beinhaltet sehr schöne Songs („A bitter song“, „Scary Fragile“) und viel geballtes Leben voller Butterfly-Energie („Keeper“, „I found out“). Musikalisch knüpft es direkt an Flutterby an, manches kommt einem bekannt vor, fast vertraut. Die Texte gefallen mir gut:
I found out I can be who I am
I can only do what I can
I won’t try to describe the relief…
(“I found out”)
Das Album ist in Deutschland bisher nur als Download erhältlich, aber bei iTunes insgesamt bereits relativ erfolgreich, diverse Interviews in online-Magazinen belegen das wohl. Zur Zeit lebt Butterfly in den Staaten und tourt dort bald wieder mit Ten out of Tenn, einer Gruppe von zehn Singer/Songwritern, von denen der Kern aus Tennessee stammt.

Watch out for this girl – she’s got a gun for a tongue!
What do you want? What do you want?
Everything. Everything.
(“Gun for a tongue”)

Lebenskunst

Janoschs erstes Gesetz der Lebenskunst:

Du kannst auf dieser Welt nur leben, wenn du sie zu deiner Geliebten machst.
Sie mit diesen ungeheuerlichen Wundern und Grausamkeiten annimmst und zwischen beiden das Gleichgewicht findest.
Sonst wirst du die nicht so verlassen können, wie du vorhast - laut lachend auf einem silbernen Vogel fliegend und bis zum Rand erfüllt mit allem, was sie dir zu bieten hat.

Janosch, Wörterbuch der Lebenskunst-Griffe, Goldmann, München 2000, S. 52.

Saturday, July 18, 2009

Hakan Nesser: Die Fliege und die Ewigkeit



Ich mag Hakan Nesser und ich mag Dietmar Bär.
Ich dachte daher, dass dieses Hörbuch auf keinen Fall ein Fehler sein könne.
Nunja...
Die Fliege und die Ewigkeit erschien erstmals 1999 in Schweden. Den Inhalt kann man ausführlich bei krimi-couch.de nachlesen und die dort formulierten Lesermeinungen spiegeln das Problem des Buches sehr gut wieder.
Ob der Roman ein Krimi ist, bleibt dahingestellt, er enthält lange Passagen philosophischer Betrachtungen und nur wenig wirklich spannende Elemente. Das Verbrechen ist zu Beginn des Buches schon geschehen und durch Gefängsnisstrafe sogar bereits gesühnt. Auf den fünf CDs liest Dietmar Bär nun also, wie es dazu kam. Den Knackpunkt der Geschichte, nämlich eine schwierige Freundschaft, die außerdem noch durch die Liebe zu derselben Frau überschattet wird, erkennt man bereits nach dem ersten Fünftel.
Einen ähnlichen Aufbau hat Nesser bereits bei Kim Novak badete nie im See von Genezareth (1998) verwendet. Das Verbrechen liegt Jahre zurück und der Protagonist erinnert sich, arbeitet das Geschehen auf. Nur ist dort zu Beginn weder klar, was genau passiert ist, was "das Schreckliche" ist, noch wie es sich zugetragen hat. Die Spannung kann also bis zum Ende gehalten werden. In Die Fliege und die Ewigkeit klappt das nicht.
Wenn man sich dann auch nicht so recht für die Philosphie begeistern kann, kann man die Enttäuschung einiger Nesser-Fans wohl begreifen - es ist eben kein Van-Veeteren-Fall.
Mir lag dieser Roman auch nicht so sehr, aber wenn man die Erwartungshaltung vom Krimi etwas verschiebt, war es nicht übel erzählt - und natürlich auch gut gelesen!

Hakan Nesser, Die Fliege und die Ewigkeit, Random House Audio 2006.

Friday, July 17, 2009

Orte

Sehr wohl ist es nicht egal, wo sich einer befindet.
An manchen Orten ist die Luft schlecht.
An manchen ist es zu laut, an manchen ist der Nachbar ein Lump.
Nur der Buddhist richtet es sich überall gemütlich ein.
Selbst in der Hölle.
Du bist aber kein Buddhist, also sieh zu, wie du zurechtkommst.
Aus: Janosch, Wörterbuch der Lebenskunst-Griffe, Goldmann, München 2000, S. 62.
Foto: Teneriffa 2008.

Thursday, July 16, 2009

Wolke 9



Beeindruckend. Gesehen im Open Air Kino Bielefeld.
Einfache Lebenswahrheiten - schlicht, langsam, entschleunigt.
Sex und Liebe im Alter, tabulos, aber ohne Aufregung erzählt, dazu bleiben es die immer wahren Geschichten von Liebe und Schmerz, von Verlassenwerden, Neuanfängen und Tod.
Anschauen, staunen.

Interview mit dem Regisseur Andreas Dresen (u.a. auch Sommer vorm Balkon) auf spiegel.de
Filminfos bei der Movie Database

Wednesday, July 15, 2009

Reisen


Man reist ja nicht,
um anzukommen,
sondern um zu reisen.
Johann Wolfgang von Goethe
Foto: Hammershus, Bornholm, Juli 2009.

Joseph Conrad: Herz der Finsternis


Joseph Conrad (1857-1924) ist ein in Polen geborener englischer Schriftsteller, der erst mit Leidenschaft reiste und zur See fuhr, danach darüber schrieb und mit seinen Erzählungen und Romanen viele Schriftsteller der modernen Literatur beeinflusste.
Die entscheidenste, aber auch traumatische Reise war die auf dem damals unter belgischer Macht stehenden Kongo.

Als Kapitän eines Dampfschiffs kommt Conrad in Kontakt mit korrupten und gewalttätigen Weißen und den unterdrückten Ureinwohnern des Gebietes. "Herz der Finsternis" erzählt ziemlich getreu die Erlebnisse dieser Reise aus der Perspektive eines Kapitäns namens Marlow und beleuchtet die Ausbeutung des afrikanischen Kontinents und die Gewalttätigkeit der profitgierigen Besetzer, während gleichzeitig die Natur und die Andersartigkeit der Afrikaner ebenfalls manchmal angsteinflößend sind.

Die biografischen und historischen Zusammenhänge werden im Nachwort von Urs Widmer verständlich erklärt, worum ich dankbar war, da mir diese nicht in den Details bekannt waren.
Sprachlich fand ich Conrad während des Studiums im Original sehr schwierig und auch in der deutschen Übersetzung bleibt es manchmal etwas sperrig, wenngleich manche Passagen beeindruckend sind.
"Ich betrachtete die Küste. Eine Küste zu betrachten, wie sie am Schiff vorbeigleitet, das ist, als ob man über ein Rätsel nachdächte. Da ist sie vor dir - lächelnd, abweisend, einladend, großartig, trostlos, unscheinbar oder wild, und immer stumm, obwohl sie stets zu flüstern scheint. Komm her und find es heraus." (S. 21f.)
Joseph Conrad, Herz der Finsternis, Süddeutsche Zeitung Bibliothek Band 20, München 2004.

Tuesday, July 14, 2009

Twilight

Edward and Bella on screen.
Teenage romance with a gothic touch.
Just loved it.
:)

Jacques Berndorf: Mond über der Eifel

Diesen Jacques Berndorf hatte ich tatsächlich noch nicht gelesen, als ich ihn nun als Hörbuch anhörte.

Nach den großartigen Hörbüchern der frühen Eifel-Krimis mit musikalischen Extras und mit Dietmar Bär als Baumeister und Günter Lamprecht als Rodenstock sind die neueren als reine Hörbücher erschienen - gelesen vom Autor selbst!

Und Berndorf liest gut, sehr gut. Seine rauhe Stimme passt selbstverständlich perfekt zum Protagonisten Baumeister, hinsichtlich der biografischen Parallelen vielleicht auch nicht wirklich verwunderlich. Pluspunkt: Nett, das außer den normalen CDs bei dieser Ausgabe auch noch eine mp3-CD beiliegt und das bei einem sehr fairen Hörbuch-Preis von unter 20 Euro.

Die Story selbst hat viele der typischen Eifel-Krimi-Elemente: Kater Satchmo, die Pfeifen, eine Reihe von Besuchern, die Baumeister auf die richtige (oder falsche) Spur bringen wollen, Baumeisters Beziehungsschwierigkeiten und seine Liebe zur Eifel, ihren Menschen und Landschaften. Hinzu kommen neue Töne von Vergänglichkeit beim selbstzweifelnden und kranken Rodenstock, die auch Baumeister nicht unberührt lassen - sehr emotional.
Der Fall kommt eher sehr langsam voran, ist verzwickt und irgendwie zäh, die Auflösung ist nicht sensationell überraschend, sondern eher lahm. Das tat meiner Freude über das Wiederhören mit den Charakteren und Berndorfs Erzählstil aber keinen Abbruch. Vermutlich kein Einsteigerwerk, da sollte man eher die früheren Bände lesen.
Jacques Berndorf, Mond über der Eifel, Technisat/Radioropa Hörbuch 2008.

Saturday, July 11, 2009

Segeln 2009

Sailing July 2009

Stationen des Törns waren Lauterbach, Glowe und Roenne. Die Wetterlage ließ einige andere Stationen nicht zu, wir kämpften mit zu wenig und zu viel Wind. Bornholm erreichten wir aber dennoch wie geplant, ein Ruhetag dort ermöglichte eine wunderschöne Rundreise um die Insel.

Wednesday, July 08, 2009

Daniel Kehlmann: Ich und Kaminski

Kehlmanns Ich und Kaminski ist ein Roman mit gleich zwei Protagonisten, die mir unsympathisch sind. Der Ich-Erzähler, das Ich aus dem Titel, ist der arrogante Kunstkritiker und Journalist Sebastian Zöllner, der sich selbst schon auf den ersten Seiten als unsensibler, egozentrischer, auch gemeiner und oberflächlicher Versager entlarvt, der höchstens verdreht intelektuell ist. Der jagt nun dem zurückgezogen lebenden und von seiner Tochter entmündigten Maler Kaminski hinterher, um dessen Enthüllungsbiografie zu schreiben, wenn möglich, soll sie knapp nach dessen Tod veröffentlicht werden. Beim Urteil über den Maler schwankt man zwischen Mitgefühl für den verschusselten Alten und der Skepsis über seinen vielleicht doch nur rein manipulativen Charakter.
Nachdem sich Zöllner mit Bestechung und List Zugang zu Haus und freier Zeit mit dem Maler verschafft hat und ihn mit allen Mitteln zum Reden bringen will, bringt der Alte ihn dagegen dazu ihn mit auf eine Reise zu seiner verstorben geglaubten Geliebten zu nehmen, die der ohnehin verschuldete Journalist wider Willen bzahlt, nur um am Ende von der Tochter des Maler und dem Maler selbst ausgebotet zu werden, da dieser die Rechte für seine Lebensgeschichte bereits an einen Konkurrenten verkauft hat.
Das Ganze spielt sich auf knapp 170 Seiten ab, liest sich flüssig und ist sprachlich durchaus interessant. Die Story bzw. ihre Quintessenz erschließt sich mir jedoch nicht so recht. Wer manipuliert, wird am Ende selbst betrogen? Um das Leben/die Freiheit zu gewinnen, muss man zunächst alles (Geld, Frau, Beruf, Ruf,...) verlieren? Ich weiß ja nicht!
So ganz zufriedenstellend war die Lektüre daher nicht.
Daniel Kehlmann, Ich und Kaminski, Suhrkamp, Frankfurt a.M. 2005.

Tuesday, July 07, 2009

Sue Townsend: Downing Street No.10



Dem fiktiven Premierminister Edward Clare wird vorgeworfen vom alltäglichen Leben der Briten keine Ahnung mehr zu haben. So verkleidet er sich (mit großer persönlicher Freude) als Edwina und macht sich mit dem Polizisten Jack Sprat auf eine Reise durch Armuts-, Drogen- und Rentnermilieu und entdeckt nebenbei seine eigenen familiären Wurzeln und sich selbst wieder. Neue Energie für den Job findet er allerdings nicht...
Man beobachtet die Briten mit Edwina eher mit den Augen des staunenden Kindes als durch die strenge analysierende Brille des regierenden Politikers und freut sich an den kleinen Schrulligkeiten und den großen Dramen.
Amüsant, unterhaltsam, kurzweilig.

Sue Townsend, Downing Street No.10, Heyne, München 2007.

Saturday, June 27, 2009

Sunday, June 21, 2009

Sa som i himmelen

Bielefelder Theater, 21. Juni 2009
Das Theater Bielefeld adaptierte in dieser Spielzeit den schwedischen Film "Sa som i himmelen" ("Wie im Himmel"). Wie im Film geht es dabei um die Leute eines kleinen Dorfes, die alle im Kirchenchor singen, und einen berühmten, aber stark angeschlagenen und kranken Dirigenten, der in den Ort seiner Kindheit zurückkehrt. Letzterer bringt aus den Menschen nicht nur stimmlich das Beste hervor und gesundet selbst seelisch, wenn auch nicht körperlich.
Nach fast drei Stunden Aufführungszeit bekamen das Ensemble und der aus Mitgliedern verschiedener Bielefelder Chöre zusätzlich zusammengestellte Chor Standing Ovations und mussten sogar eine Zugabe singen - etwas, das für das Theater eher ungewöhnlich ist. Ziemlich beeindruckend insgesamt - anschauen und anhören!

Monday, May 18, 2009

Elizabeth George - Wo kein Zeuge ist

Nachdem vor Ewigkeiten die BBC TV-Serie auch in Deutschland ausgestrahlt wurde, war ich zumindest in Sachen Elizabeth George Krimis soweit auf dem Laufenden, dass ich wusste, dass Lynleys frisch angetraute Frau Helen erschossen wird. Aber die Serie hielt sich nur sehr vage an die Buchvorlage. Jetzt habe ich per Hörbuch endlich "Wo kein Zeuge ist" (2005) angehört und bin einigermaßen angetan. George hatte ich (wie auch Donna Leon) als Krimiserie zwischendurch abgelegt, weil die Qualität wegbröckelte.

Jetzt nach angemessener Pause gefällt mir der Stil und das gesamte Britische wieder sehr gut. Die Story ist auf der persönlichen Ebene der Protagonisten hochdramatisch und der Fall auch bei weitem brutaler und raffinierter als man das sonst von George gewohnt ist. So zumindest mein subjektiver Eindruck.

Jetzt werde ich "Doch die Sünde ist scharlachrot" (2008), die Fortsetzung mit dem verzweifelten Lynley, natürlich auch in Angriff nehmen. Alte Sympathien rosten eben doch nicht.
Das Audiobook wird übrigens gelesen von Sabine Postel, wieder eine deutsche Tatortkommissarin, die Krimigrößen ihre Stimme leiht, zwar kein Dietmar Bär oder Jan-Josef Liefers, aber ganz ordentlich.
Elizabeth George, Wo kein Zeuge ist, Random House Audio 2005.

Wednesday, May 13, 2009

Ian Rankin: A Cool Head


"A cool head and a warm heart" - das ist Gravys Lebensmotto. Gravy heißt so, weil er auf einem Friedhof arbeitet. Dort fährt eines Tages sein Freund Benjy mit einem fremden Auto vor, steigt aus, gibt ihm seine Waffe zum Aufpassen und stirbt an seiner Schussverletzung.
Gravy weiß nicht so recht, was zu tun ist - ein sehr typischer Zustand für Gravy, der zwar herzensgut, aber nicht sehr helle ist.
Ian Rankins Kurzkrimi liest sich flüssig, ist also wirklich ein "quick read", weist interessante Charaktere guter und böser Natur auf und ist insgesamt gute Unterhaltung - das richtige für ein oder zwei Stunden Bahnfahrt oder Flug.