Sunday, April 08, 2012

Colin Cotterill - Briefe an einen Blinden

Zugegeben, den Autor Colin Cotterill (*1952 in London) kannte ich nicht und dieses Audiobook fand nur dank meiner Vorliebe für Jan Josef Liefers zu mir.

Ausgehend von meinen Lesegewohnheiten ist das südostasiatische Laos auch ein eher ungewöhnliches Setting. Dr. Siri wird mit über 70 Jahren unfreiwillig zum einzigen Leichenbeschauer von Laos ernannt - einfach weil er in der sozialistischen Republik der letzte Genosse mit medizinischem Hintergrund ist. Zusammen mit gleichsam unwissenden Gehilfen macht er sich an die Lösung von ungeklärten Mordfällen.

Briefe an einen Blinden ist der vierte Band der Reihe; von den insgesamt acht erschienenen sind bislang nur fünf Romane ins Deutsche übersetzt.
Dr. Siri bekommt einen Verkehrstoten auf seinen Tisch, was in Laos an sich schon eine Sensation ist, da es nur wenig Verkehr gibt. Der Tote war zudem blind und trägt einen Brief bei sich, der kodiert und mit unsichtbarer Tinte geschrieben ist. Daran schließt sich eine etwas verworrene und von Zufällen und Visionen beeinflusste Ermittlungsarbeit an, die sich um die Verhinderung eines Putschversuch der Royalisten dreht. 

Kurz gesagt, man darf keinen forensisch ausgeklügelten oder allzu actionreichen Plot erwarten. Bei Cotterill geht es anders zu als bei Larsson, Beckett und Co. Vielmehr entsteht hier mit der Handlung ein Bild eines Landes, das unter französischer Besatzung, Monarchie und Bürgerkrieg viel durchlitten hat - und auch mit der jetzigen sozialistischen Republik und ihren Hindernissen und Gegebenheiten unzufrieden ist. Cotterill schildert dies durch Dr. Siris Augen mit Sarkasmus und Ironie, aber auch mit Liebe zu den Laoten. Dabei habe ich viel Neues erfahren, auch wenn mir die Protagonisten bis zum Schluss fremd bleiben und für mich der Plot Lücken aufwies. 

Uneingeschränkt sehr gut ist die Leseleistung von Jan Josef Liefers, der die Charaktere  - besonders Dr. Siri - eindrucksvoll mit verschiedenen stimmlichen Nuancen und Tonlagen umsetzt. Die Lesung ist allerdings gekürzt (4CDs), vielleicht blieb da auch die ein oder andere relevante Information des Falles auf der Strecke.

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