Karl Olsberg hat mit Delete einen Thriller verfasst, der Wirklichkeit und virtuelle Realität miteinander zu verweben sucht.
Hauptkommissar Eisenberg übernimmt den Chefposten in einer Sonderermittlungsgruppe in Berlin. Das Team besteht aus verqueren und sonderbegabten Charakteren, die Eisenberg nur mühsam dazu bringt, wirklich miteinander zu arbeiten. Ihr erster Fall ist der Gruppe wie auf den Leib geschrieben: Vier Studenten werden vermisst, die alle dasselbe
Online-Computerspiel gespielt haben. Es finden sich Hinweise, dass sie zudem die reale Welt, in der sie
leben, für eine Simulation gehalten haben - ähnlich wie in Fassbinders Film Welt am Draht von 1973. Während die Ermittler noch überlegen, ob wirklich ein Verbrechen vorliegt, entführt der Täter eine weitere junge Frau und wir erleben den Wahnsinn des Täters aus dessen und ihrer Perpektive.
Was sich zunächst als gut konstruierter Krimi mit interessanten Einblicken in internetbasierte Ermittlungstätigkeit anlässt, wird zunehmend zum Seelenspiegel eines paranoiden Schizophrenen, die Ermittlungen erscheinen beiläufig und schreiten meist dann voran, wenn der Täter Fehler macht und in seinem Wahnsinn selbst den Kontakt zur Polizei sucht. Am Ende des Romans entscheidet sich Olsberg außerdem für zwei Epiloge, beide wirken gewungen. Im zweiten und letzten stellt der Autor dar, wie Wissenschaftler bzw. andere Autoren die Wahrscheinlichkeit einschätzen, dass unsere Welt genau das ist, was der schizophrene Täter im Buch annimmt, nämlich eine Fiktion, eine (Computer-) Simulation, vielleicht erdacht von anderen Computern oder anderen Wesen.
Für mich war damit das letzte Quentchen des Krimierlebnisses zerstört, das gewollt Mysteriös-Verschwörerische funktioniert für mich nicht, sondern wirkt abwegig-abstoßend - Delete konnte mich nicht überzeugen.
No comments:
Post a Comment