Zwischen zwei Fenstern ist ein Jugendroman von Dianne Touchell über zwei besondere Jugendliche namens Creepy und Maud (so auch der Originaltitel).
Aus der Perpektive der beiden wird abwechselnd erzählt, in der Audiobookfassung umgesetzt von Svenja Pages und Jens Wawrczeck (wegen dem ich auf dieses Audiobook gestoßen bin). Sie wohnen in gegenüberliegenden Häusern und Creepy kann mit seinem Fernglas in Mauds Zimmer schauen. Sie unterhalten sich non-verbal und mit hochgehaltenen Frage- und Antwortzetteln. Durch die Perpektivwechsel wird die unterschiedliche Wahrnehmung der Beziehung der beiden sehr deutlich, wenngleich beide emotionale Stärkung durch den anderen erfahren. Die haben sie auch bitter nötig, denn beide leben in schwierigen Familien und scheinen unter enormen psychischem Druck zu stehen. Dies zeigt sich in Form von nerdigem Außenseitertum einerseits und in pychotischen Episoden inklusive chronischem Haareausreißen (siehe Cover-Strähne) andererseits. Beide Familien entwickeln keine Kompetenz im Umgang mit ihren Kindern und verschlimmern deren Situation zum Teil noch.
Der Roman enthält viele verwirrende bis verstörende Elemente, besonders die Innensicht Mauds mit ihrem Vergnügen am Haarereißen und der emotionale Distanz zu ihren Eltern und ihre Verachtung für diese. Auch die bereits erwähnte unterschiedliche Wahrnehmung der Geschehnisse ist zum Teil schwer zu ertragen, so sehr wünscht man sich, die beiden mögen doch ihr Schneckenhaus verlassen. Als Gegengewicht gibt es fast poetische Momente der Nähe und des Verständnisses zwischen zwei verlorenen und verlassenen Kindern, die schließlich auch einen halbwegs hoffnungsvollen Schluss für die Geschichte bilden können, als Creepy seinen Fenster- und Beobachtungsplatz verlässt, um Maud real mit körperlicher Nähe zu Hilfe zu eilen.
Zwischen zwei Fenstern ist zwar in gewisser Weise erzählerisch und auch sprachlich beeindruckend, aber damit hängt der Roman irgendwo zwischen der jugendlichen und der erwachsenen Zielgruppe und kann beides nicht so recht sein. Er bietet teils zu wenig Erklärungs- oder Deutungsansätze - wie konnten diese zwei Jugendlichen überhaupt in diese entsetzlich einsame Lage geraten? - andererseits ist er zu komplex und sprachlich auch zu anspruchsvoll, um für Jugendliche vollends "genießbar" zu sein.
Dianne Touchell, Zwischen zwei Fenstern. Audiolino 2014.
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