So zärtlich war Suleyken ist die erste Kurzgeschichtensammlung von Siegfried Lenz. Sie erschien erstmals 1955 und umfasst 20 Geschichten, deren Handlung im ländlichen Masuren, hauptsächlich in dem Dorf Suleyken, angesiedelt ist.
1. Der Leseteufel
Großvater Schaß ist so vernarrt ins Lesen, dass er dem Krieg durch schiere Ignoranz auszuweichen vermag. Man muss schmunzeln, denn wie oft hat man selbst schon gesagt "Nur noch das Kapitel zuende lesen..." und nichts anderes um sich herum wahrgenommen.
2. Füsilier in Kulkaken
Nun soll Schaß bei den Füsilieren dienen, entzieht sich dem Dienst aber auf ähnliche Weise wie zuvor.
3. Das war Onkel Manoah
4. Der Ostertisch
5. Das Bad in Wszscinsk
6. Ein angenehmes Begräbnis
7. Schissomirs großer Tag
8. Duell in kurzem Schafspelz
Absurd stehen sich zwei Männer auf einem Waldweg mit ihren Schlitten gegenüber, keiner der beiden will ausweichen oder zurückfahren. Sie bleiben eine lange Weile, werden mit Nahrung und allem Nötigen versorgt und müssen schließlich mit einem Kran abtransportiert werden, als die Kleinbahn gebaut werden soll.
9. So war es mit dem Zirkus
10. Der rasende Schuster
11. Die Kunst, einen Hahn zu fangen
12. Eine Kleinbahn namens Popp
13. Die Reise nach Oletzko
14. Sozusagen Dienst am Geist
15. Eine Sache wie das Impfen
16. Der Mann im Apfelbaum
17. Die große Konferenz
Wieder ist es die Penetranz des Großvaters Schaß, die ihn erfolgreich aus dem Kampf um eine Wiese zwischen den Ortschaften Suleyken und Schissomir hervorgehen lässt. Er bleibt einfach so lange Gast in dem gegenerischen Ort, dass er diesen so lästig wird, dass sie die Wiese Suleyken überlassen, nur um ihn loszuwerden.
18. Eine Liebesgeschichte
Joseph Waldemar Gritzan verliebt sich in die Wäsche waschende Katharina Knack, besorgt sich flugs einen Taufschein und macht ihr mit Hilfe einer Stange Lakritz einen Antrag, bevor die Wäsche zuende gewaschen ist.
19. Die Schüssel der Prophezeiungen
Ludwig Karnickel hat Angst vor der Zukunft, lässt sie sich prophezeien und findet dann, dass es "ein wenig Mühe" gekostet hat, alles richtig zu machen.
20. Die Verfolgungsjagd
Die Verfolgungsjagd nach dem kapitalen 28-Ender ist doch etwas albern geraten, ist aber irgendwie auch Tierschutz auf masurisch.
Siegfried Lenz selbst wollte seine Geschichten als "zwinkernde Liebeserklärungen" an sein Land, als eine "aufgeräumte Huldigung an die Leute von Masuren" (S. 117) verstanden wissen, so schreibt er im Nachwort, das er mit "Diskrete Auskunft über Masuren" betitelt. So kann man auch tatsächlich nicht umhin, über die teils absurden, teils slapstickartigen Szenen zu schmunzeln und dennoch Hochachtung für die Lebensschläue und die Einzigartigkeit der Charaktere zu haben. Dabei sind die Geschichten zeitlos und werden sicher immer lesenswert bleiben.
Siegfried Lenz, So zärtlich war Suleyken. Fischer, Frankfurt am Main 2002 (51. Auflage).
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