Zugegeben, der deutsche Titel ist keine Glanzleistung, aber klingt vermutlich besser als eine komplette deutsche Übersetzung, zumal Friedhof im Titel vermutlich deutsche Käufer abschrecken könnte. Das Cover ist auch so schon gruselig genug...
Das Buch beginnt mit der Ermordung der Familie des Protagonisten, als dieser noch ein Kleinkind ist. Irgendwie krabbelt er dem Mörder davon und wird von den Geistern und anderen Bewohnern des benachbarten Friedhofs aufgenommen, die fortan seine Erziehung übernehmen. Man nennt ihn Nobody (Bod) Owens. Er lebt in einer Zwischenwelt, ist im Diesseits und im Jenseits zuhause.
Die Charaktere, die den Friedhof bewohnen, werden von Gaiman gewohnt grandios gezeichnet, man möchte sie kennenlernen, sich wie Bod mit ihnen unterhalten und von ihnen lernen. Doch als Bod älter wird, möchte er auch die normale Welt erforschen, der Friedhof wird ihm zu klein. Schnell wird klar, dass die Bedrohung, die seine Familie auslöschte, immer noch besteht. Zunächst weicht er der Konfrontation noch aus, doch um den Friedhof verlassen zu können und sein Leben zu leben, muss er seine Gegner bekämpfen.
Während die ersten zwei Drittel des Buchs höchst unterhaltsam und skurril-spannend waren, konnte mich der Showdown nicht begeistern. Unklar blieben die (Hinter-) Gründe, warum Bod das Ziel seiner Gegner wurde, eine alte Prophezeiung wird erwähnt, ist aber nur ein MacGuffin und wird nicht weiter erläutert. Sein Sieg fällt ihm ein wenig zu leicht, der Kampf seines Vormunds wirkt auch aus dem Kontext gerissen. Hier wäre ein bisschen mehr Erklärung nötig gewesen oder es hätte bei "Böse Menschen tun böse Dingen" bleiben müssen. Traurig ist außerdem, dass Bod seine Verbindung zur Geisterwelt verlieren muss, um in die echte Welt hinauszugehen. Trotzdem ist Gaimans Erzählstil recht einzigartig und die Charaktere und Atmosphäre des Buchs haben viel Spaß gemacht.
Neil Gaiman, Das Graveyard Buch. Arena, Würzburg 2009.
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